Ein Burgfarrnbacher beim Ironman Hawaii

30.11.2018, 10:46 Uhr
Ein Burgfarrnbacher beim Ironman Hawaii

"Es ging zu wie bei einer Massenschlägerei." So hat Benjamin Weigel aus Burgfarrnbach den Schwimmstart beim diesjährigen Ironman auf Hawaii in Erinnerung. Der 28-Jährige hatte sich im Sommer für das Rennen im Oktober qualifiziert. Mit dem Start auf der Pazifikinsel, dem Mekka der Triathleten, wollte er sich einen Lebenstraum erfüllen (die FN berichteten). Kam nun alles anders?

"Nicht alles, aber der Start war schon eher suboptimal", erwidert Weigel. Heute kann er darüber lachen, damals hat es ihn gleich zu Beginn ganz schön aus dem Tritt gebracht. Mit seiner Startgruppe, den männlichen Amateuren, stürzte sich über die Hälfte der insgesamt 2378 Teilnehmer des Rennens gleichzeitig ins Meer, um die 3,8 Kilometer lange Schwimmstrecke zu bewältigen.

Im Gedränge riss ihm ein anderer Teilnehmer die Schwimmbrille vom Kopf. Glücklicherweise ging sie nicht verloren, aber bis er sich wieder gefangen hatte, verstrichen wertvolle Sekunden und der Schwimmrhythmus war erst einmal dahin. "So etwas kann einen ganz schön demotivieren, wenn man noch etwa neun Stunden Rennen vor sich hat", weiß Weigel.

Dabei hatte alles so gut angefangen. Bereits zwei Wochen vor dem Start war der Fürther Triathlet auf Hawaii angekommen. Vor allem, um sich an die elf Stunden Zeitverschiebung zu gewöhnen. Letzten Endes sei die körperliche Anpassung an die hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit aber sogar noch wichtiger gewesen.

Ein Burgfarrnbacher beim Ironman Hawaii

© Fotos: Florian Burghardt, Gerhard Weigel

Tatsächlich war er einer der ersten Triathleten, die vor dem Rennen auf Hawaii landeten. Zwei Mal täglich trainierte er vor Ort. Morgens im Wechsel Schwimmen oder Laufen, nachmittags Radfahren. Von Tag zu Tag bekam er mehr Gesellschaft. "Jeder Teilnehmer hat etwa zwei Begleiter dabei, die auch sportlich aktiv sind. In den letzten Tagen vor dem Ironman waren hier fast 7000 Menschen am Trainieren. Fast die ganze Insel machte Sport. Dazu die vielen Sponsoren, Aussteller und Journalisten – eine einmalige Szenerie", berichtet Weigel.

Zurück ins Rennen: Als er aus dem Salzwasser steigt, ist der Burgfarrnbacher mit dem Verlauf nicht zufrieden, mit der Zeit aber schon. Eine Stunde und eine Minute. Jetzt schnell aufs Rad wechseln, Weigels stärkste Disziplin. Hier hat er keine Probleme. Ab auf den für die Triathleten abgesteckten Highway, 90 Kilometer in die eine Richtung, wenden und dieselbe Strecke wieder zurück.

"Auf dem Rad hatte ich mein absolutes Hawaii-Hoch. Zwischen Kilometer 140 und 180 habe ich nur noch überholt", erinnert er sich. Dazu könnte auch die veränderte Ernährung beigetragen haben. Für gewöhnlich feiern die Triathleten am Tag vor dem Rennen riesige Pasta-Partys, bei denen sie Unmengen Nudeln vertilgen, um die Kohlehydratspeicher für den großen Tag aufzufüllen. "Ich habe mich dieses Mal hauptsächlich an Kartoffeln mit Spinat gehalten – ein Tipp von erfolgreichen Profis", so Weigel. Am Ende stand mit vier Stunden 49 Minuten eine neue persönliche Rad-Bestzeit.

Das Hoch hielt auch beim Laufen noch an, nur leider nicht für den gesamten zu absolvierenden Marathon. Ab Kilometer 28 ging es mit der Leistung langsam abwärts. "Es war so schrecklich heiß auf dem Highway. Um mich herum trugen viele denselben Kampf aus und setzten mit gequälten Gesichtern nur noch irgendwie einen Fuß vor den anderen", erinnert sich der Triathlet aus Burgfarrnbach.

Er hatte sich selbst Taschen in sein Lauftrikot genäht, in die er bei jeder Versorgungsstation becherweise Eiswürfel kippte – vergeblich. Die enorme Hitze der hawaiianischen Sonne schmolz diese in Sekunden und der kühlende Effekt war dahin. "Ich wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass ich ins Ziel kommen werde. Aber meine Zeit war mir dabei nicht mehr wichtig", so Weigel.

Am Ende standen neun Stunden und 35 Minuten auf der Uhr – nur fünf Minuten entfernt von seiner Bestzeit. Auch der 424. Platz kann sich sehen lassen. Schließlich gilt Hawaii aufgrund der verhältnismäßig vielen Höhenmeter und der enormen Hitze als eine der anspruchsvollsten Strecken der Welt.

"Es war eine fantastische Erfahrung. Ebenso wie der anschließende Urlaub, den ich mit meinen Eltern auf der Inselgruppe gemacht habe", resümiert der Eisenmann. Eine Rückkehr schon im nächsten Jahr schließt er aber aus. Jetzt will sich Weigel zusammen mit dem Triathlon-Team des TV Fürth 1860 erst einmal auf die Wettkämpfe in der Landesliga Nord konzentrieren. Das ist zwar ein paar Nummern kleiner als Hawaii – dafür geht es beim Schwimmstart wesentlich gesitteter zu.

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