Zornigers Überlegungen

Zu Gast bei Schlusslicht Osnabrück: Passt eine „uneitle“ Spielweise zum Kleeblatt?

Sara Denndorf

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5.4.2024, 14:13 Uhr
Alexander Zorniger sprach auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in Osnabrück über das Personal, den Gegner und einen jungen Spieler.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Alexander Zorniger sprach auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in Osnabrück über das Personal, den Gegner und einen jungen Spieler.

Im Fußball lassen sich viele Ereignisse und Ergebnisse oftmals erst in der Retrospektive oder in einem größeren Kontext einordnen. Welchen Wert hat der Kantersieg gegen eine Mannschaft am ersten Spieltag, wenn diese in der Folge zehn Spiele verliert? Welche Folge hat ein geplatzter Transfer, wenn im Anschluss vielleicht ein Talent dafür die Chance bekommt, sich zu zeigen? Und was bedeutet der Zähler der SpVgg Greuther Fürth gegen den Hamburger SV? Gelingt dem Kleeblatt gegen den VfL Osnabrück nun ein Sieg, wird das 1:1-Heimremis als Beginn des erneuten Aufschwungs betrachtet. Lassen die Fürther aber auch an der Bremer Brücke Punkte liegen, war das Unentschieden gegen den ehemaligen Bundesliga-Dino wohl nur ein Ausreißer in einer ansonsten recht komplizierten Saisonphase. In solch einer Phase befindet sich die SpVgg Greuther Fürth nämlich aktuell, gewann sie doch nur eines der vergangenen acht Spiele in der zweiten Bundesliga.

In besserer Verfassung präsentiert sich der kommende Gegner: Der VfL Osnabrück ergatterte neun Punkte aus den letzten fünf Partien, hält aber weiterhin die "rote Laterne". Mit acht Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz ist jedes der verbleibenden sieben Spiele ein Endspiel für den akut abstiegsbedrohten Klub. Zorniger warnt demnach auf der Pressekonferenz vor "einer Mannschaft, bei der es um alles geht". Zudem ist sich der 56-Jährige, der bislang nur einmal mit RB Leipzig in Osnabrück gastierte, der Macht des Stadions bewusst: "Die Bremer Brücke ist ein ganz heißes Pflaster. Das Publikum kann viel dazu beitragen, dass es die Punkte behält." Trotz der besonderen Atmosphäre im heimischen Stadion ist der VfL Osnabrück derzeit die heimschwächste Mannschaft der Liga und konnte sein Publikum nur mit zwei Siegen erfreuen. Zuletzt musste sich die Mannschaft von Trainer Uwe Koschinat mit 0:4 gegen Fortuna Düsseldorf geschlagen geben.

Spielt das Kleeblatt nach Düsseldorfs Vorbild?

Deren "uneitle Herangehensweise" imponierte Zorniger: Der rheinische Pokal-Halbfinalist und aktuelle Tabellendritte überließ dem Tabellenschlusslicht den Ball, stand tief und deckte damit die spielerischen Defizite und den Osnabrücker Mangel an Lösungen gegen kompakte Mannschaften auf. Somit beraubte die Fortuna die Niedersachsen deren größter Stärke, nämlich das offensive Umschalten: Mit Erik Engelhardt verfügen sie nach Ansicht des Kleeblatt-Trainers nicht nur über "einen der Top-Stürmer", sondern auch mit Christian Conteh über "einen der schnellsten Spieler der Liga". Zorniger konstatierte: "Sie können über beide Seiten schnell umschalten, darauf sind wir vorbereitet."

Ob der 56-Jährige zu diesem Zwecke tatsächlich die Düsseldorfer Herangehensweise adaptiert, ist jedoch fraglich. Eigentlich gehöre "dieses Nach-Vorne-Orientierte, dieses Wilde" und das Ziel, "am Spiel aktiv teilzunehmen" zur "DNA" des fränkischen Klubs. Hinsichtlich des Matchplans ließ sich der Fußballlehrer zwar nicht in die Karten gucken, stattdessen lieferte er Einblicke in seine personelle Planung: Lukas Petkov und Oussama Haddadi, sofern er fit ist und spielen kann, werden im Sturm beziehungsweise in der Abwehr von Beginn an auflaufen. Gänzlich fehlen werden weiterhin Luca Itter und Julian Green. Tim Lemperle und Niko Gießelmann werden für das Gastspiel an der Bremer Brücke voraussichtlich ebenfalls passen müssen.

"Nutzt Eure Zeit besser"

Apropos Personal: Unabhängig vom Ausgang der Partie, liefere jedes Spiel laut Coach Zorniger "Einblicke". In den kommenden Wochen gehe es auch darum, festzustellen, wer bereit sei, in der kommenden Saison eine bestimmte Position auszufüllen, wer vielleicht noch Zeit braucht und wer womöglich keine Zukunft mehr in Fürth hat. "Es ist nicht so, dass wir froh sind über jeden Spieler, der da ist. Wir brauchen leistungsbereite, leistungsfähige und leistungswillige Spieler", appellierte Zorniger.

Zugleich stellte sich der Trainer der jüngsten Zweitliga-Mannschaft der laufenden Saison insbesondere hinter seine jungen Schützlinge. Konkret ging es um die Entwicklung von Sturm-Talent Leander Popp, der zu Beginn der Rückrunde mehrere Kurzeinsätze verzeichnete, zuletzt aber in der U23 spielte und nicht mehr im Profikader stand. Zorniger betonte, dem 18-Jährigen, der im Winter mit seinem Wechsel nach Fürth erstmals Berlin verlassen hatte, Zeit geben zu wollen. Bevor sich Fans und Presse also Sorgen um die Entwicklung des Youngsters machen, empfiehlt Zorniger erst: "Nutzt eure Zeit besser." Sein konkreter Vorschlag "Pflanzt Blumen!" zählt wohl auch zu solchen Dingen, die sich vielleicht nicht in der Retrospektive, sicher aber nur im Kontext einordnen lassen – so wie etwa das Remis des Kleeblatts gegen den Hamburger SV.

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