7. November 1969: Jagd auf einen Sender

NN

7.11.2019, 07:00 Uhr
7. November 1969: Jagd auf einen Sender

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Die Studenten haben vor, gegen Mittag ihre ersten schulpolitischen Propagandasendungen auf dem Ukw-Band (90,4 Megahertz) auszustrahlen. Bis dahin soll – wie ans gut unterrichteter Quelle zu erfahren war – das Steuergerät des Senders eingebaut und funktionsfähig sein. Das Fehlen dieses Geräteteils hatte die anonymen Bastler bislang daran gehindert. den Betrieb aufzunehmen.

7. November 1969: Jagd auf einen Sender

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Die Idee zum Schwarzsenden war in der Vollversammlung anfang dieser Woche geboren worden. Mit etwa zehn Watt Leistung können die Funksprüche zu schulpolitischen Problemen und Fragen abgesetzt und über jedes Radiogerät mit UKW-Teil empfangen werden. Die Wirksamkeit ihrer Waffe im hochschul-politischen Kampffeld können die Studenten zudem noch vergrößern: die Sendestation wird mobil sein, so daß bei jedem Stellungswechsel ein anderer Stadtbereich erfaßt werden kann.

Gestern vormittag wurde der Sender probeweise aufgebaut. Unter großer Geheimhaltung durften Presse und Fernsehen an der Wald- und Wiesenaktion in der Nähe Nürnbergs teilnehmen. Dort stapelten die Funkexperten vom Ohm am Hang ihre Geräte: den Sendeteil und Verstärkerkoffer, den Zerhacker, Antennen und als Energiequelle eine 90-Volt-Batterie.

Unbekannt blieben dabei die Akteure, Fotos durften erst geschossen werden, als alle „Schwarzfunker“ Papiertüten und Plastikbeutel über ihre Köpfe gestülpt hatten. Dann war die Szene bereit zur Aufnahme. „Hier spricht der Anti-Huber-Funk. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, über die undemokratischen Machenschaften des Ministers aufzuklären ...“So murmelte die anonyme Gestalt unter ihrer Papierhaube ins Mikrofon. Das endgültige Programm wird wahrscheinlich vom Tonband genommen und von Sprechern ergänzt. Protest-songs – von den Studenten selbst gedichtet und komponiert – bereichern die Sendungen wider den bayerischen Kultusminister.

Während die angehenden Ingenieure im tiefen Tann den Aufstand probten, fuhren die Funkmeßfahrzeuge der Fernmeldestelle vergebens ihre Einsätze, Kleinbusse mit hochempfindlichen Peilantennen und Meßgeräten standen auf der Burg und auf dem Schuttberg an der Bauernfeindstraße.

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