24. April 1971: Ratlos vor den jüngsten Rathaus-Plänen

24.4.2021, 07:00 Uhr
24. April 1971: Ratlos vor den jüngsten Rathaus-Plänen

© Kammler

Doch eine Entscheidung, wie das Gehäuse für die Datenverarbeitung auszusehen habe und wie groß es werden soll, vermochte sich das Plenum nicht abzuringen. Umsonst hatte Baureferent Otto Peter Görl seine Pläne ausgebreitet: ein weiteres Rathaus anstelle des Parkplatzes an der Theresienstraße für runde 22 Millionen Mark. Er kam damit selbst bei seinen Parteifreunden nicht an, geschweige denn bei der CSU- und FDP/CVD-Fraktion.

So müssen sich der Bau- sowie der Personal- und Organisationsausschuß (vielleicht vereint) mit Fassaden und Raumprogrammen beschäftigen, ehe am 19. Mai ein Beschluß gefaßt wird.

Seit mit der beantragten Verstaatlichung der kommunalen Gesetzeshüter die Übergangslösung für das Rechenzentrum im Neubau des Polizeipräsidiums überholt ist, waren die Bauhof-Planer bei der Arbeit gewesen. Das Ergebnis bot sich den Stadtvätern als neues Rathaus, zu errichten in zwei Bauabschnitten.

Mit 127 Parkplätzen

Der Entwurf sieht eine erste Etappe mit dem elektronischen Verwaltungsgehirn, dessen technischer Versorgung, mit Kantine, Seminarräumen und Büros sowie 127 Parkplätzen zum Preis von 11,18 Millionen Mark vor. Für den Maschinensaal sollen dabei allein 500 Quadratmeter reserviert werden. Beim zweiten Anlauf kommen weitere Büros und Parkplätze für etwa 10,6 Millionen Mark dazu.

Kaum hatte der Baureferent diese Konzeption vorgetragen und den Wunsch geäußert, ein leistungsfähiges Architekturbüro möge mit der Abwicklung des Vorhabens beauftragt werden, erhoben sich die Gegner. Vorsichtig forderte zuerst SPD-Fraktionsvorsitzender Willy Prölß, daß zunächst wegen der städtebaulich bedeutsamen Stelle die architektonische Gestaltung geklärt werden müsse. So wie sie die Lichtbilder zeigten, gefiele sie ihm nicht.

FDP/CVD-Fraktionsvorsitzender Dr. Friedrich Bergold legte einen Zahn zu und fragte an, warum das Rechenzentrum „auf der grünen Wiese“ (am Wetzendorfer Espan) abgelehnt worden sei, obwohl man sich dort höhere Kosten wie durch die Tiefgaragen im felsigen Boden an der Theresienstraße hätte sparen können. Der stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende Erich Wildner legte noch ein ganzes Päckchen Fragen drauf.

Er erkundigte sich für die Rathaus-Opposition beispielsweise, warum plötzlich allein für die technische Versorgung des Rechenzentrums genau so viel Platz benötigt werde, wie ursprünglich im Polizeipräsidium für das ganze Rechenzentrum zusammen.

Zwar hatte vorher schon Baureferent Otto Peter Görl darauf hingewiesen, daß der Baukunstbeirat die Pläne gutgeheißen hatte, zwar war von Personalreferent Karl Widmayer angeführt worden, daß die Büros auch für die in gemieteten Räumen untergebrachten anderen Dienststellen benötigt würden: die ehrenamtlichen Stadträte, von denen viele zum ersten Mal vom Rathaus-Neubau gehört hatten, fühlten sich überfordert und fanden zu viele Einzelheiten von der äußeren Erscheinung bis zum Raumprogramm noch unausgegoren. Sie vertagten die Entscheidung.

Sie nahmen dabei auch keine Rücksicht auf die drängende Zeit. Denn Nürnberg soll eine der zwischen Landkreisen, Städten und Gemeinden vereinbarten drei bayerischen Datenanstalten werden, für die im Mai der Innenminister eine Rechtsverordnung erlassen will. Wenn die Stadt dabei nicht ins Hintertreffen geraten möchte. muß sie bis zum Frühjahr 1973 etwas vorweisen.

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