Champions im boomenden Zweirad-Geschäft

4.8.2010, 00:00 Uhr
Champions im boomenden Zweirad-Geschäft

© Bernd Böhner

Sergio Gomez, der Mann hinter ZOX-Bikes, kommt aus Argentinien. Doch seit zehn Jahren betreibt der 45-Jährige ohne großes Marketing-Tamtam seine Firma in Erlangen. Gomez baut Liegeräder. Mit zwei, und zunehmend auch mit drei Rädern. Sein Markenzeichen sind die eckigen Rahmen in Z-Form, daher auch das Z am Anfang des Namens. „Ich werde immer wieder gefragt, was ZOX heißt“, erklärt der studierte Elektro- und Umwelttechniker. Das O symbolisiert die Laufräder seiner Bikes. „Und das X ist Fantasie“, schmunzelt der Branchen-Seiteneinsteiger. Im Schnitt 100 Räder verkauft Gomez pro Jahr. Seine Räder entwickelt er selbst am Rechner.

Geschweißt werden die Rahmen im benachbarten Eckental bei der Firma AnthroTech, die selbst Liegeräder herstellt. Auf der anderen Seite Erlangens, in Linden, lässt er die Rahmen durch die Firma Schmidt pulverbeschichten. Gomez: „Mir liegt viel daran, lokale Unternehmen mit einzubeziehen“. Was macht den Reiz eine Liegerades aus? „Die Geschwindigkeit“, lautet seine prompte Antwort. Selbst ein Rennrad habe kaum eine Chance gegen die flachen Flitzer. Gomez fertigt nach Kundenwunsch. „Neulich kam ein Mann zu mir und bestellte für 6.000 € ein Rad“, erzählt er. Er brauche dafür eine detaillierte Rechnung, denn das werde sein Dienstwagen, den er absetzen könne.

Bike statt Auto

Vom Lok-Führer bis zum Arzt reicht die Kundschaft. Viele kommen direkt in seinen Laden. Einer orderte kürzlich ein Liege-Tandem. „Manche haben dafür kein Auto“.
Sie mischen — von einer kleinen Halle in Forchheim aus — gerade den Markt mit ihren Mountainbikes auf. Erst vor zwei Jahren gründeten Markus Flossmann und Jacob Fatih „Young Talent Industries“ (YT). Der Name ist Programm: Die beiden Unternehmer, selbst passionierte Biker, wollen junge Talente fördern. Die Idee: Da die Mountainbikes der etablierten Firmen zum Freeriden, Downhill-Fahren oder Tricksen für Jugendliche zu teuer sind, entwickelten sie ihre eigene Marke. Die Gründer stießen in eine Marktlücke.
„Die Branche hasst uns dafür“, sagt Markus Flossmann. Auch andere Firmen vertreiben ihre Bikes über das Internet oder Telefon direkt. Doch keiner ist so günstig. Die YT-Räder, erst in der zweiten Saison auf dem Markt, haben bereits zahlreiche Tests in Fachmagazinen gewonnen. „Das ist wichtig, weil keiner so sehr auf Tests achtet wie der deutsche Kunde“, erklärt der 35-jährige Geschäftsführer und Marketingexperte Flossmann.

In Forchheim entwickelt

Wie fast alle Hersteller lässt Young Talent die Aluminium-Rahmen in Taiwan fertigen. Sie werden von Hand geschweißt. Entwickelt werden die Räder aber in Forchheim zusammen mit Konstrukteur Stefan Willared und den mittlerweile vier Team-Fahrern. In der oberfränkischen Werkstatt bauen die Mechaniker die Mountainbikes dann zusammen. Von hier gehen sie an Kunden in ganz Deutschland. Die Nachbarländer sollen als nächstes erschlossen werden. Hinter dem Erfolg sieht Flossmann die Ein-Rad-Strategie. Für jede Sportsparte gibt es nur ein Mountainbike in einer Farbe mit einer Ausstattung. Das hält die Kosten niedrig, wo andere viele Varianten anbieten. Konkurrenten versuchen, sich in die Lücke zu drängen. Doch das tat dem Erfolg bisher keinen Abbruch. Was es mittlerweile bei den Banken leichter macht, an Geld zu kommen. Flossmann nennt keine Geschäftszahlen. Nur so viel verrät er: „Wir haben von 2009 auf 2010 ein Wachstum von 150 Prozent gehabt. Wir rechnen nun mit weiteren hundert Prozent. Die Halle ist schon wieder zu klein für die bisher sieben Mitarbeiter. Ein Umzug steht an.

10.000 Teile im Sortiment

Auch Gerhard Schwarz denkt schon wieder ans Expandieren. Der Geschäftsführer von Cosmic Sports in Fürth ist froh, die Nachbarhalle dazumieten zu können. Aus den Büros und Lagern an der Stadtgrenze zu Nürnberg versorgt das Unternehmen den Bike-Handel in Deutschland und Benelux mit hochwertigem Zubehör: von Pedalen und Nabe über hydraulische Scheibenbremse und Helm bis zur Federgabel. 10.000 Teile umfasst das Sortiment. Kaum ein Radladen auch in der Metropolregion, der nicht bei dem 1997 gegründeten Unternehmen bestellt. 23 Mitarbeiter beschäftigt die Firma, die 25 Marken unter ihrem Dach vertreibt. Dabei hat sich der Importeur (Schwarz: „in fränkischer Treue“) vor allem auf Hersteller aus Nordamerika spezialisiert. 20 Prozent davon machen rund 80 Prozent des Umsatzes aus, erklärt der Geschäftsführer. Vor allem der Mountainbike-Szene sind die Namen ein Begriff. Geschäftsführende Gesellschafterin ist Susanne Arndt (Arndt Sicherheit), das Geschäft überlässt sie aber dem gelernten Speditionskaufmann. Er ist selbst — unabdingbar in der Szene — ein passionierter Biker und hat einfach sein Hobby zum Beruf gemacht.