12. Juni 1969: Anbau ist umstritten
12.6.2019, 07:00 UhrSo muß Baureferent Heinz Schmeißner nochmals mit Kunsthallendirektor Dr. Dietrich MahIow beratschlagen, ob der Anbau nicht kleiner ausfallen kann. „Es muß ein Bauwerk so harmlos wie möglich sein. Keine laute Musik, sondern bescheiden und zurückhaltend“, hatte Baureferent Schmeißner am Anfang erklärt und diese Forderungen im jetzigen Entwurf erfüllt gesehen. Doch an dem Vorschlag – Sandstein, farblich abgestimmter Beton und Kupferabdeckung – hatten die Mitglieder des Ausschusses vieles auszusetzen. Dem einen war der Bau zu niedrig, dem anderen zu konservativ, dem dritten zu groß. Der vierte wollte ans Dürer-Haus überhaupt nichts angefügt wissen.
Stadtrat Hans Hoffmann (CSU) fürchtete obendrein der Bürger Zorn. Privatleuten, die in der Umgebung der historischen Stätte bauen wollen, schreibe die Stadt ein steiles Dach vor, während sie selbst eine flache Konstruktion in Aussicht nehme, kritisierte er und Iieß sich von der Rüge auch dann nicht abbringen, als er vom Baureferenten auf die verschiedene Bestimmung von Wohnhäusern und Ausstellungstrakt aufmerksam gemacht wurde.
Im 70 Quadratmeter großen Saal sollen im Dürer-Jahr 1971 den in Scharen nach Nürnberg pilgernden Kunstfreunden einige Kostproben aus dem grafischen Schaffen des großen Meisters gezeigt werden, während nebenan jedermann sichtbar wird, wie Albrecht Dürer gewohnt und wo er gearbeitet hat. Außerdem hofft die Stadt durch eine Treppe, die zwischen altem Haus und Neubau gelegen ist, das Vorankommen auf den engen Stiegen zu erleichtern.
Ungeachtet solcher Hinweise blieben die Stadträte entschlossen, die Entscheidung zu vertagen. Selbst ein letzter Appell des Baureferenten, er werde doch nicht am Ende seiner Tätigkeit keine schlechte Lösung vertreten, fruchtete nichts. Mit dem Auftrag neuer Verhandlungen in der Tasche mußte Heinz Schmeißner das Problem „Anbau Dürer-Haus“ zu den unerledigten Akten legen.
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