Flugbegleiter setzen Streik trotz Lufthansa-Angebots fort

9.11.2015, 22:35 Uhr
Auch am Dienstag wird weiter gestreikt. Betroffen sind vor allem Langstreckenflüge.

© dpa Auch am Dienstag wird weiter gestreikt. Betroffen sind vor allem Langstreckenflüge.

Nach Lufthansa-Angaben vom Montagabend wurden insgesamt 136 Flüge annulliert; davon seien rund 27.300 Passagiere betroffen.

In Nürnberg entfielen am Montag jeweils sechs Flüge nach, bzw. aus Frankfurt und München. Für Dienstag waren am Montagabend noch keine Verbindungen ab Nürnberg als annuliert gemeldet.

Die Internetseite des Airport Nürnberg informiert laufend über Flugänderungen.

Um den seit Freitag laufenden Ausstand so schnell wie möglich zu beenden, hat Lufthansa das Angebot der Einmalzahlung beim Gehalt um 1000 auf 3000 Euro erhöht, wie die Lufthansa-Vorstände Bettina Volkens und Karl Ulrich Garnadt nach einer Krisensitzung der Konzernführung berichteten.

Ruhestand ab 55

Auch sollen die Flugbegleiter wieder ab 55 mit den bisherigen Leistungen in den Vorruhestand gehen können, und nicht wie bislang vorgeschlagen ab 56. Neuen Flugbegleitern wolle man eine Altersversorgung auf dem Niveau anderer Dax-Konzerne bieten. Garnadt wies darauf hin, dass bei steigenden Kosten Strecken auf umkämpften Märkten überprüft werden müssten.

«Das Angebot bringt minimale Verbesserungen und wird dazu noch mit einer Drohung verbunden. So funktioniert das nicht», sagte der Chef der Gewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies, in einer ersten Reaktion. Man werde den Streikaufruf für Dienstag deswegen nicht verändern. Gesprächen wolle man sich aber nicht verschließen. Die Gewerkschaft hat angekündigt, den Streik noch bis einschließlich Freitag dieser Woche fortzusetzen.

Nach einem flächendeckenden Streik der Flugbegleiter für alle Flugzeugtypen am Montag hat die Gewerkschaft Ufo für diesen Dienstag zu einem etwas abgeschwächten Arbeitskampf aufgerufen. An den zentralen Drehscheiben München und Frankfurt sollen nur die Langstreckenflieger bestreikt werden. In Düsseldorf bleibt es wie in den Tagen zuvor dabei, dass der Arbeitskampf auch Kurz- und Mittelstrecken einschließt.

Am Dienstag könnten nahezu alle geplanten innerdeutschen und innereuropäischen Flüge stattfinden, teilte das Unternehmen mit. Stattfindende Langstreckenflüge sollten am Abend auf der Konzern-Webseite veröffentlicht werden.

"Angstschürerei"

Ufo-Chef Baublies hielt der Unternehmensleitung «Angstschürerei» vor, die nur zu einer noch entschlosseneren Haltung des Personals führe. «Ich habe den Eindruck, der Bogen der Angstmacherei wurde überspannt und könnte jetzt in Wut umschlagen.»

Am Montag wurde neben Frankfurt und Düsseldorf erstmals auch das zweitgrößte Drehkreuz München bestreikt, das zunächst noch wegen des Schulferienendes geschont worden war. Dort demonstrierten am Abend Stewards und Stewardessen. Lufthansa hatte nach eigenen Angaben für Montag 929 Flüge abgesagt, wovon rund 113.000 Passagiere betroffen seien. Das ist gut die Hälfte des normalen Flugprogramms der Kerngesellschaft Lufthansa. Seit Streikbeginn am Freitag addierte sich die Zahl der ausgefallenen Lufthansa-Flüge bereits auf mehr als 1700 mit knapp 210.000 betroffenen Passagieren.

Lufthansa hat in Deutschland nur in Frankfurt, München und Düsseldorf Crews stationiert, so dass erstmals ein Vollstreik erreicht wurde. Bei Starts aus dem Ausland dürfen die Flugbegleiter nicht streiken. «Von den Flügen, die wir bestreiken können, fallen nach unserem Eindruck fast alle aus», meinte Baublies.

Ein Drittel Ausfälle

Das Unternehmen nennt hingegen als Bezugsgröße für das Ausmaß des Streiks stets die Zahl von 3000 täglichen Flügen in der Lufthansa-Gruppe, von denen am Montag noch rund zwei Drittel stattfinden konnten. Flüge der Group Airlines Air Dolomiti, Austrian Airlines, Brussels Airlines, Eurowings, Germanwings, Lufthansa CityLine und Swiss sind vom Streik bei der Kerngesellschaft nicht betroffen. Sie führen auch ihre Flüge von und nach Frankfurt, Düsseldorf und München wie gewohnt durch, teilweise mit Lufthansa-Flugnummern. Die Lufthansa-Mutter fliegt täglich etwa 1800 Verbindungen.

Die Tarifverhandlungen für die Stewardessen und Stewards der Lufthansa ziehen sich bereits seit zwei Jahren hin. Strittig sind vor allem die komplexen Regelungen zu Betriebs- und Übergangsrenten von rund 19.000 Flugbegleitern. Die Piloten der Lufthansa haben zuvor schon 13 Mal gestreikt. Auch bei ihnen geht es unter anderem um die Übergangsrenten.

An den Umbuchungsschaltern bildeten sich beispielsweise in Frankfurt lange Schlangen. In der Nacht zum Montag mussten im Terminal rund 50 Passagiere übernachten, wie die Flughafengesellschaft mitteilte. Tagsüber blieb es am größten deutschen Flughafen sehr ruhig. Von 1256 geplanten Flügen wurden 654 annulliert. Konkurrent Air Berlin bot wegen der Ausfälle sechs zusätzliche Flüge von Berlin nach Frankfurt und München an. Man werde das auch für die kommende Tage prüfen, erklärte eine Sprecherin.

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