Der FCN in Leipzig: Club-Fanprojekt kritisiert Polizei scharf

7.4.2015, 17:32 Uhr
Die Nürnberger Fans wurden von den Einsatzkräften am Sonntag hart angegangen.

© Sportfoto Zink / DaMa Die Nürnberger Fans wurden von den Einsatzkräften am Sonntag hart angegangen.

Über 1000 Spiele des 1. FC Nürnberg hat Heino Hassler für das Fussball-Fanprojekt Nürnberg mitgemacht. Über 1000 Spiele, in denen er sich nie um seine Sicherheit als Club-Fan fürchten musste. Seit Sonntag ist das anders. Der Auftritt der Polizei beim Spiel RB Leipzig gegen den 1. FC Nürnberg hat Hassler dazu veranlasst, in einem offenen Brief an den sächsischen Innenminister Martin Ulbig heranzutreten.

"Viele jugendliche Fans wurden geschlagen und mit Tränengas besprüht", beschreibt Hassler die Situation vor dem Stadion. Aufgrund mangelnder Sicherheitseinrichtungen (keine Gitter an den Eingängen), habe sich die Polizei gezwungen gesehen, am Gästeeingang einzuschreiten.

Nach dem Spiel eskalierte die Situation erneut

Während die Leipziger Polizei nur von kleineren Tumulten spricht, fasst Hassler die übertriebenen Ausmaße in seinem Brief zusammen: "Ich wurde mehrfach Augenzeuge, wie Nürnberger Fans aus nichtigen Anlässen von zum Teil 7 bis 10 Beamten zu Boden gebracht wurden. Ein circa 50-jähriger Mann wurde am Boden liegend gezwungen, seine vorher gemachten Fotos dieser unverhältnismäßigen Vorgehensweise von seinem Handy zu löschen, was meines Wissens nicht erlaubt ist."

Im Stadion soll alles friedlich verlaufen sein, nach dem Spiel eskalierte die Situation laut Hassler dann aber doch noch: "Der absolute Höhepunkt war dann der Einsatz einer ca. 25 Mann starken Polizeigruppe, die plötzlich im Laufschritt auf den Bahnsteig der auf ihren Sonderzug warteten Fans rannte, um dort wahllos auf Fans einzudreschen." Die Polizei äußert sich hierzu nur sehr knapp und spricht von "einzelnen Straftaten", die sich am Bahnhof ereignet haben sollen.

Eine Provokation von Seiten der Nürnberger Fans schließt Hassler in seinem offenen Brief aus, er selbst sei vor Ort gewesen und habe gesehen, dass "die Nürnberger Fans auch keine den RB Leipzig verunglimpfenden Shirts anhatten. Die Stimmung war total entspannt und null aggressiv, von Nürnberger Seite aus."

Für die Zukunft sieht der Fanprojekt-Beauftragte allerdings große Schwierigkeiten, da durch das extreme Auftreten der Polizei Aggression hervorgerufen, anstatt verhindert werde. Die Einsatzkräfte seien "heiß" darauf gewesen, "die Fans zu provozieren".

Für erneute Aufeinandertreffen zwischen den beiden Vereinen erhofft sich Hassler eine gründliche Überprüfung der Einsatzkräfte, ein solcher Polizeieinsatz soll sich nicht nur aus seiner, sondern auch aus Sicht vieler Club-Fans nicht noch einmal wiederholen.

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