Ein Spray soll Fahrgäste vor Corona schützen
29.10.2020, 05:55 UhrDie U-Bahn-Linie U2 fährt in den Stoßzeiten ausschließlich mit Langzügen, auf der U3 geht das bei jedem zweiten Zug. Und auf den Buslinien sind so viele Gelenkbusse wie möglich im Einsatz. Schon seit Beginn des neuen Schuljahrs ist morgens das Maximum an Fahrzeugen unterwegs, der Freistaat finanziert 19 zusätzliche Busse von privaten Unternehmen auf den Schullinien.
Wenn das öffentliche Leben infolge der Corona-Krise weiter heruntergefahren wird, ist das Abstandhalten womöglich bald kein großes Problem mehr in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wichtig bleibt jedoch die Frage der Hygiene.
Wo es geht, sollen sich die Türen von U-Bahnen und Straßenbahnen automatisch öffnen, das verbessert die Durchlüftung der Fahrzeuge. Sie werden zudem intensiver gereinigt, etwa bei den Stopptastern und Haltestangen. Hinzu kommt jetzt auch eine neuartige Imprägnierung aller relevanten Oberflächen wie Griffe, Stangen oder Sitze.
Wirkstoff zerstört die Hülle der Viren
"Der Einsatz dieses Imprägnier-Sprays ist die erste Maßnahme dieser Art", betont VAG-Sprecherin Barbara Lohss. Das Spray des Nürnberger Medizinprodukte-Unternehmens Bio-Gate schützt explizit auch vor Grippe- und Coronaviren. Eine Feldstudie in Bussen hatte zuvor bereits gezeigt, dass dieses Verfahren die Belastung von Oberflächen durch Bakterien und Viren für mehr als eine Woche lang um 90 Prozent reduziert.
"Die Wirkung würde auch länger anhalten, mehrere Wochen. Aber das Spray wird auf jeden Fall nach jeder routinemäßigen Grundreinigung der Fahrzeuge neu aufgetragen", berichtet der Vorstand von Bio-Gate, Marc Lloret-Grau. Das Imprägnierspray deaktiviert behüllte Viren wie Grippe- und Coronaviren, indem Silberionen ihre Hülle zerstören. Zusätzlich zur Imprägnierung der Fahrzeuge durch eine Reinigungsfirma organisiert Bio-Gate ein Monitoring mit Stichproben und Laboranalysen, um die Wirksamkeit und die gründliche Anwendung zu prüfen.
Die Sprüh-Imprägnierung ist dem Nürnberger Unternehmen zufolge nicht nur hautfreundlich, sie soll zudem geruchsbindend wirken. Nach dem Start in Nürnberg will auch Fürth bald nachziehen, eine mündliche Zusage gibt es bereits. "Wir sind außerdem mit anderen deutschen Städten im Gespräch", sagt Lloret-Grau.
Einsatz in Singapur und Hongkong
Die Nürnberger VAG ist der erste Verkehrsbetrieb in Deutschland, der das Imprägnier-Verfahren einsetzt. "Wir liefern aber schon in verschiedene Städte in Asien", berichtet Lloret-Grau. "Zum Beispiel für den Flughafen von Singapur oder für Fitnessstudios, Schulen und Büros in Hongkong."
Corona in der Region: Das ist der aktuelle Stand
Auch in Deutschland, deutet Lloret-Grau an, soll der Imprägnierschutz bald nicht nur im Nahverkehr, sondern auch in öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen eingesetzt werden. Für die Nürnberger Firma mit rund 30 Mitarbeitern gibt es derzeit viel zu tun.
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