HCE-Rechtsaußen Sellin: Schritte aus dem Tief

Christoph Benesch

Erlangen

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30.3.2018, 14:26 Uhr
War beim HC Erlangen bislang noch kein Faktor: Der als Königstransfer verpflichtete Johannes Sellin.

© Sportfoto Zink / DaMa War beim HC Erlangen bislang noch kein Faktor: Der als Königstransfer verpflichtete Johannes Sellin.

Als Johannes Sellin Ende Januar 2017 im schmucken Unternehmenssitz einer Immobilienfirma offiziell vorgestellt wurde, führte der Nationalspieler, Europameister und U21-Weltmeister mit 122 Treffern die Torjägerliste der Handball-Bundesliga an. "Ich möchte mich als Führungsspieler weiterentwickeln und dem Verein helfen, ihn nach oben zu bringen", sagte der 26-Jährige selbstbewusst.

Aufgrund einer Muskelverletzung verpasste er dann noch zwei Partien in Melsungen, rutschte in der Torjägertabelle auf Rang drei – 205 Tore, eine Quote von fast 68 Prozent verwandelter Chancen, waren dennoch sehr eindrucksvolle Werte.

Warten auf ein "ordentliches Spiel"

Nur ein Handball-Halbjahr später ist Johannes Sellin nicht wiederzuerkennen: 50 Tore hat er gerade einmal geworfen, besitzt eine Quote unter 57 Prozent. Das ist Platz 102 der Torschützenstatistik. Sellin hat allerdings auch zehn Saisonspiele verpasst, musste zweimal an den Fingern operiert werden.

"Jeder Sportler hat solche Phasen", sagt René Selke, der Geschäftsführer des HC Erlangen, selbst einst Profitorwart. "Er und wir wissen, welche überragenden Qualitäten er besitzt. Er brennt darauf, sie endlich auch in Erlangen zu zeigen und wird sich da wieder rausarbeiten."

Das ist Sellin bislang vor allem in Heimspielen nicht gelungen. "Es wird Zeit, dass der Knoten platzt", sagt er mit einem Schuss Pessimismus, "jetzt ist die Saison fast zu Ende und ich habe noch kein einziges ordentliches Spiel gemacht."

Ein mentales Problem

Ganz so schlimm ist es nicht, gerade in der Deckung spielt der Linkshänder solide. Einzig die Chancenverwertung lässt zu wünschen übrig, auch wird der Rechtsaußen im zentrumslastigen Positionsspiel des HCE selten in Wurfposition gebracht. Und wenn, dann scheitert er häufig – zuletzt am Samstag gegen Göppingen mit den ersten beiden Versuchen. "Insgesamt zu viele Fehler für meine Ansprüche und vor allem für so ein enges Spiel", fand er.

Weshalb Johannes Sellin bislang so überhaupt nicht an die Leistungen der Vorsaisons anknüpfen kann, weiß er selbst nicht genau: "Das muss ein mentales Problem sein." Die operierten Finger sind weitestgehend geheilt und beweglich, "ich denke, mir fehlt einfach das Selbstbewusstsein und die Lockerheit".

"Bald ist er der Alte"

Das vermutet auch René Selke: "Wie wichtig Johannes sein kann, hat er in der zweiten Hälfte mit seinen Toren gezeigt", so der Geschäftsführer. Vier Chancen besaß er da und nutzte sie alle. "Man sieht: Er kann sich reinkämpfen, mit seiner Körpersprache die ganze Mannschaft mitziehen. Das wird von Woche zu Woche besser, bald ist er der Alte."

Auch Johannes Sellin hat diese Hoffnung: "Im Training treffe ich jetzt endlich wieder, das war länger auch nicht so. Nun wird es Zeit, dass es im Spiel so weitergeht." Torschützenkönig wird Johannes Sellin heuer dennoch sicher nicht mehr. Aber zumindest wäre er dann endlich so richtig beim HCE angekommen.

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