Mut und Respekt: Selbst die Konkurrenz erfreut sich am Club

20.9.2018, 05:32 Uhr
Mut und Respekt: Selbst die Konkurrenz erfreut sich am Club

© Foto: Ewert/nordphoto

Einen Monat ist es her, da saß Hanno Behrens im Trainingslager des 1. FC Nürnberg in Südtirol und sagte einen Satz, der die Ungewissheit vertreiben sollte. Er war da gerade als Kapitän einer Mannschaft bestätigt worden, die zwar kurz zuvor den Aufstieg in die erste Liga geschafft hatte, in deren Umfeld aber die Zweifel nicht kleiner werden wollten, ob das wirklich gut ist für diese Mannschaft, dass sie sich fortan mit den Branchenbesten des Landes würde messen müssen. Also sagte Behrens: "Wir haben letzte Saison gelernt, unserem Trainer zu vertrauen." Das wird schon, meinte er, mit dieser Mannschaft und Michael Köllner.

Ein paar Wochen und drei Erstliga-Spiele später wird diese Einschätzung von mehr Menschen geteilt: Dass das schon wird mit dieser Mannschaft und diesem Trainer in der ersten Liga können sich jetzt nicht mehr nur Optimisten vorstellen. Die Fans des 1. FC Nürnberg haben gelernt, diesem Trainer zu vertrauen — wieder einmal.

Gegenseitiges Vertrauen

Im letzten Sommer waren die Zweifel ja nicht kleiner gewesen. Der Club und Behrens hatten ein schlimmes Jahr hinter sich, in der Abschlusstabelle war der 1. FC Nürnberg erstmals seit 64 Jahren hinter der Spielvereinigung Greuther Fürth gelandet, eine kleine Katastrophe für diesen einst stolzen Verein. Noch schlimmer: Der Abstieg in die 3. Liga war bis kurz vor dem Saisonende ein nicht sonderlich unrealistisches Szenario geblieben.

Und jetzt war da dieser etwas vorlaute Trainer aus der Oberpfalz, der keinerlei Erfahrung im Profi-Bereich vorzuweisen hatte, aber jedem, der es hören wollte, gerne erzählte, das folgende Jahr in der anerkannten Kratz- und Beiß-Liga mit genau dieser Mannschaft spielerisch angehen zu wollen.

Selbst die Mannschaft war von diesem Ansatz nicht unbedingt überzeugt — aber sie haben ihm vertraut und es hat am Ende funktioniert. Der Aufstieg gelang jedenfalls einigermaßen eindrucksvoll und souverän, weshalb umgekehrt auch Köllner seiner Mannschaft vertrauen lernte — oder sich selbst noch ein bisschen mehr, so genau kann man das nicht immer unterscheiden beim selbstbewussten Köllner.

Egal wie es ist, nach drei Spieltagen in der ersten Liga scheint es, als würde es wieder funktionieren. Zwar haben Köllner und der Club erst zwei Punkte gesammelt, wie das aber passiert ist, macht Eindruck. Nicht zuletzt bei der Konkurrenz, die regelmäßig nette Worte findet für Köllners Club. "Die Nürnberger Mannschaft bringt Attribute mit, die für einen Aufsteiger nicht ganz gewöhnlich sind", hatte Werders Trainer Florian Kohfeldt schon vor der Partie gesagt. Er meinte Nürnberger Mut, Spielstärke und Offensivgeist.

So ähnlich hatte man das vorher auch schon von Berlins Trainer Pal Dardai und Sandro Schwarz aus Mainz gehört. So ähnlich sah man das tatsächlich auch in allen drei Partien auf dem Platz. Eine Einschränkung: Mut und Offensivgeist waren oft erst in der zweiten Spielhälfte zu sehen, jedes mal lag Köllners Club bereits 0:1 in Rückstand. Überraschend ist das eher nicht. Es ist das Herantasten an die Liga, wie man es von Aufsteigern kennt, das in diesem zurückhaltenden Ansatz der ersten Halbzeiten seinen Ausdruck findet.

Kompakt, aber nicht destruktiv

Es ist nicht unbedingt Köllners Idee vom Fußball, der sich das Spiel gerne etwas forscher wünschen würde, respektloser. Es beweist die derzeitige Herangehensweise aber auch, dass der 48 Jahre alte Trainer offen ist für Einschätzungen aus seinem Umfeld. Erst einmal soll die Defensive stehen, was trotz der Rückstände auch dreimal gelungen ist. In keiner der bisherigen Partien drohte der Club zu havarieren. Vor den bislang erstaunlich souverän agierenden Innenverteidigern Georg Margreitter und Lukas Mühl arbeitet der Rest der Mannschaft seriös, ohne dabei in diesen destruktiven Fußball zu verfallen, der Köllner so missfällt. Als dann irgendwann die Offensive benötigt wurde, sah man auch dort das unaufgeregte Spiel der ersten Halbzeit, das aber auf einmal trotzdem druckvoll wirkte. Dass Köllner und seine Mannschaft von der Konkurrenz noch unterschätzt werden, mag sein. Dagegen spricht aber, dass in Berlin die Hertha große Mühe hatte, die Führung zu verteidigen und Bremen sowie Mainz an diesem Vorhaben scheiterten.

Es ist schön zu sehen, dass wir mithalten können — so hört man das in leicht abgeänderter Form mittlerweile von allen beim 1. FC Nürnberg. Es ist schön, einen Aufsteiger wie den 1. FC Nürnberg in der Liga zu haben — so hat das Bremens Kohfeldt gerade gesagt. Und: "Mit dieser Art Fußball zu spielen wird der Club immer wieder zu Torchancen kommen, die Wahrscheinlichkeit von Siegen erhöhen." Das, so durfte man Kohfeldt verstehen, wird schon mit Michael Köllner und dieser Mannschaft.

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