13. Mai 1970: Geringe Einnahmen im Knoblauchsland

13.5.2020, 07:00 Uhr
13. Mai 1970: Geringe Einnahmen im Knoblauchsland

© Contino

Der Landwirt aus Buch will auf den Acker fahren, um Spargel zu stechen. Lang haben die Städter heuer auf dieses Gemüse warten müssen und erst am Sonntag hat es zum ersten Male eine normale Ernte gegeben.

Aber jetzt ist das Wetter wieder schlechter geworden. Deshalb weiß Hans Link noch nicht, welche Menge er diesmal heimbringen wird. Doch das ist nicht der einzige Kummer. Ebenso mager wie bei den begehrten Stengeln sieht es beim Kopfsalat aus, der sonst um diese Jahreszeit schon vom Freiland kam. Heuer können die Bauern aus dem Knoblauchsland nur in begrenzten Mengen Stauden anbieten, die unter dem Schutz der Folien gediehen sind.

Die Landwirte wissen den Wert der Plastikwürste wohl zu schätzen. „Wenn wir sie nicht hätten, könnten wir überhaupt noch nichts ernten“, versichert Hans Link und fügt hinzu, daß das Gemüseland vor den Toren Nürnbergs mittlerweile zum größten bayerischen Anbaugebiet nach der Folienmethode geworden ist und jeden Tag von einer anderen Studiengruppe besucht wird. Noch während er davon erzählt, fährt im Omnibus eine Aschaffenburger Delegation vorbei. Die unterfränkischen Fachleute registrieren mit Interesse den Unterschied. Pflänzchen, die ohne Kunststoffdach in die Erde gesteckt wurden, sind mikroskopisch klein geblieben.

Und sie sehen auch die gelichteten Salat-Reihen: bei der Nässe verfaulen die Köpfe auf dem Feld. „Wir sind um drei Wochen zu spät dran“, klagen die Bauern. Sie sind niedergeschlagen, weil sich alle Mühe und Arbeit nicht auszahlt. Sie wissen aber auch, daß mit Petrus kein ewiger Bund zu schließen ist. Sie haben schon oft erlebt, daß er ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und fügen sich drein: „Flurbereinigt hammer, beregnet hammer, aber die Wolken könna mer net wegschiebn.“ 

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