FCN startet mit gemischten Gefühlen ins Jahr 2015

5.1.2015, 05:59 Uhr
FCN startet mit gemischten Gefühlen ins Jahr 2015

© Sportfoto Zink

Martin Bader hat viele Interviews geben müssen über die stillen Tage, natürlich ging es um den 1. FC Nürnberg, aber besonders auch um Martin Bader. Der Sportvorstand war der Mann des Jahres 2014 in Nürnberg - worauf er gerne verzichtet hätte, denn als Auszeichnung musste Bader, seit elf Jahren und vier Tagen im Club, das kaum sehen.

Das Jahr 2014 war ein Annus horribilis für den 1. FC Nürnberg, vom verlorenen Abstiegskampf in der ersten Liga ging’s im freien Fall in den Abstiegskampf der zweiten, zu gewinnen gab es da aber nichts. Nicht in die dritte Liga abzusteigen, würde sich kaum zum Erfolgserlebnis umdeuten lassen - obwohl die Stimmungslage beinahe so war im Herbst.

Ein Stürmer soll kommen

Weil die Trainer (zweimal) wechselten, fast alle Spieler das Weite suchten und der Aufsichtsrat den größten personellen Umbruch seit seinem Bestehen konstatieren durfte, blieb einer übrig. Martin Bader. Das "intensivste Jahr", sagte Bader wiederholt, sei es gewesen, ein Jahr der Enttäuschungen und - auch - der Selbstzweifel; er hat sich allen Diskussionen gestellt und dabei alles erfahren: sachliche und unsachliche Kritik, Wut, Abneigung, sogar blanken Hass, aber auch Mitleid, Zuspruch und - besonders in zwei Mitgliederversammlungen - beträchtlichen Beifall.

Die Frage, ob Martin Bader, der Architekt dieses neuen Clubs, noch der richtige Mann am richtigen Platz sei, ist natürlich trotzdem nicht unter allgemeinem Einverständnis schlüssig zu beantworten, wenigstens nicht theoretisch.

Praktisch entscheidet sich beim Fußball alles auf dem Platz, wo man sich am Montag wiedersieht: Um zehn Uhr beginnt die erste Trainingseinheit des neuen Jahres, um 14.45 Uhr die zweite, der Mann, der die Fußballer anleitet, hatte sich mit einem sehr schön formulierten Satz in die Winterpause verabschiedet. An Defiziten, sagte Trainer René Weiler nach dem torlosen Remis gegen die Nachbarn aus Fürth, könne man beim gemeinsamen Üben arbeiten - und auch auf andere Weise.

Neuzugänge wird man aber noch nicht sehen. "Personelle Veränderungen werden frühestens in den nächsten Tagen vollzogen", äußerte Weiler am Sonntag auf Anfrage, "definitive Entscheidungen", versichert der Schweizer, seien "noch nicht gefallen"; zuerst wird das vorhandene Personal inspiziert. Mit dem im Sommer aus Sandhausen geholten Danny Blum, der noch keine Minute für Nürnberg spielte, und dem ebenfalls lange verletzt gewesenen Peniel Mlapa sollen zwei potenzielle Verstärkungen für die kränkelnde Offensive in den Betrieb zurückkehren; dass noch mindestens ein Stürmer vom besonderen Reiz eines Wechsels an den Valznerweiher überzeugt werden soll, darf aber als leidlich sicher gelten, die Kandidaten werden schon länger gesichtet.

Womit man Neuzugänge locken könnte, ist derzeit noch ein bisschen die Frage. Der Aufstieg bleibt natürlich das Ziel, auf einen Zeitpunkt legen sie sich aber nicht mehr so genau fest - eine Lehre aus dem Sommer, als solche Ansprüche recht forsch formuliert worden waren, mit den bekannten Folgen. Vom reinen Übergangsjahr mag Martin Bader aber auch nicht mehr reden; Ambitionen, sagt er, braucht jeder Verein, und eine allzu große Bescheidenheit könnte ja auch missverständlich wirken - man gibt Fußballprofis ungern zu verstehen, dass ein bisschen weniger schon auch genügen könnte.

Erinnerungen an 2008/09

Aussichtslos immerhin ist die Lage nicht mehr, seit der Trainer Weiler den freien Fall gestoppt und einen kleinen Aufwärtstrend (sechs Spiele, 13 Punkte) gesetzt hat. Die dritte Liga droht nicht mehr akut, die erste lockt immer. Aktuell hat Nürnberg nur zwei Punkte weniger auf der Habenseite als vor sechs Jahren - damals gelang, nach einer personellen Blutauffrischung im Winter, nach einem verkorksten Saisonstart doch noch der Wiederaufstieg.

René Weiler beschäftigen derlei Überlegungen am wenigsten, der Trainer fiel bisher auf höchst angenehme Weise als Realist mit Leidenschaft und Ehrgeiz auf. Die ersten Pläne für den Auftakt? "Auch im konditionellen Bereich fast ausschließlich auf dem Feld und mit dem Ball" werde jetzt gearbeitet, sagt Weiler, "einige wenige Leistungstests wird’s auch noch geben", und danach ist man vielleicht schon ein wenig schlauer. Gegen René Weiler als Mann des Jahres 2015 gäbe es keine Einwände - Martin Bader wird den imaginären Titel jedenfalls gerne abgeben.

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