Ingmar Stadelmann in der Weißenburger Kulturgarage

8.3.2017, 16:11 Uhr
Ingmar Stadelmann in der Weißenburger Kulturgarage

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Herr Stadelmann, Sie haben Ihr neues Programm „#humorphob“ getauft. Sind die Deutschen Ihrer Ansicht nach wirklich humorfeindlicher als andere Nationen?

Ingmar Stadelmann: Ich habe nie gesagt, dass die Deutschen eine humorfeindliche Nation sind. Es gibt generell Menschen, die ein Problem mit Humor haben. Das wurde überdeutlich nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo. Wenn Leute Humor so ernst nehmen, dass sie die Witzemacher erschießen, wird jemand wie ich nervös. Das war der Ausgangspunkt für diese Show.

Ihr Programm ist eine Mischung aus Kabarett und Comedy, sagen Sie selbst. Wo liegt denn da überhaupt der Unterschied?

Stadelmann: Ich unterscheide das generell nicht. Das sind Label, die gerne medial benutzt werden. Kabarett ist für die Schlauen, Comedy für die Einfachen . . . und dann komm ich und gewinne mit schlauer Stand-up-Comedy Kabarettpreise. Das hat einige Journalisten scheinbar verwirrt. Schön!

Und wo hört denn eigentlich für Sie der Spaß auf?

Stadelmann: Das kann ich so pauschal nicht beantworten. Das ist ein bisschen wie die Frage: Welche Farbe gefällt dir nicht? Da kann man natürlich sagen: Ich mag generell kein Blau. Aber eventuell brauche ich Blau ja für Violett.

Sie haben in einem früheren Interview einmal gesagt, es ist nicht schwer, Tausend Leute zum Lachen zu bringen. Viel schwerer sei es, zehn Leute zum Lachen zu bringen. Fährt die Angst da mit, wenn man in die frän­kische Provinz kommt und in einem Autohaus auftritt?

Stadelmann: Also mir wurde versprochen, dass es da voll wird und sich alle freuen! Wurde ich belogen? Ist das etwa eine Falle? Aber ohne Spaß: Generell ist die Herausforderung in kleinen Räumen für Stand-up viel größer als in großen Hallen, in denen sich sowieso schon alle einig sind: Das, was da vorne passiert, ist witzig! In Weißenburg sind wir uns da alle sehr viel näher. Das macht es spannend.

Wenn man gähnt, hält man die Hand davor. Wenn man furzt, nicht. Das ist nur ein kleiner Gag von Ihnen, der meiner Ansicht nach aber ganz gut
illustriert, wie Ingmar Stadelmann denkt. Was halten Sie von Etikette ganz generell?

Stadelmann: Ich halte es da mit Oscar Wilde: „Jedes Nachdenken über gutes und schlechtes Benehmen zeugt von einem Stillstand der geistigen Entwicklung.“ Etikette ist eher eine Frage der Perspektive. Sehen sie, bei Tieren spricht man allgemein vom Fressen. Bei Menschen vom Essen. Dabei ist es, wenn man ehrlich ist, eher andersrum.

Humor ist immer ein Kann-Angebot, nicht jeder muss ihn zwingend lustig finden. Wer sollte denn unbedingt über Ihr Programm lachen?

Stadelmann: Im besten Fall das Publikum. Mein Kann-Angebot-Zitat spielt einfach mit der Erkenntnis: Humor ist für uns oft eine ernste Sache. Im Gegensatz zur Politik. Ich finde, es wird Zeit, das wieder umzukehren.

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