9. Mai 1970: Zahlen Großstädter mehr?

9.5.2020, 07:00 Uhr
9. Mai 1970: Zahlen Großstädter mehr?

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Denn der Computer, mit den Daten der schwereren Verkehrsunfälle aus dem Jahre 1969 gefüttert, gab bekannt: 40 Prozent der schuldigen Verkehrsteilnehmer sind gar nicht in Nürnberg daheim. Auch die Automobilisten aus den Randgemeinden verursachen weniger Verkehrsunfälle als zunächst vielleicht angenommen.

„Weshalb sollen die Großstädter und ihre Nachbarn die Sünden der anderen mitbezahlen?“ fragt der Präsident, der über die Vereinigung der Polizeichefs an den HUK-Verband herantreten und Minister Georg Leber eine gutachtliche Zusammenstellung ins Haus schicken will.

Die Tarifneuordnung geht von einer „gelben Zone“ mit einer relativ niedrigen Schadenshäufigkeit und von einer „grünen Zone“ aus, in der es häufiger scheppert. Ein solcher grüner Bereich erstreckt sich vom Rhein-Ruhr-Gebiet quer durch ganz Süddeutschland bis zur Ostgrenze Bayerns.

Damit ist auf der Karte der Versicherungsunternehmen eine typische Urlaubsroute nachgezeichnet, so daß die Vermutung nicht von der Hand zu weisen ist: nicht die Bewohner des Gebietes allein, sondern auch die – leider nicht erfaßten – Ferienreisenden haben zur grünen Farbe beigetragen.

Die wesentliche Frage nach der Herkunft der Unfallschuldigen wird vom HUK-Verband auch in den zur „grünen Zone“ gehörenden, unfallträchtigen Großstädten nicht gestellt. Dafür sollen aber in ihren teuren Tarif die Einzugsgebiete mit einbezogen werden, aus denen täglich die Pendler mit dem Auto, dem Motorrad, dem Roller oder dem Moped von ihrer Wohnung zum Arbeitsplatz fahren und abends wieder heimwärts steuern.

Computer kennt die Schuldigen

Was die Nürnberger selbst angeht, so sind sie viel besser als die oberflächliche Statistik der örtlichen Unfalldichte auszusagen vermag. Der Computer weiß es genau. Im vergangenen Jahr ereigneten sich im Stadtgebiet 1.773 schwere Karambolagen, bei denen es sowohl Sachschaden wie Verletzte und Tote zu beklagen gab. Als Schuldige oder Mitschuldige registrierte die Polizei 1.839 Fahrer, von denen 1.515 (82,38 Prozent) am Steuer eines Personen- oder Kombiwagens gesessen hatten. Der Rest verteilte sich auf die übrigen motorisierten Verkehrsteilnehmer.

Nach der Herkunft dieser Personen- und Kombiwagenfahrer befragt, gab die Elektronik den Bescheid, mit dem die Fachleute schon gerechnet hatten: 957 oder 63,17 Prozent aus der Stadt Nürnberg, 558 oder 36,83 Prozent von auswärts. 

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