Fürth
Klassenerhalt nicht kaufbar: Fürth-Macher Azzouzi spricht
24.5.2021, 20:22 UhrEr hat es getan, zum zweiten Mal nach 2012: Rachid Azzouzi hat bei der SpVgg Greuther Fürth eine Mannschaft zusammengestellt, die in die Bundesliga aufsteigt. Der 50-Jährige war damals als Sportmanager dabei, jetzt trägt er als Geschäftsführer die Verantwortung für den sportlichen Bereich. Aus wenig viel zu machen, das kann er wie kein Zweiter. Und so wird es auch nach dem grandiosen zweiten Platz in dieser Spielzeit bleiben. Ein Gespräch nach einer langen Nacht.
Herr Azzouzi, Ihr WhatApp-Status verrät mir, dass Sie um 3.45 Uhr zuletzt aufs Handy geschaut haben. Wie war die Nacht?
Kurz. (lacht) Ich kann nach Spielen nie schnell einschlafen. Am Sonntag war es besonders, das ist klar. Die Last von so vielen Monaten ist von einem abgefallen. Ich spüre viel Dankbarkeit, dass ich in so einem Team mitarbeiten konnte. Der Aufstieg ist unfassbar schön für unseren Verein, nicht viele haben uns das zugetraut. Damals 2012 war es schon ein Wunder, irgendwie war es da aber zumindest absehbar, dass wir es irgendwann hinbekommen...
Fürth war oft oben dabei, für ganz oben aber hatte es damals lange nicht gereicht.
Richtig. In diesem Jahr war es dann sehr überraschend.
Die Entscheidung fiel am letzten Spieltag: Haben Sie bei der Partie gegen Düsseldorf mitgelitten?
Zur Halbzeitpause sah es wirklich nicht so gut aus, mit 0:1 in Rückstand, dazu die Rote Karte. Doch du durftest die Mannschaft in dieser Saison nie abschreiben. Sie hat ihren Charakter und ihre Mentalität wieder bewiesen. Es war ein unglaublicher Wille spürbar, das Spiel selbst zu drehen.
Auch wenn ein Unentschieden vielleicht gereicht hätte.
Wir kannten die Spielstände der Konkurrenz. Der Trainer hat die Mannschaft gefragt, ob sie es noch einmal 15 Minuten probieren will. Und die Spieler wollten, sie haben selbst gesagt, dass sie noch einmal höher ins Pressing gehen.
"Ich hoffe, wir können Nielsen und Hrgota halten"
Ihr Team wurde belohnt. Was folgte, war eine Riesenparty mit den Fans vor dem Stadion. Wie ging es dann weiter?
Wir haben mit unseren Familien gefeiert, die sind ja auch alle auf Corona getestet, das ein oder andere Bier getrunken, Musik lief.
Und dann haben Sie noch den ein oder anderen Vertrag verlängert?
(lacht) Nein. Sonntagnacht war das wirklich schwer, das ging nicht.
Viele hatten Angst, dass die Mannschaft auseinander bricht, wenn es mit dem Aufstieg nicht klappt. Jetzt hat es geklappt. Bleibt das Team nun größtenteils zusammen?
Ich hoffe, dass wir Havard Nielsen und Branimir Hrgota halten können. Wir werden das jetzt angehen mit aller Intensität. Doch bis jetzt haben wir uns voll auf das Saisonfinale konzentriert.
"Ich habe nie gemerkt, dass er weg möchte"
Wird Stefan Leitl bleiben? Er selbst hat das nicht bestätigt.
Mein Eindruck aus den vergangenen Wochen und Monaten: Ich habe nie gemerkt, dass er weg möchte. Er hat an allen Planungen für die nächste Saison teilgenommen. Deshalb gehe ich davon aus, dass er als Trainer unsere Aufstiegsmannschaft weiter führen wird.
Können Sie sich darauf wirklich verlassen?
Ich hoffe doch, dass ich mich darauf verlassen kann. Er hat noch zwei Jahre Vertrag.
Erster Neuer fürs Kleeblatt: Er kommt aus dem Waldhof
Vielleicht können Sie ihn mit ein paar schlagkräftigen Zugängen überzeugen?
Auch in der Bundesliga müssen wir unseren Weg weitergehen, auch wenn sicher Spieler auf den Markt kommen, die wir in den zweiten Liga nicht hätten holen. Wir haben im Vorfeld aber auch schon geplant. Dann müssen wir sehen, wer verlängert, und den Markt intensivieren. Die erste Liga ist etwas anderes als die zweite, klar. Jetzt haben wir ein paar Euro mehr. Es wird trotzdem nicht so sein, dass wir den Klassenverbleib erkaufen können.
Ist für manche Spieler, die sich gut entwickelt haben, der Sprung in die Bundesliga zu groß?
Sie haben es gesagt: Die Spieler haben sich sehr gut entwickelt. Wir haben Jungs, die in der Bundesliga den nächsten Schritt gehen können, ob Timothy Tillman, Simon Asta, Robin Kehr oder Jamie Leweling, die können einen Riesensatz machen - wie Julian Green, Sebastian Ernst oder Paul Seguin es getan haben. Und wer garantiert uns, dass wir den Klassenverbleib schaffen, wenn wir ältere Spieler holen? Der Erfolg gibt uns mit unserem Weg aktuell recht. Wir wissen auch, was auf uns zukommt. Doch wir wollen weiter mutig bleiben.
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