Kaya Yanar feiert das Bergwaldtheater

10.7.2016, 16:39 Uhr
Kaya Yanar feiert das Bergwaldtheater

© Struller

Kaya Yanars Auftritt war ein Familienfest. Besetzt sonst eher die etwas ältere Generation die Plätze im Waldesrund, so turnten am Samstagabend auch viele Kinder durch das Bergwaldtheater. Der Komiker hat das geschafft, was wohl der Traum vieler Veranstalter ist: Besucher aller Generationen anzulocken.

Zu Beginn zeigte sich Yanar begeistert von der Kulisse des Bergwaldtheaters, auf einer vergleichbaren Bühne hat er zuvor nie gespielt: „Wie bei Herr der Ringe im Auenland“, ruft er ins Publikum, „mit lauter kleinen Hobbits davor.“ Aber an diesem Abend geht es um den „Planet Deutschland“, nicht um Auenland oder Mittelerde. Deutschland will uns Kaya Yanar also erklären. Da ist er nicht der Erste, aber es funktioniert doch jedes Mal aufs Neue, wenn man uns Deutschen mit den typischen Klischees den Spiegel vorhält. Trotz seiner türkischen Wurzeln ist Yanar so deutsch wie man nur sein kann: in Frankfurt geboren, ein Vorbild der Integration. Zumindest fast, denn von seinem Vater wurde ihm das „hessisch babbeln“ strengstens untersagt, „musst du korrekt Deutsch sprechen!“Vom Hessischen ist es dann nicht weit zum bayerischen Dialekt, damit hat man die Lacher immer auf seiner Seite. Nicht nur, aber ganz besonders bei uns Franken. Bayerisch ist ja erwiesenermaßen der beliebteste deutsche Dialekt, auch wenn es nach Ya­nars Dafürhalten klingt, „als ob die vor Kraft nicht kacken können“. Sächsisch dagegen, sehr putzig, findet der Komiker und sächselt ein paar Sätze vor sich hin, um dann gespielt entschuldigend zu fragen: „Sind Sachsen da?“ Ein verhaltenes Ja aus dem Zuschauerrund. Gut, weil die Sachsenwitze macht er auch in Dresden oder Leipzig. Da sind dann immer an die 900 Leute da, erzählt er. „Und die schreien vor der Halle: Ausländer raus!“

So viele Katzen wie Kinder

Auch darüber kann man bei Yanar lachen, genauso wie über die deutsche Tierliebe. Zwölf Millionen Katzen, übrigens genauso viele wie Kinder. Er ist ja auch so ein Katzenmensch, selbst wenn Katzen zu nichts zu gebrauchen sind. Hunde haben immerhin noch eine Funktion als „Bioalarmanlage“, aber Katzen öffnen dem Einbrecher wahrscheinlich noch die Tür – wenn man ihnen im Gegenzug ein Dose aufmacht.

Das schafft Yanar gekonnt: über seine persönlichen Ansichten, Über­legungen und Erfahrungen mit den Klischees zu erzählen. Wer eine Katze hat, weiß, dass die sich meist „wie Franzosen im Tierreich“ kaprizieren, „Oh, non! Das Futtär hatte iiisch schon lätzte Woch’!“ Nicht anders die deutsche (Sport-)Vereinsmeierei, im Speziellen Fitnessstudios. „In Köln gehören die alle uns!“, tönt der Ko­miker mit türkischen Wurzel. „Trainingsgerät: Spiegel“. Nebendisziplin: Sackchecken. Wobei die deutschen Männer den Jungtürken in Nichts nachstehen, allenfalls noch übertroffen von den Italienern.

Wir lachen doch immer wieder gerne über uns selbst. Über die deutschen Gesetze, die deutsche Verklemmtheit, die Deutschen auf Malle, die Deutschen beim Autofahren. Nirgends wird wohl so viel geschimpft wie auf Deutschlands Straßen – und so viel gerast wie auf Deutschlands Autobahnen. Ja, alles schon gehört. Aber man hört dem Kaya Yanar doch gerne einen Abend beim Babbeln zu; auch er schaut dabei nicht auf die Uhr, hat am Ende mehr geredet als geplant und trotzdem noch Zeit für eine Zugabe als Ranjid, sein indisches Alter Ego.   
 

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