Hilfe in seelischen Notlagen
Neue Anlaufstelle: Psychiatrische Klinik in Fürth eingeweiht
8.11.2021, 15:00 Uhr„Kommend aus einem Lockdown wissen wir, was für psychische Folgen auch ausgelöst werden“, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) bei der Einweihung der neuen Psychiatrischen Fachklinik in Fürth. Es sei ein Graus, dass trotz vieler Investitionen in den vergangenen Jahren die Wartezeiten für einen stationären Behandlungsplatz, auch für Kinder und Jugendliche, immer noch lang seien. "Da müssen wir besser werden."
Mit der neuen Psychiatrischen Klinik bauen die Bezirkskliniken Mittelfranken ihr Versorgungsnetz weiter aus. Ziel ist es, dass Menschen in seelischen Notlagen möglichst wohnortnah und schnell professionelle Hilfe bekommen. Der Neubau ist für rund 38 Millionen Euro auf dem Areal der alten Kinderklinik, also direkt neben dem Fürther Klinikum, emporgewachsen. 26 Millionen Euro davon kamen vom Freistaat.
Noch ist das Gebäude nicht bezugsfertig, die letzten Arbeiten laufen noch. Voraussichtlich im Februar 2022 sollen die ersten Patienten aufgenommen werden. Am Einweihungstermin im November aber hielten die Bezirkskliniken fest. Im Innenhof der Klinik und unter Einhaltung der 3G-Plus-Regelungen wurde den Gästen am Montagvormittag vorgestellt, was hier entsteht.
Fürths Bürgermeister Markus Braun sprach von einem "Freudentag". Erstmals werden Menschen aus Stadt und Landkreis Fürth, die etwa an Depressionen oder Angststörungen leiden und eine stationäre Therapie brauchen, in unmittelbarer Nähe Klinikplätze finden. Sie mussten bislang in Erlangen, im Klinikum am Europakanal, oder in anderen Städten nach einem Platz schauen.
100 Behandlungsplätze wird es geben, verteilt auf vier Stationen. Platz finden werden in dem Neubau die Gerontopsychiatrie – das ist die Behandlung von älteren Menschen –, die Allgemeine Psychiatrie und eine Station für Suchtkranke (vor allem bei Alkohol- und Medikamentenabhängigkeiten).
Die Räume werden hell und freundlich gestaltet. Ein begrünter Innenhof ermöglicht es, dass auch demente Patienten regelmäßig ins Freie gehen können, ohne sich selbst zu gefährden. Vorgesehen ist, dass jeder Patient und jede Patientin von der Aufnahme bis zur Entlassung von denselben Personen betreut wird. Mit ihrem Konzept und der modernen Arbeitsumgebung hoffen die Bezirkskliniken, auch bei der Suche nach Pflegepersonal punkten zu können.
Gesundheitsminister Klaus Holetschek nutzte den Termin, um noch einmal den Pflegemangel in den Blick zu rücken: "Wir müssen die Rahmenbedingungen in der Pflege nachhaltig verbessern", sagte er. „Wir können noch so schöne Gebäude bauen, wenn wir nicht die Menschen haben, die in diesen Gebäuden arbeiten und sich um andere kümmern.“
Energisch wandte er sich zudem gegen eine Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen: "Die Psychiatrie gehört in die Mitte der Gesellschaft hinein." Dr. Matthias Keilen, Vorstand der Bezirkskliniken Mittelfranken, und Dr. Michael Karp, Oberarzt der neuen Klinik, machten deutlich: Eine psychische Erkrankung könne jeden, in jeder Lebenslage und jedem Alter, unerwartet ereilen.
Die Nähe zum städtischen Klinikum sehen alle Beteiligten als Vorteil. Klinikumsvorstand Peter Krappmann freut sich auf "Synergieeffekte". Er sehe das Klinikum als "Nachbarn und Partner" der neuen Klinik. Sie sei ein weiterer Schritt auf dem Weg, an der Jakob-Henle-Straße ein Gesundheitszentrum zu entwickeln.
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