HCE: Sprachlosigkeit weicht dem Blick nach vorne

31.5.2015, 17:56 Uhr
HCE: Sprachlosigkeit weicht dem Blick nach vorne

© Harald Sippel

„Dass es zu erwarten war, macht es nicht leichter.“ Mit diesen wenigen Worten brachte HC- Trainer Robert Andersson das Wechselbad der Gefühle nach dem nun sicheren Abstieg auf den Punkt. Die Hoffnung das Blatt doch noch wenden zu können und die direkte Rückkehr in Liga zwei zu vermeiden, war längst schon verschwindend gering geworden, doch bis zuletzt hielten alle Beteiligten sie am Leben. Und hätte Berlins Petar Nenadic den Ausgleich zum 28:28 nicht noch in letzter Sekunde geschafft, hätte sie auch noch ein bisschen weiterleben können.

Trauer bei „Katze“

Nun rangen die Beteiligten erst einmal um Fassung. Torhüter Nikolas Katsigiannis nahm diesen letzten Gegentreffer unglaublich persönlich, lag mit bedecktem Gesicht in seinem Tor und trauerte schließlich in der Kabine weiter. Die „Katze“, die dem HCE enormen Rückhalt gegeben hatte, und für die der kurze Zwischenstopp in Erlangen zum Sprungbrett nach Kiel geworden war, hätte sein Team nur zu gerne erstklassig zurück gelassen. Auch Christoph Nienhaus fehlten die Worte: „Es ist wie es ist, aber eigentlich kann ich dazu jetzt gar nichts sagen“, rang er sich kaum hörbar ab.

Auch Nicolai Theilinger, der in der Schlussphase einige wichtige Treffer erzielt hatte, konnte nicht erklären, dass ausgerechnet nach diesem großartigen Spiel gegen die Berliner Füchse der Abstieg besiegelt sein sollte: „Das ist sehr, sehr bitter“, sagte er. „Unsere Abwehr stand heute gut, aber vorne lief es nicht so flüssig. Wir hätten uns leichter getan, wenn wir uns mehr abgesetzt hätten.“ Kollege Nikolai Link, mit neun Toren bester Werfer der Erlanger, fand noch mehr Kritikpunkte: „Wir haben den Sieg in den ersten 30 Minuten vergeben, weil wir da die Tore nicht gemacht haben. Und unser Überzahlspiel war katastrophal. Aber schlimmer kann es eigentlich nicht laufen. Wir hätten eigentlich beide Punkte verdient gehabt.“

HCE: Sprachlosigkeit weicht dem Blick nach vorne

© Harald Sippel

Ein Abstieg ist für viele Erlanger eine völlig neue Erfahrung, auch für Nikolai Link: „Ich bin noch nie abgestiegen und habe auch noch nie so eine Dramatik erlebt. Doch mit bisher 23 Punkten brauchen wir uns als Aufsteiger auch nicht verstecken“, sagt der 25-Jährige und blickte schon wieder nach vorne: „Wir müssen jetzt schnell wieder hochkommen, damit wir bald wieder diese geniale Stimmung erleben dürfen.“ Eine kleine Entschuldigung schickte Link dann auch noch nach: „Ich wollte mich nach dem Spiel eigentlich noch mehr beim Publikum bedanken, das uns immer so einmalig unterstützt hat. So etwas wie zuletzt in Bietigheim habe ich noch nie erlebt. Aber nach dem Ende war meine Enttäuschung einfach zu groß.“

Gestärkt zurückkommen

HCE: Sprachlosigkeit weicht dem Blick nach vorne

© Harald Sippel

Auch Trainer Robert Andersson fühlte sich nach der Partie leer, lobte aber seine Mannschaft dafür, dass sie gegen einen sehr starken Gegner bis zum Schluss gekämpft hatte. „Wir haben immerhin gegen den amtierenden Europapokalsieger einen Punkt geholt“, rief auch Geschäftsführer Stefan Adam noch einmal in Erinnerung, gab aber zu, dass es auch für ihn diesmal schwieriger sei als sonst Worte zu finden. Deshalb ging auch sein Blick nach vorne: „Auch wenn die Köpfe heute gesenkt sind können wir alle stolz sein. Wir werden gestärkt zurück kommen und hier hoffentlich wieder ähnliche Handballfeste erleben.“ Der HCE kann wegen des deutlich schlechteren Torverhältnisses jetzt auch nicht mehr Viertletzter werden und eventuell von der Nichterteilung der Lizenz an Eisenach profitieren. „Wir können nur noch bester Aufsteiger werden“, so Adam.

HC Erlangen: Katsigiannis, J. Stochl; Weltgen, Theilinger (5), J. Link, Preiß (1), Sveinsson (1), Nienhaus, Heß, Rahmel (8/5), Stranovsky (3), N. Link (9), Thümmler (1), Schwandner, Krämer, Sabljic.

Füchse Berlin: Heinevetter, P. Stochl; Wiede (3), Struck, Nenadic. (5), Pevnov (1), Romero (9/2), Zachrisson (4), Skroblien, Igropulo (4/1), Nielsen (1), Drux (1).

Zuschauer: 4638.

Schiedsrichter: Fabian Baumgart/ Sascha Wild. Siebenmeter: 5/5:5/3. Zeitstrafen: 14 Min. (N. Link (2), Stranovsky (2), Preiß (2), J. Link) - 14 Min. (Nielsen (3), Igropulo (2), Zachrisson, Pevnov). Rote Karte: Nielsen (Berlin, 34./dritte Zeitstrafe).

Spielverlauf: 0:1, 1:1, 1:1, 2:3, 6:3, 6:5, 9:5, 9:8, 10:8, 11:9, 11:11, 12:11, 12:12 (Pausenstand); 13:12, 14:13, 15:14,15:16, 16:16, 16:18, 17:18, 17:19, 18:19, 18:20, 19:20, 19:21, 21:21, 21:22, 23:22, 23:23, 23:24, 24:24, 24:25, 26:25, 26:26, 27:26, 27:27, 28:27, 28:28 (Endstand).

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