Letzte Aufstiegshoffnung?

Kleeblatt am Scheideweg: Das wird gegen Osnabrück wichtig

Sara Denndorf

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6.4.2024, 09:00 Uhr
Im Hinspiel setzte sich das Kleeblatt mit 4:0 gegen den VfL Osnabrück durch.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Im Hinspiel setzte sich das Kleeblatt mit 4:0 gegen den VfL Osnabrück durch.

Es ist die wohl komplizierteste Phase der aktuellen Saison: Die SpVgg Greuther Fürth ergatterte aus den acht Zweitliga-Partien im Februar und im März nur vier Punkte. Konnten die Kleeblatt-Fans zu Jahresbeginn noch vom direkten Aufstieg träumen, müssen sie nun um eine letzte Chance auf die Relegation bangen: Die Fürther rutschten seit Ende Januar vom zweiten auf den siebten Tabellenplatz ab, aktuell stehen sie sieben Zähler von der drittplatzierten Fortuna Düsseldorf. Die womöglich letzte Möglichkeit, um die Chance auf den Relegationsplatz zu wahren, bietet sich dem Kleeblatt am frühen Sonntagnachmittag (13.30 Uhr): Am 28. Spieltag gastieren die Franken beim Schlusslicht der 2. Bundesliga, dem VfL Osnabrück.

Die Ausgangslage

Ja, ein Derbysieg kann vieles kaschieren, kann Balsam für eine geschundene Kleeblatt-Seele sein. Und doch liefert auch der 2:1-Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg letztlich nur drei Punkte – den einzigen Dreier in den vergangenen zwei Monaten. Seitdem musste sich die Mannschaft von Trainer Alexander Zorniger in drei von vier Partien geschlagen geben, zeigte sich defensiv anfälliger und ließ in der Offensive die Durchschlagskraft vermissen: Den zehn kassierten Gegentoren im März stehen nur zwei Treffer gegenüber, welche die Fürther jeweils vor heimischer Kulisse erzielten.

Insbesondere die Fürther Angriffsabteilung, welche sich noch vor wenigen Wochen in absoluter Glanzform präsentierte, geriet zuletzt ins Stocken: Armindo Sieb und Branimir Hrgota warten seit 361 Minuten beziehungsweise seit 574 Minuten auf ihren nächsten Treffer. Tim Lemperle trug sich im Kalenderjahr 2024 noch gar nicht in die Torschützenliste ein. Freilich, das sei an dieser Stelle nicht unerwähnt, werden Stürmer nicht nur an Toren gemessen. Die Arbeit gegen den Ball, die Unterstützung des Mittelfelds bei der Kreation von Chancen sowie raumöffnende Laufwege oder das Binden von Gegenspielern laufen oftmals unter dem Radar, können aber maßgeblich zum Erfolg einer Mannschaft beitragen. Zugleich sind nun mal die erzielten Tore nicht die einzige, aber eine wichtige Kennzahl in der Bewertung von Stürmern.

Dabei sind die Angreifer nicht allein für die derzeitige Torausbeute des Kleeblatts verantwortlich. Insbesondere an der Chancenkreation tut sich die junge Fürther Truppe schwer, was sich auch in der Expected Goals-Statistik zur Chancenqualität erkennen lässt: Das Kleeblatt steht ebenso wie Hertha BSC in der tatsächlichen Tabelle zwar auf einem einstelligen Tabellenplatz, im Bereich der Expected Goals aber mit einem Durchschnitt von 1,45 erwarteten Toren pro Spiel in der unteren Tabellenhälfte – gemeinsam mit sämtlichen Abstiegskandidaten wie dem kommenden Gegner aus Osnabrück (0,99 xG).

Der Gegner

Tatsächlich steht der VfL Osnabrück in Sachen Chancenqualität auf dem vorletzten Rang, zudem erzielte nur Hansa Rostock weniger Treffer als die Lila-Weißen. Was die Mannschaft von Trainer Uwe Koschinat dem Kleeblatt allerdings voraus hat, ist die gegenwärtige Form: In den vergangenen fünf Spielen holten nur sechs Mannschaften mehr Punkte als das Tabellenschlusslicht von der Bremer Brücke – und nur zwei Teams verbuchten eine dünnere Ausbeute als das Kleeblatt.

Ein wichtiger Faktor für den Aufwärtstrend der Niedersachsen ist der Rückgewinn der defensiven Kompaktheit. Seit der Amtsübernahme von Trainer Koschinat Ende November kassiert Osnabrück durchschnittlich "nur" noch 1,78 Gegentore pro Spiele (zuvor 2,36). Dabei setzt der 52-Jährige auf ein frühes Stören des gegnerischen Spielaufbaus, situatives Angriffspressing und auf eine strikte Mannorientierung im Zentrum. Erobert das Team aus der Hasestadt den Ball, versucht es insbesondere über seine schnellen Flügelspieler umzuschalten: Christian Conteh und Noel Niemann sowie Innenverteidiger Maxwell Gyamfi zählen zu den sechs schnellsten Akteuren der aktuellen Zweitliga-Saison und wurden allesamt mit Geschwindigkeiten über 36 Stundenkilometern geblitzt. Dass das offensive Umschaltspiel für den VfL Osnabrück derart wichtig ist, liegt auch an den Problemen im eigenen, kontrollierten Spielaufbau. Gegen einen kompakten Defensivblock findet die Koschinat-Elf kaum spielerische Lösungen – insbesondere wenn Kreativkopf Michael Cuisance nicht auf dem Platz steht. Der offensive Mittelfeldspieler verpasst das Duell mit dem Kleeblatt aufgrund einer Gelb-Roten Karte. Zudem muss Koschinat unter anderem auf Dave Gnaase, Timo Beermann und John Verhoek verzichten.

Der Spieler im Fokus

Mit von der Partie ist indes Erik Engelhardt: Der Stürmer aus der Jugend des 1. FC Nürnberg ist die offensive Lebensversicherung seiner Mannschaft. Der 25-Jährige war an zehn der insgesamt 25 VfL-Tore in der laufenden Zweitliga-Saison direkt beteiligt und ist mit großem Abstand der beste Torschütze seines Teams. Der gebürtige Oberfranke bringt eine ordentliche Körperlichkeit mit, arbeitet intensiv gegen den Ball und führt Unmengen an Zweikämpfen. Für die SpVgg Greuther Fürth wird es darauf ankommen, den Linksfuß in Schach zu halten und damit den offensiven Fixpunkt der Osnabrücker aus dem Spiel zu nehmen.

Das Personal

Dieser Aufgabe darf sich dann die Dreierkette annehmen, wenngleich deren Besetzung noch ziemlich offen ist. Luca Itter und Julian Green fallen weiterhin verletzungsbedingt aus, selbiges gilt für Nils-Jonathan Körber. Der Einsatz von Tim Lemperle und Niko Gießelmann ist noch fraglich.

Übertragung

Live, in Farbe und in voller Länge ist die Partie einzig bei "Sky" zu sehen. Für alle, die kein Abo beim PayTV-Sender besitzen oder sich das Spiel lieber anhören möchten, bieten sich mehrere Möglichkeiten: Sowohl das "Kleeblatt Radio" als auch die "Sportschau" bieten einen Audio-Livestream an.

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