Silke Naun-Bates verlor beide Beine, aber nicht den Mut

10.3.2017, 12:00 Uhr
Silke Naun-Bates verlor beide Beine, aber nicht den Mut

© KLJB

Rund 100 Leute sind ins KLJB-Bildungshaus gekommen, um sich von Silke Naun-Bates erklären zu lassen, wie das mit dem persönlichen Glück funktioniert. „Glück ist wählbar“, lautet eine der Kernaussagen der blonden, lebenslustigen Frau. Und unausgesprochen dahinter steht die staunende Erkenntnis ihrer Zuschauer: Wenn eine Frau, deren Körper unterhalb der Hüfte endet, glücklich sein kann, dann muss mir – wo ich vom Schicksal doch viel pfleglicher behandelt wurde – das doch auch gelingen.

In Fiegenstall sitzt die 49-Jährige in ihrem Rollstuhl, um sich dann plötzlich mit beiden Händen auf den Tisch zu schwingen. Die Besucher staunen über die Wendigkeit der blonden Frau. Ihre Geschichte ist bitter. Als Achtjährige wird sie von einem Zug überrollt und verliert beide Beine. Der Hund, den sie sich so lange gewünscht hat, wird ihr zum Verhängnis. Sie läuft ihm hinterher, rutscht auf dem Bahngleis aus und schaute einen Moment zu lange auf ihr blutendes Knie.

Die Ärzte sind froh, dass sie das Kind retten können, sie gehen davon aus, dass Silke für ewig ein Pflegefall bleiben wird. An ein eigenständiges Leben scheint nicht zu denken. Nicht nur ein halber Mensch, sondern auch nur ein halbes Leben droht. Bei ihrem Auftritt in Fiegenstall kann man schnell feststellen, dass es so nicht gekommen ist.

Mutter zweier Kinder

Die 49-Jährige ist verheiratet und Mutter zweier Kinder. Gegen den ausdrücklichen Rat der Ärzte setzte sie ihre Schwangerschaften durch. „Mein Entschluss stand fest: Ich würde es probieren und mich erst wieder in der Frauenklinik melden, wenn sie mir nicht mehr raten könnten, das Kind abtreiben zu lassen. Also frühestens im vierten Monat“, las sie in Fiegenstall aus ihrem Buch vor, in dem sie ihre Erlebnisse verarbeitet hat.

Beruflich hat sie eine Ausbildung als Bürokauffrau absolviert, arbeitete dann in verschiedenen Berufen und machte sich schließlich als Persönlichkeits­trainerin selbstständig. Ihre bewegte Lebensgeschichte mit Höhen und Tiefen hat sie in zwei Büchern veröffentlicht. Seit vergangenem Jahr erzählt sie in Talkshows und öffentlichen Auftritten ihre Geschichte.

Schon immer war Silke Naun-Bates erfindungsreich und vor allem hartnäckig. Trotz ihrer Behinderung woll­te sie in ihrer Jugend alles ausprobieren, was andere in ihrem Alter auch ausprobierten. Am mobilsten war und ist sie dabei auf ihren Händen laufend, die sie mit Gummi-Clogs schützt. Sie wohnte in Wohnungen ohne Aufzug, sie fährt Auto, sie erledigt ihre Hausarbeiten.

„Und wie haben Sie es geschafft, sich mit ihrem Schicksal und all den Höhen und Tiefen Ihre Lebensfreude zu bewahren?“, wollte ein Besucher von ihr wissen. Silke Naun-Bates überlegte kurz und packt aus: „Ich habe mir einen „Koffer voller Glück“ angelegt mir Schätzen, die für mich wichtig sind: Dankbarkeit – für das Leben, für die Menschen, die mich durchs Leben begleiten und dafür, dass ich durch den Unfall ,nur‘ die Beine verloren habe.“ Auch Humor spielt eine entscheidende Rolle. Am Ende zählt für die 49-Jährige aber vor allem eines: „Die Einzige, die für mein Glück verantwortlich ist, das bin ich selbst!“

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