Überzeugende Show für Naturfreunde
3.10.2010, 23:10 Uhr„Das ist ein epochales Ereignis“, schwärmte Kulturreferentin Prof. Julia Lehner bei der Premiere der Themenshow am Freitagabend. „Sie werden bei der Vorführung merken, dass ich nicht übertrieben habe“. Vor 175 Jahren hätten die Menschen fast an gleicher Stelle über die Fahrt der ersten deutschen Eisenbahn gestaunt.
„Damals glaubte man, die Technik sei auf ihrem Zenit angekommen. Man war begeistert,“ sagt Lehner. Das Planetarium sei ein wichtiger außerschulischer Bildungsort. „Es wird staunende Besucher geben“, prophezeit die Kulturreferentin.
Herbert Dombrowsky, Vorsitzender der Geschäftsführung der Städtische Werke Nürnberg (StWN), sieht im Planetarium einen Ort der Bildung und Unterhaltung. Als Eigentümer des Gebäudes hätten die Städtischen Werke Verantwortung übernommen.
Die Grundlagen des naturwissenschaftlichen Weltbildes könnten nun kompetent, anschaulich und „mit Spaß“ vermittelt werden, sagt Wolfgang Eckart, Direktor des Bildungszentrums, zu dem das Planetarium seit 1994 gehört. Mit seinen Vorführungen am Vormittag habe das Haus bisher jährlich rund 25000 junge Menschen erreicht. „Lebenslanges Lernen ist im Planetarium kein bloßes Schlagwort“. Für die Zukunft wünscht sich der BZ-Chef noch mehr Zuspruch. Die Präsentationen in der 18-Meter-Kuppel seien mit IMAX-Filmen durchaus vergleichbar. Man werde in Nürnberg künftig nicht nur auf das Angebot von Kinos und Theatern schauen, sondern fragen: „Was zeigt heute das Sternentheater?“
Allerdings müssen Theatermacher - im Gegensatz zu Astronomen - häufiger mit Kritik leben. Über Kunst lässt sich streiten, Planetenbahnen kann man berechnen. Bei der Themenshow „Vom Adler zum Spaceshuttle“ scheint das Pendel in Richtung Unterhaltung auszuschlagen, was auf Kosten der Wissensvermittlung geht.
Der Streifzug durch die Technikgeschichte glänzt mit verspielten Computeranimationen, Fisheye-Impressionen und Zeitrafferaufnahmen, enthält aber auffallend wenig Daten und Fakten. Es ist schon beeindruckend, wenn ein Airbus A 380 über die Köpfe der Besucher hinweg startet. Doch die Auswahl der Erfindungen, die den Menschen in den vergangenen 175 Jahren immer mobiler machten, scheint eher zufällig.
So wird z.B. das größte Kreuzfahrtschiff der Welt, die „Oasis of the Seas“ vorgestellt, während das weltweit schnellste Schienenfahrzeug (TGV V150), neben vielen anderen Innovationen in der Eisenbahngeschichte keine Erwähnung findet.
Trotzdem hat die Show überzeugend gezeigt, was mit der digitalen Fulldome-Technik möglich ist. Und wenn Planetariumsleiter Klaus Herzig das Firmament wie von Geisterhand dreht, Sternbilder nachzeichnet und punktförmige Himmelsobjekte ins Gigantische vergrößert, dürfte jedem Naturfreund das Herz aufgehen.