HC Erlangen vor Saisonstart: Bereit für den nächsten Schritt

Christoph Benesch

Erlangen

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29.8.2017, 12:24 Uhr
HC Erlangen vor Saisonstart: Bereit für den nächsten Schritt

© Wolfgang Zink

In der Halle lief die Verabschiedung vor fast 11000 Zuschauern, da saß Robert Andersson im kleinen Presseraum im Bauch der Kieler Ostseehalle und schüttelte mit dem Kopf. "Ich bin maßlos enttäuscht", sagte der Trainer des HC Erlangen immer wieder, die Gesichtszüge verrieten Traurigkeit. Seine Mannschaft hatte gerade 26:33 verloren. Als Aufsteiger beim deutschen Rekordmeister.

"Wir sind nicht mehr der kleine HC Erlangen", erinnerte auch Rene Selke, der Geschäftsführer, bei nahezu jeder Präsentation eines Neuzugangs, die nicht mehr nur in die Jahre gekommene Internationale sind, sondern Europameister wie Johannes Sellin (26); oder aufstrebende Spieler aus dem erweiterten Kreis der Nationalmannschaft, wie Christoph Steinert (27) und Andreas Schröder (26). Sie alle spielen nun für den HCE, weil der sich auch einen guten Ruf als solide geführter, finanziell gesunder Verein erarbeitet hat. Vor allem aber, weil Erlangen zum "mit Leipzig spannendsten Projekt der Bundesliga" (Steinert) geworden ist.

"Man guckt nach den Spielern, nach dem Potenzial, dem Alter der Spieler, den Neuverpflichtungen. Da sehe ich Ausrufungszeichen, dass hier langfristig geplant wird. Da habe ich die Angebote sondiert und Erlangen hat alles ausgestochen", meinte etwa Johannes Sellin.

Finanziell ziemlich abgewirtschaftet, hatte der Erlanger Rechtsanwalt Carsten Bissel vor sieben Jahren den Erlanger Spitzenhandball nicht nur vor dem Konkurs gerettet, sondern stellte ihn ganz neu auf. Ein Höhenflug begann, der eine ungeahnte Euphorie in der Metropolregion auslöste. Im Neuanlauf auf Liga eins wurde aus dem Provinzklub, der in einer Schulturnhalle vor 1400 Menschen spielte, ein professionell geführter Handball-Bundesligist. Der bemüht sich, seine Wurzeln nicht zu verlieren. Auch wenn der Zuschauerschnitt in der Multifunktionsarena in Nürnberg zuletzt bei 4847 Menschen lag. Nur sechs Bundesligisten sehen noch mehr Zuschauer, darunter Meister Rhein-Neckar Löwen, THW Kiel, SG Flensburg-Handewitt.

Das Ziel: Weiterentwicklung

Doch auch sportlich gelang kontinuierlich eine Weiterentwicklung. "Platz neun ist hervorragend“, sagt Nikolai Link, dienstältester HC-Spieler, über die vergangene Saison, als er neben Nicolai Theilinger zum Nationalspieler wurde. Es wird trotz der Verstärkungen schwer werden, diesen Rang erneut zu erreichen – 2016/17 wurden fast alle wichtigen Spiele gewonnen, der HCE geriet nie in Abstiegsangst, blieb nahezu verletzungsfrei. "Es war eine fast perfekte Saison", sagt Selke. Zudem schwächelten einige Favoriten.

Das Ziel mit einer stark verjüngten Mannschaft passt deshalb trefflich zu diesem Verein: "Wir wollen uns wieder weiterentwickeln, einfach den nächsten Schritt machen", sagt Trainer Robert Andersson. Seine Mannschaft ist dafür variabler geworden, schwerer ausrechenbar, agiler. Ja, der HC Erlangen 2017/18 ist wohl der beste, den es bisher gab. Um Andersson beim Auswärtsspiel beim großen THW Kiel rundum glücklich zu machen, werden trotzdem noch ein paar Schritte fehlen.

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