Zahnloses Kleeblatt verliert bei Kramers Fortuna

30.10.2015, 20:21 Uhr
Befreiungsschlag gegen den Ex-Verein: Frank Kramer schreit seine Freude in den Düsseldorfer Nachthimmel.

© Sportfoto Zink / WoZi Befreiungsschlag gegen den Ex-Verein: Frank Kramer schreit seine Freude in den Düsseldorfer Nachthimmel.

Das Spiel der Spielvereinigung Greuther Fürth bei Fortuna Düsseldorf hätte viele Überschriften haben können: Da ist die Marke, die Fürths Innenverteidiger Benedikt Röcker geknackt hat. Mit seinem 61. Pflichtspieleinsatz über 90 Minuten überrundete er Thomas Kleine, den bisherigen Rekordhalter der zweiten Liga und sein Vorgänger auf dieser Position beim Kleeblatt. Ebenso lieferten sich Fürths Trainer Stefan Ruthenbeck und sein Gegenüber ein Duell der Amtskollegen, schließlich war Kramer noch zu Jahresbeginn in Fürth angestellt.

Doch um was es hier wirklich ging, stellte Ruthenbeck gleich zu Beginn im Bezahlfernsehen klar: "Es geht heute darum, Düsseldorf auf Distanz zu halten." Nach den Niederlagen gegen die "Spitzenmannschaften St. Pauli, Bochum und Freiburg" wisse nun jeder in Fürth, wo das Team hingehöre: "Es geht weiterhin darum, nicht unten reinzurutschen." Und er empfahl sich und seinen Spielern: "Wir sollten nicht zu sehr die Klappe aufreißen, sondern unsere Hausaufgaben machen."

Große Klappe bewies beim Verlesen der Düsseldorfer Aufstellung auch nur ein einziger Fan. Er pfiff beim Namen Frank Kramer, alle anderen skandierten laut seinen Namen. Die Rückendeckung scheint ihm auch nach dem 1:5-Debakel im Pokalspiel gegen den Club gewiss. Stattdessen nahmen die Heimfans die Spieler in die Pflicht, als sie riefen: "Wir wollen euch kämpfen sehen!" Die Adressaten waren auf sieben Positionen aber nicht dieselben wie in Nürnberg, weil Kramer großzügig Denkzettel verteilte.

Mit seiner alten Mannschaft ging Kramer liebevoller um, klatschte alle im Kabinengang ab und herzte Goran Sukalo, der zum 50. Mal für Fürth auflief, und Robert Zulj. Die zwei Namen lassen es schon erahnen: Das in Schwarz-Blau gekleidete Kleeblatt lief in derselben Formation auf wie vor einer Woche beim 1:0-Sieg gegen 1860 München.

Angetrieben von den 21.241 Fortuna-Fans, die die Akustik der Stadionarchitektur imposant nutzten, eröffnete die Heimmannschaft in der achten Minute das Feuer. Der Hamburger Leihspieler Kerem Demirbay flankte auf Julian Koch, der am Fünfmetereck knapp über die Latte köpfte. Doch die beste Gelegenheit hatte der Fürther Sebastian Freis in der 20. Minute, als er einen Schlenzer aus 20 Metern an die Latte setzte.

Glück hatten die Gäste, als Koch Fürths Keeper Sebastian Mielitz irritierte, aber nicht regelwidrig berührte, und jener ihm den Ball vor die Füße warf. Doch Schiedsrichter Martin Petersen pfiff die Szene zugunsten der Fürther ab. In der 31. Minute machte Mielitz seinen Fehler wieder gut und faustete einen platzierten Distanzschuss von Demirbay weg. Bis zur Pause verschafften sich die Gäste nur wenig Entlastung, ein Schüsschen von Veton Berisha in der 39. Minute war das einzig Gefährliche.

Nur eine Chance in Hälfte zwei

In der zweiten Hälfte aber gab es nur noch eine Chance für Fürth, als Marcel Franke in der 84. Minute knapp daneben zielte. Ansonsten kam Fürth gar nicht erst vors gegnerische Tor, vor allem, weil Marco Stiepermann ein Totalausfall in seiner Funktion als Ballverteiler nach vorne war. Auf der Gegenseite stellte Didier Ya Konan das Visier immer genauer ein. Beim dritten Versuch gewann er ein Kopfballduell gegen die halbe Fürther Abwehr und der Ball zappelte im Fürther Tor (78.). Die Führung war verdient, der Gastgeber tat einfach mehr dafür. Für ein richtig spannendes Fußballspiel fehlte beiden Teams der Spielfluss und die Präzision nach vorne. Doch der Ball war die meiste Zeit eben in der Fürther Hälfte, was schließlich zur entscheidenden Ecke führte.

In Düsseldorf scheinen sich Fans und Mannschaft nach diesen 90 Minuten jedenfalls wieder lieb zu haben. Und in Fürth reißt nach diesem zahnlosen Auftritt bestimmt niemand groß die Klappe auf. Kurz vor Schluss verhinderte Mielitz sogar noch das 0:2, als Julian Schauerte und Alexander Madlung alleine vor ihm auftauchten.

Hier finden Sie den Live-Ticker zum Nachlesen.

Fortuna Düsseldorf: Rensing - Schauerte, Haggui, Bodzek, Bellinghausen (71. Holthaus) - Koch, Sobottka - Bolly (69. Bebou), Demirbay, Sararer - Ya Konan (86. Madlung)

SpVgg Greuther Fürth: Mielitz - Caligiuri, Franke, Röcker, Thesker - Sukalo, Gjasula - Stiepermann, Zulj (83. Tripic), Freis (83. Gießelmann) - Berisha (79. Weilandt)

Tore: 1:0 Ya Konan (78.) | Gelbe Karten: Sobottka, Sararer - Stiepermann, Sukalo, Weilandt | Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart) | Zuschauer: 21.241.

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