Blutspenden in Zeiten von Corona: Ein Selbstversuch

Isabella Fischer

Region & Bayern

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21.3.2020, 12:25 Uhr

Bei jedem Tatort oder jeder Krankenhausserie schaue ich automatisch weg, wenn es um Verletzungen in Verbindung mit Blut geht. Gespendet habe ich noch nie, einfach aus Angst vor der großen Nadel. In den letzten Tagen sah ich vermehrt auf Instagram, Twitter oder der nordbayern.de Facebook-Gruppe "nordbayern hilft" Aufrufe von verschiedenen Blutspendediensten, sich als Spender zu registrieren. Seitdem ich im Homeoffice arbeite, muss ich meine Mittagspause kreativ gestalten, um zuhause keinen Lagerkoller zu bekommen. Ich recherchierte kurz, wann und wo man in Nürnberg Blutspenden kann, stellte meine persönlichen Befindlichkeiten hinten an und rief im Haema-Blutspendezentrum in der Südstadt an. “Als Vorsichtsmaßnahme müssen wir einen Termin vereinbaren, es dürfen nur wenige Personen gleichzeitig da sein”, ließ mich die freundliche Frau am Ende der Leitung wissen. Am nächsten Tag um 13 Uhr hatte ich meinen Termin.

Gerade in der jetzigen Corona-Zeit haben viele potentielle Spender und Spenderinnen Angst, sich Blut abnehmen zu lassen. "Viele Leute rufen uns an und fragen, ob sie jetzt überhaupt spenden können, auch wenn sie nicht infiziert sind", sagt eine Mitarbeiterin. Die Sorge sei unbegründet, noch konnte wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden, dass das Coronavirus im Blut nachweisbar ist. Wer allerdings infiziert oder anderweitig krank ist, darf derzeit nicht spenden.

Vor Ort wurde ich erstmal gründlich durchgecheckt: Körpertemperatur und Blutdruck messen, sich wiegen lassen und einen Fragebogen beantworten. Im Minutentakt kamen neue Menschen in die großen Räume, Abstand halten ist hier selbstverständlich. Nach den ersten Formalitäten gehört ein Gespräch mit dem Arzt zum Pflichtprogramm bei jedem Besuch. Da ich im Herbst mehrere Wochen in Südamerika war und es dort in einigen Gebieten zu Malaria-Infektionen kommen kann, wurde die Reiseroute vom Arzt genau unter die Lupe genommen und mit den kritischen Gebieten abgeglichen. Alles gut - ich wurde von einer weiteren netten Mitarbeiterin aufgerufen und konnte weiter in den Spendesaal.

Ich ließ mir Vollblut abnehmen, insgesamt 500 Milliliter. Der weibliche Körper hat je nach Gewicht circa fünf bis sechs Liter Blut, da sind 500 Milliliter keine Kleinigkeit. Auf der Liege wurde erneut Blut gemessen und ich bekam einen Ball in die Hand gedrückt, den ich während der Abnahme drücken sollte. Verschiedene Röhrchen wurden mit meiner Spendernummer beklebt, Beutel wurden sortiert. Es konnte losgehen. Die Mitarbeiterin forderte mich auf, die Lamellen des Vorhangs zu zählen. So schnell konnte ich meinen Kopf nicht drehen, hatte ich schon die Nadel in der Vene. Ein perfektes Ablenkungsmanöver. Vier Anläufe benötige ich, um auf die richtige Anzahl der Lamellen zu kommen. 32.

Nach fünf Minuten war bereits alles wieder vorbei. Ich ruhte mich noch ein paar Minuten aus, bevor ich wieder in den Eingangsbereich durfte und bei einem Kaffee entspannte. Das Telefon stand nicht still. "Wir haben in den letzten Tagen sehr viele Neuspender", erzählte mir eine Mitarbeiterin, “das freut uns extrem, gerade in der momentanen Situation.”

Das Blut wandert jetzt ins Labor und wird untersucht. Gibt es keine Anzeichen auf eine Erkrankung, kommt es als Spenderblut in Frage und hilft hoffentlich einem kranken Patienten irgendwo in Deutschland. In fünf Tagen könnte ich bereits wiederkommen und mir Blutplasma abnehmen lassen. Das geht bis zu 60 Mal im Jahr, während eine Vollblutspende bei Frauen nur alle zwölf, bei Männern alle acht Wochen möglich ist. Ich fühlte mich gut, endlich über meinen Schatten gesprungen zu sein. Gerade in diesen ungewissen Zeiten ist es wichtig, etwas für die Gemeinschaft zu tun. Der Termin zur nächsten Spende steht bereits im Kalender.

Wer selbst spenden möchte, findet sämtliche Termine und Telefonnummern auf der Homepage des Haema Blutspendezentrums www.haema.de oder des Bayerischen Roten Kreuzes www.blutspendedienst.com/blutspendetermine.

Mein Kollege Johannes Handl hat sich mit Patric Nohe, Sprecher des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) unterhalten, warum Blutspenden so wichtig ist.

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