Kann man trotz Corona Skifahren? Wintersportorte feilen an Konzepten
17.9.2020, 11:56 UhrAls uns das Coronavirus im Februar richtig Angst einjagte, weil es aus Asien dann doch ganz schnell bei uns angekommen war, wedelten viele gerade im Winterurlaub über die Piste. Skifahrer, die etwa nach den Faschingsferien aus Südtirol oder Österreich zurückkamen, waren die ersten, die in Quarantäne saßen.
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Denn vor allem diese Regionen wurden zu Risikogebieten erklärt, weil in dieser Jahreszeit in Europa nur dort nennenswerter Tourismus stattfindet und sich das Virus rasant unter Skifahrern und Après-Ski-Gästen aus ganz Europa verbreitete. Von heute auf morgen mussten die Liftbetreiber die Stecker ziehen. Eine wirtschaftliche Katastrophe, die sich nicht wiederholen soll.
Also feilen sie gerade in allen Wintersportorten an Konzepten, wie ein Urlaub möglich werden soll, bei dem sonst die Massen eng an eng an den Liften in der Schlange stehen und sich auf den Skispitzen herumsteigen. "Die alpinen Winterziele müssen an einem Strang ziehen und klar in die Märkte kommunizieren, dass diese Punkte gut zusammenpassen werden: Sicherheit, Gesundheit und Spaß am Skilaufen.
Da ist zwar noch viel zu tun, aber wenn die Konzepte überzeugen, wird das funktionieren" sagt Harald Pechlaner, Tourismusprofessor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Wartezeiten am Lift könnten die Urlaubslaune verderben
Doch wie soll das in der Praxis aussehen? Österreich hat etwa am 4. September ein Ampelsystem eingeführt: Mit grüner, gelber organgener oder roter Farbe wird täglich aktuell symbolisiert, welche Risikostufe gerade in welcher Region herrscht. Rot hieße auf alle Fälle Reisewarnung, dieses Ziel sollte man meiden. Wichtig ist aber auch, was vor Ort auf den Pisten und in den Gondeln gilt. Denn wenn die Beschränkungen auch bedeuten, dass die Urlauber früh eine Stunde im Tal warten, bis sie der Lift auf den Berg nimmt, werden viele ein langes Gesicht ziehen und heuer doch lieber auf einen Winterurlaub verzichten.
Daniel Gehring von der Tirol Werbung ist so einer, der derzeit an Sitzungen teilnimmt, in denen konkrete Maßnahmen angedacht werden. "Wir rechnen fest damit, dass es eine Wintersaison 2020/21 bei uns gibt. In den Hotels bewähren sich die Sicherheitsmaßnahmen schon seit Juni. Nun erarbeiten wir mit den Bergbahnen Konzepte, die über die geforderten Mindeststandards weit hinausgehen", sagt er. Überall kann man sich zum Beispiel die Hände desinfizieren.
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In den Gondeln, die unter anderem regelmäßig mit einem desinfizierenden Dampf gereinigt werden, gilt laut Gehring Folgendes: "Wenn die Gesamtauslastung des Skigebietes es zulässt, dann werden Gondeln nicht voll ausgelastet. Da Gondeln & Co. öffentliche Verkehrsmittel sind, gelten die gleichen Regeln wie bei Bus & Bahn: Maskenpflicht, aber kein Mindestabstand und keine Höchstgrenze. Es wird aber versucht, dass Gondeln nicht ganz ausgelastet werden" So dürfen dann manchmal zum Beispiel statt 50 Personen nur 25 hinein, bei kleineren Gondeln wird darauf geachtet, dass nur Familien oder Gruppen, die zusammengehören, mitfahren. Darauf werden etwa im Pitztal so genannte Gondelbutler achten.
In allen Liften - auch den Sesselliften - muss man Maske tragen, "viele haben aber wohl eh ein Schaltuch dabei, das sie sich über Mund und Nase ziehen", sagt Gehring. Auf den Pisten selbst sind Masken nicht nötig, "Skifahren ist ja ein Outdoor-Sport". Um zu viele Menschen an einem Ort zu vermeiden, werden die Ströme gelenkt, etwa per App oder Ansagen über Lautsprecher, die weniger frequentierte Lifte melden.
Ein Problem zeichnet sich ab, für das es nur ansatzweise eine Lösung gibt: Normalerweise fädeln sich die Skifahrer in einer Art Trichter vor den Drehkreuzschranken ein und stehen dicht gepackt davor. Diese Trichter werden durch Zäunen ersetzt, die die Wartenden in Linien zuführen - eventuell in einer Art Zickzack-System, wie man es von Flughäfen oder Freizeitparks vor Attraktionen kennt. Mit den sperrigen Skiern an den Stiefeln wird das Wenden allerdings sicher unbequem. Wie man allerdings bei diesem System vermeiden möchte, dass sich die Wartezeiten extrem verlängern, kann Daniel Gehring nicht sagen.
Vermutlich werden einfach weniger Skifahrer als sonst kommen. "Hotelkapazitätsbeschränkungen gibt es jedenfalls noch nicht. Wie hohe Wartezeiten vermieden werden können, ist derzeit noch in Ausarbeitung. Es ist ja auch keine Maßnahme in Stein gemeißelt", sagt Gehring. "Wir lernen ja gerade erst, wie wir mit der Krise umgehen, da werden sicher während der laufenden Saison viele Anpassungen vorgenommen, wenn etwas nicht so passt oder anderes besser passt." Auf dem Laufenden können sich Reisende über eine eigens geschaffene Landingpage der Tirol Werbung halten, die ebenfalls tagesaktuell Infos über Coronamaßnahmen und den Stand der Dinge aus den einzelnen Regionen bereitstellt.
Die Saison schon Mitte September los - auf den Tiroler Gletschern. Ab Anfang November sollen dann fast überall die Lifte laufen. "Es wird jedenfalls ein spannender Winter, in dem wir alles geben, damit das klappt", sagt Gehring.
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