15. Februar 1970: Zahl der Übernachtungen steigt

NN

15.2.2020, 08:38 Uhr
15. Februar 1970: Zahl der Übernachtungen steigt

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Zwar glaubt man, daß die Bettenzahl reicht, daß aber das, was man unter „internationalem Service“ versteht, da und dort zu wünschen übrigläßt. Es fehlt am gepflegten Hotel der Mittelklasse, in dem beispielsweise genügend Einzelzimmer mit Dusche zu einem vernünftigen Preis zu haben sind.

Es ist jedes Jahr das gleiche: die Gäste kommen, und die Unterkünfte sind oft mangelhaft. Zur Zeit der Spielwarenmesse nächtigen Nürnbergs Besucher auf den Matratzen des Gaststättengewerbes zwischen Ansbach und Bamberg, zwischen Neumarkt und Neustadt.

Aber nicht nur die Bettgestelle der gewerblichen Unternehmer werden strapaziert. Privatleute stellen ihr Fremdenzimmer zur Verfügung, an der Spitze Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Wilhelm Doni. In diesem Jahr schlafen 500 Gäste mehr als sonst auf privaten Liegestätten.

Bestenfalls Linderung

Diese Misere zur Messezeit kann bestenfalls gelindert werden. Es gibt keine Messestadt in der Bundesrepublik, die in dieser Zeit befriedigende Unterkünfte in ausreichender Zahl bieten kann. Auch in Hannover ist man während der Messe auf Privatzimmer angewiesen – falls man überhaupt eines bekommt.

Nach einer Studie über die Unterbringungsverhältnisse für die Gäste des Dürer-Jahres gab es zum 1. Januar 1968 in Nürnberg 4.035 Betten. Sie verteilten sich mit 1.741 Betten auf 18 Hotels, mit 817 Betten auf 47 Gasthöfe und mit 1.477 Betten auf 65 Fremdenheime. An diesen Zahlen wird sich bis 1971 nichts Wesentliches ändern.

Die Katalogisierung der Betten nach Preisklassen ist nicht exakt möglich, weil dies in der Bundesrepublik im Hotelwesen nicht üblich ist. Allerdings geht man für das Dürer-Jahr davon aus, daß sich die Veranstaltungen stärker an „gehobene Besucherkreise“ wenden. Der Verkehrsverein sieht deshalb nur etwa die Hälfte des Nürnberger Bettenangebotes als adäquat an.

Wünsche aus dem Gaststättengewerbe, die Stadt möge mit zinsverbilligten Darlehen oder Zuschüssen den Wirten und Hoteliers unter die Arme greifen, damit sie ihre Zimmer zeitgerechter ausstatten können, werden von der Stadt kategorisch abgelehnt. „Wir haben nicht den Ehrgeiz, hier tätig zu werden“, sagt Wirtschaftsreferent Dr. Wilhelm Doni. Der Wirtschaftsreferent steht jedoch der Errichtung von weiterem Hotelraum der „gehobenen Qualität“ keineswegs ablehnend gegenüber. „Ich würde das begrüßen“, sagt er und läßt durchblicken, daß deutsche und ausländische Konzerne an Nürnberg interessiert sind. Ein entsprechendes Grundstück in der Nähe der Bauernfeindstraße wurde von der Stadt bereits ausgewiesen.

In der Prognose für 1971 geht man davon aus, daß die Zahl der Übernachtungen in Nürnberg von Jahr zu Jahr höher wird. Nürnberg gehört zu den Großstädten, die keinen Rückgang im Fremdenverkehr haben. Unterschiede gibt es lediglich in der Zuwachsrate. Das vergangene Jahr bringt höchstwahrscheinlich einen neuen Rekord, woran allerdings die zwei Großveranstaltungen „Sudetendeutscher Tag“ und „Wachtturmkongreß“ wesentlich beteiligt sind. Man rechnet aber damit, daß der normale, vom Dürer-Jahr unabhängige Zuwachs bis 1971 nicht abnimmt, sondern eher steigt, wobei Hoffnungen an die neue Autobahn nach Regensburg geknüpft werden.

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