Die Club-Saison: Das Positive überwiegt

20.5.2013, 07:00 Uhr
Die Club-Saison: Das Positive überwiegt

© Sportfoto Zink / DaMa

Das hat beim Club gefallen...

Platz 10 in der Endabrechnung: "Mittelmaß", maulen diejenigen, die den Club nicht als Teil einer grauen, amorphen Masse sehen wollen. "Seid froh, das war auch schon mal anders", sagen die anderen - und verweisen auf das Herzschlagfinale, das die TSG Hoffenheim am letzten Spieltag (leider, möchte man angesichts von Hopps Millionen sagen) noch auf Platz 16 spülte, die Fortuna aus Düsseldorf gleichzeitig (nicht unverdient, möchte man angesichts von zwölf Spielen ohne Sieg sagen) ins Tal der Tränen stürzte. Der Club dagegen verlebte gegen Bremen einen entspannten Nachmittag und geht im August in sein fünftes Bundesliga-Jahr in Folge - erst zum dritten Mal in seiner Geschichte. Ja, damit kann man zufrieden sein. Und für nachtragende Menschen bietet der Blick auf die Abschlusstabelle noch ein nettes Schmankerl: Der Club steht am Saisonende vor Wolfsburg. Und damit vor Dieter Hecking.

Die Ruhe im Verein: Apropos Hecking: Der überstürzte Abschied des Trainers aus Nürnberg verhagelte dem Club die vorweihnachtliche Ruhe. Hecking, der im Oktober 2012 noch die Vorzüge Nürnbergs gepriesen und die fehlende Tradition Wolfsburgs bemängelt hatte, wechselte zwei Tage vor Heiligabend just - nach Wolfsburg. Viele haben sich darüber geärgert. Viele hatten Sorge, der FCN, von Hecking seit dessen Amtsübernahme 2009 ruhig und gelassen regelmäßig vom Abstieg ferngehalten, würde diesen Wechsel nicht verkraften. Er tat es doch - mit Ruhe und Gelassenheit in der Führung und mit einem Trainerduo Michael Wiesinger und Armin Reutershahn, das genau diese Qualitäten fortsetzte und in der Rückrunde sogar vier Zähler mehr holte als Hecking in der Vorrunde. Grundsolide Arbeit also, die Fortsetzung der Zusammenarbeit ist nur noch Formsache.

Die Defensive: Gegen den Club antreten zu müssen, machte den Gegnern in den vergangenen Jahren selten Spaß. Zweikampfhärte, Entschlossenheit und Wille - diese Qualitäten zeigte der Club auch in diesem Jahr immer wieder. Das Wehklagen der übermächtigen Bayern nach dem 1:1 im November kam da einem Ritterschlag gleich. Die Statistik weist nach 34 Spielen 47 Gegentore aus, nur sechs Teams waren besser. Als Mannschaft funktionierte der Club über weite Strecken der Saison und legte so den Grundstein für den souveränen Klassenerhalt. Verlass war dabei neben Timmy Simons ausgerechnet auf Timm Klose und Per Nilsson, an deren Stabilität vor der Saison nicht wenige zweifelten. Die Zweifler verstummten schnell - den überragenden Klose weist der kicker als notenbesten Club-Spieler (3,27) aus, Nilsson blieb endlich verletzungsfrei und erzielte nebenbei sechs Tore.

Die Moral: Dass der Club Rückstände wettmacht, war jahrelang eine Seltenheit. Unter Wiesinger und Reutershahn dagegen läuft es: Aus einem 0:2 wurde in Wolfsburg ein 2:2, auch gegen Hamburg (1:1), gegen Hannover (2:2) und in Stuttgart (1:1) gelangen noch Punktgewinne. Seinen Meister machte der Club in dieser Disziplin im Schlussspurt: In Düsseldorf (2:1) und gegen Bremen (3:2) fuhr die Mannschaft nach Rückstand sogar noch Dreier ein.

Hiroshi Kiyotake: Circa eine Million Euro ließ sich der Club vor Saisonbeginn die Dienste des Japaners kosten. Vier Tore und elf Vorlagen hat der Standard-Spezialist 34 Spieltage später vorzuweisen. Natürlich, es waren auch Partien dabei, in denen der 23-Jährige blass blieb. Die Investition hat sich trotzdem gelohnt. Wir freuen uns schon auf die neue Saison.

Das lief nicht so gut...

Die Krise im Frühling: Vier Spiele, vier Pleiten, 1:9 Tore: Zwischen dem 29. und dem 32. Spieltag gelang dem Club nichts. Sportlich gesehen nicht dramatisch, denn da war das Abstiegsgespenst schon längst aus Nürnberg vertrieben. Aber durchaus ärgerlich, schließlich hätte der FCN mit etwas Glück noch ins Schneckenrennen um die Europa League eingreifen können. So ging es vier Spiele lang um die Goldene Ananas. Schlimmer noch war die Pleitenserie aber für das Umfeld, denn auch das prestigeträchtige Derby gegen Fürth (0:1) ging verloren. Da half es auch wenig, dass für sich gesehen jede Pleite - abgesehen vom unterirdischen 1:2 in Hoffenheim - erklärbar schien. Der Stachel sitzt tief.

Die Offensive: 39 Tore in 34 Spielen sprechen eine deutliche Sprache - schlechter waren nur Stuttgart, Augsburg und Fürth. Dieses Problem alleine an Sebastian Polter und Tomas Pekhart festzumachen, wäre zu einfach. Das Offensiv-Spiel des Club ist häufig zu berechenbar, aus dem defensiven Mittelfeld kommen (meist) zu wenig offensive Impulse, die Außenverteidiger - meist Javier Pinola und Timothy Chandler - scheinen offensiv limitiert, die Außenstürmer - allen voran Alexander Esswein und Robert Mak - zu wechselhaft in ihren Leistungen. Insgesamt ist da noch viel Luft nach oben. In der Sommerpause wird man am Valznerweiher erstmals seit Jahren nicht darauf angewiesen sein, Leistungsträger zu verkaufen. Der Club sollte den Sommer dazu nutzen, sich in der Offensive etwas einfallen zu lassen. Schließlich springt die Defensive nicht jedes Jahr ein.

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