Vor 60 Jahren als Missionar entsandt

30.10.2017, 07:00 Uhr
Vor 60 Jahren als Missionar entsandt

© Rainer Heubeck

Der 84-Jährige lebt mit seiner zwei Jahre älteren Frau Irmgard seit 1999 auf der Ludwigshöhe – mit Unterbrechungen,wie er freudig erzählt. Ein Ruhestand im Vollversorgungsmodus mag zwar erstrebenswert sein, doch das war nichts für das Missionarsehepaar. Immer wieder zog sie die Berufung und das Abenteuer nach Papua-Neuguinea und später nach Australien. Dort wirkte Helmut Horndasch insgesamt viermal als „volunteer pastor“ in der Gemeinde Broken Hill, 500 Kilometer von Adelaide entfernt. Verbunden damit war natürlich immer auch ein Besuch bei Irmgards Tochter, die in „Down Under“ verheiratet ist.

Heute wollen die beiden Weißenburger den langen Trip nicht mehr auf sich nehmen, „auch wenn meine Frau wieder gerne nach Papua-Neuguinea ginge“, berichtet Helmut Horndasch. Das Alter macht die Reisen beschwerlich und nach einem überlebten Flugzeugabsturz „muss das nicht mehr sein“. Dafür fahren beide gerne nach Neuendettelsau, wo beide unabhängig voneinander 1957 in die Mission gingen und auch noch immer Kollegen aus früheren Tagen treffen. Bald wird auch ein Bischof aus Papua-Neuguinea dort zu Gast sein und die Horndaschs werden ihn treffen – „schließlich war er im Priesterseminar einer meiner Studenten“, freut er sich über die Karriere seines Schülers.

Auch zu einer früheren Lehrerin hat Irmgard Horndasch noch engen Kontakt – sie ist mittlerweile in Deutschland und in Allersberg verheiratet. Da besucht man sich nun öfters. Überhaupt hat die Elektronik vieles vereinfacht. Waren in den frühen Missionszeiten Briefe in die Heimat vier Wochen mit dem Schiff unterwegs, kommunizieren Irmgard und Helmut Horndasch heute per E-Mail mit Familie, Freunden und ehemaligen Wegbegleitern in aller Welt. „Vormittag sitze ich meist am Computer und schreibe“, am Nachmittag steht dann ein einstündiger Spaziergang in Weißenburg und Umgebung an.

„Zeit spielt keine Rolle“

Mit der Hektik in Deutschland können sich beide noch immr nicht anfreunden. Die vier Jahrzehnte im fernen Südostasien haben geprägt. „In Papua-Neuguinea spielt Zeit keine Rolle”, erinnert sich der Geistliche gerne an früher. Der unterschiedliche Lebensstil wurde Helmut Horndasch besonders dann bewusst, wenn er ein Jahr auf „Heimaturlaub“ war und in Vertretung hiesiger Pfarrer Gottesdienste hielt: Kaum war der Segen gesprochen und er ohne Talar aus der Sakristei zurück, war die Gemeinde weg. In Papua-Neuguinea wie in Broken Hill ist dies völlig anders. Die Gemeinde begeht dort nicht nur den Gottesdienst gemeinsam, sondern auch die Zeit danach. „Es ist eine besondere Form der Basisgemeinde“, berichtet Horndasch.

Seine spätere Frau Irmgard hat er vor der Aussendung, den Glauben in fernen Ländern zu verkünden, einmal kurz in Neuendettelsau getroffen, die zweite Begegnung war aber nicht gerade von Freude geprägt. Irmgard hatte damals in Papua-Neuguinea auf ihren Verlobten gewartet, doch als das Flugzeug landete, stieg Helmut Horndasch aus. Auch die dortige Gemeinde war überrascht – in Australien hatte er das Flugticket von Irmgards Verlobtem erhalten und war an seiner Stelle abgeflogen. Jahre später, als beider Partner verstorben waren, lernten sie sich neu kennen, verliebten sich und heirateten. Horndasch: „Es ist schon kurios, welche Wege das Leben manchmal nimmt.“

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