1. August 1969: Eine neue Wohnung im Zoo
1.8.2019, 06:42 UhrStatt auf Holzbohlen werden die Raubtiere in Zukunft auf pflegeleichten Klinkerspaltplatten ihre Runden drehen. Doch die Tierfreunde brauchen sich nicht zu sorgen: eine Bodenheizung soll die Bäuche der Wildkatzen warm halten.
Der Umbau des Raubtierhauses kostet die Stadt rund 151.000 DM. 150.000 DM sind bereits im Haushaltsplan 69 für die Renovierung eingeplant. Doch erst Mitte August kann mit den Bauarbeiten begonnen werden, die voraussichtlich bis Ende Oktober abgeschlossen sind.
Die altmodische Einrichtung des Raubtierhauses war der Tiergartendirektion schon lange ein Dorn im Auge. Die primitive Ausstattung gefährdete die Aufzucht der Tiere. Die Wärter klagten schon seit geraumer Zeit darüber, daß sich der Holzboden so schlecht reinigen läßt. In den Bohlen nisten sich Bakterien ein; Infektionen und seuchenhafte Erkrankungen drohten. Auch die schweren Eisengitter waren ein ständiger Stein des Anstoßes. Die Gitter hochzuhieven erforderte von den Wärtern eine ganz gehörige Portion Kraft; außerdem rostete das Metall: ein weiterer Infektionsherd.
Nach dem Beispiel des Stuttgarter und Frankfurter Zoos wurden im Hochbauamt, Abteilung II, die Pläne ausgearbeitet, die in erster Linie moderne und hygienische Verbesserungen vorsehen. Auf Kosten des Zuschauerraumes werden die Käfige so weit wie möglich vergrößert. Mit beweglichen Zwischenwänden soll eine elastische Raumaufteilung erreicht werden. Wände und Böden werden mit Spaltplatten verkleidet.
Hoffnung auf trockenen Herbst Statt der bisherigen Eisenstäbe, die den Käfigen das Aussehen eines Gefängniswaggons geben, soll ein elastisches rechteckiges Drahtgitter die Zuschauer vor den Raubtieren schützen. Das Publikum wird es außerdem begrüßen, wenn es in Zukunft nicht mehr durch den penetranten Gestank belästigt wird. Der Geruch wird weitgehend durch die moderne Ausstattung beseitigt, die sich sauber abspülen und desinfizieren läßt. Ebenfalls verbessert wird die Abflußvorrichtung. Eine Klimaanlage soll nicht zuletzt dafür sorgen, daß der Raum gleichmäßig erwärmt und belüftet wird.
Für die Dauer des Umbaues müssen natürlich die Raubtiere ausziehen. Die Löwen und sibirischen Tiger bleiben solange in ihren Freigehegen; die Hyänen und der Wolf ziehen in die Quarantänestation, der Leopard und Panther in behelfsmäßige Käfige um. Die Tiergartendirektion hofft jetzt inständig, daß die Bauzeit eingehalten wird und der Herbst nicht völlig verregnet.
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