Nutzung fürs Bieswanger Schulhaus

27.10.2015, 15:00 Uhr
Nutzung fürs Bieswanger Schulhaus

© Heubeck

Das Projekt hat Modellcharakter fürs Weißenburger Land. In etlichen Dörfern stehen alte Schulhäuser oder Kindergärten leer, die auf eine neue Nutzung warten. Konzepte für Senioren stehen hierbei besonders hoch im Kurs, schließlich wird die Gesellschaft insgesamt immer älter. Burgsalach hat hier eine Vorreiterrolle eingenommen. Dort soll im alten Schulhaus kommende Woche der Betrieb der Senioreneinrichtung anlaufen.

Eingeladen in die Pappenheimer Stadtratssitzung waren drei potenzielle Betreiber. Der BRK-Kreisverband Südfranken und die Diakonie Weißenburg-Gunzenhausen setzen beide auf eine ambulante betreute Wohngemeinschaft, die Lebenshilfe Weißenburg sieht das Gebäude als Feriendomizil für Behinderte als bes­tens geeignet an. Noch stehen die Überlegungen ganz am Anfang. Zu den Kosten wurde zumindest im öffentlichen Teil der Sitzung wenig gesagt. Allerdings standen die Vertreter den Stadträten auch noch in nicht öffentlicher Sitzung für Fragen zur Verfügung.

Alle drei potenziellen Betreiber wollen aber, dass die Stadt Eigentümerin des Gebäudes bleibt und erforderliche Umbauten vornimmt. Welche genau und was das kosten würde, ließen alle offen. Sicher ist nur, dass ein Aufzug erforderlich sein wird. Der Träger würde dann als Generalmieter auftreten und für die jeweilige Belegung sorgen. Wie schnell sich die städtischen Investitionen amortisieren würden, ist völlig offen, weil eben die Umbaukos­ten noch nicht beziffert sind. Der Stadt stehen mit dem Erbe von Marie Pfister rund 600000 Euro zur Verfügung, die für den Umbau genutzt werden könnten.

Eine Senioren-WG

Die beiden Grobkonzepte, die Martin Fickert vom BRK-Kreisverband und Diakonie-Geschäftsführer Martin Ruffertshöfer dem Stadtrat präsentierten, ähnelten sich in weiten Teilen. Ambulante betreute Wohngruppen sind irgendwo zwischen der Pflege zu Hause und der vollstationären Pflege anzusiedeln. Im Prinzip ist es eine Senioren-WG. Die Bewohner haben private Bereiche, in die sie sich zurück­ziehen können, und gemeinsam genutzte Räume, wenn sie in Gesellschaft sein wollen. Damit wären familienähnliche Strukturen gegeben, die Halt bieten, ist Ruffertshöfer überzeugt. In Bayern gab es im vergangenen Jahr 237 solcher Einrichtungen mit gut 1800 Plätzen, berichtete Martin Fickert. Diese seien im Schnitt zu 90 Prozent ausgelastet gewesen.

Pflege- und Betreuungspersonal kümmert sich um alles, was die Senioren selbst nicht mehr erledigen können. Eine Wohngruppe soll höchstens zwölf Mitglieder haben, somit sei eine „überschaubare Struktur“ gewähr­leistet, sagte Ruffertshöfer. Eine angegliederte Tagespflege sei denkbar, die müssten die Bewohner aber selbst bezahlen. Auch dieses zweite Standbein hatten sowohl BRK als auch Diakonie als mögliche Ergänzung in ihr Konzept aufgenommen.

Die Vorteile einer ambulanten betreuten Wohngruppe sind eine „möglichst selbstbestimmte Lebensführung“ (Fickert) sowie die Möglichkeit, im gewohnten Umfeld bleiben zu können. Das Angebot würde sich dementsprechend vor allen Dingen an die Menschen aus Bieswang und der näheren Umgebung richten, verdeutliche Ruffertshöfer. Der Nachteil: Der Personalschlüssel ist hoch. Ruffertshöfer: „Es wird nicht günstiger als im Heim, aber es wird individueller und per­sönlicher.“ Die Pflegekasse übernimmt davon nur einen Teil.

Die Idee der Lebenshilfe geht in eine ganz andere Richtung. Als Ferienhaus für Menschen mit schwersten Behinderungen könnte man ein touristisches Angebot schaffen, um eine oft vernachlässigte Zielgruppe zu erschließen. Bieswang liege im Naturpark Altmühltal und nah genug am Fränkischen Seenland, um beide Urlaubsgebiete abzudecken.

Aus der Erfahrung heraus wissen die Verantwortlichen der Lebenshilfe, wie schwierig es ist, interessante Urlaubsangebote für Behinderte zu finden, machte Martin Britz deutlich. In Bieswang sei Platz genug für 16 Betroffene und deren Betreuer. Die vier Klassenzimmer könnten zu Ferienwohnungen werden, sodass auch Platz für Familien wäre. Das Konzept sieht vor, dass dort auch Menschen mit Behinderung arbeiten könnten. Vorstellen kann sich Günther Laubinger, der Leiter Weißenburger Werkstätten, auch eine Kooperation mit dem Rosenhof in Bieswang. Eine Pferdetherapie hätte bei Menschen mit Behinderung oft eine erstaunliche Wirkung.

Keine Entscheidung

Eine Entscheidung hat der Stadtrat noch nicht getroffen. Es ging zunächst darum, Möglichkeiten aufzuzeigen. Die Suche nach einer neuen Nutzung des Bieswanger Schulhauses hat Florian Gallus (CSU) in den Fokus gerückt. Er hatte vorgeschlagen, zusammen mit einem Träger eine Senioreneinrichtung in dem Schulhaus zu schaffen. Daraufhin hat die Stadt acht Träger angeschrieben und um Vorschläge gebeten.

Im Vorfeld hatte es Knatsch gegeben, weil Bürgermeister Uwe Sinn (SPD) den CSU-Antrag nicht auf die Tagesordnung der September-Sitzung gehoben hatte. In einer Stellungnahme hatte er damals zugesichert, dass dies nach Auswertung der Vorschläge im Oktober geschehen werde. Nun hat sich der Stadtrat zwar mit der The­matik befasst. Doch der Antrag von Florian Gallus stand wieder nicht auf der Tagesordnung. Denn der hatte ei­nen Grundsatzbeschluss vorgesehen, sich um eine Senioren-Einrichtung für das Bieswanger Schulhaus zu bemühen. Hätte das Zustimmung gefunden. wäre der Lebenshilfe-Vorschlag außen vor gewesen.
 

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