Im Fahrbericht: Skoda Kamiq 1.5 TSI
27.5.2020, 17:02 UhrWie er aussieht: Der Kamiq ist das dritte SUV unter Skoda-Label und gleichzeitig das kleinste. Er teilt sich die Kleinwagen-Plattform des Volkswagen-Konzerns (MQB A0) unter anderem mit dem kompakten Fünftürer Skoda Scala, aber auch mit den SUV-Geschwistern der anderen Konzernmarken, dem Seat Arona und dem VW T-Cross. Von letzteren beiden distanziert er sich aber durch mehr Größe: Mit 4,24 Metern hat der Kamiq dem Arona 10 Längenzentimeter voraus und dem T-Cross sogar 13. In der Größenordnung nähert sich der Kamiq somit eher dem höher positionierten VW T-Roc an.
Beim Design setzt Skoda auf die markentypische Klarheit, sachlich-selbstbewusst steht der Kamiq da, umso besser kommt so das Schmuckband des Tagfahrlichts zur Geltung, das oberhalb der Hauptscheinwerfer eingearbeitet wurde. Voll-LEDs kosten ab 990 Euro Aufpreis, schick "laufende" Blinker inklusive.
Wie viel Platz er hat: Auch hier schlägt der Kamiq seine Geschwister und punktet mit guter Ausnutzung des vorhandenen Raums. Selbst wenn ein vorne platziertes Langbein seinen Sitz weit nach hinten schiebt, wird das im Fond nicht als Einschränkung der persönlichen Freiheit empfunden. Wir empfehlen die Investition in das großflächige Panoramaglasdach (ausstattungsabhängig ab 780 Euro), es lässt sich zwar nicht öffnen, flutet den Innenraum aber sehr umfassend mit Licht. Gut angelegtes Geld sind auch die 80 Euro für eine umklappbare Beifahrersitzlehne, so lässt sich Ladegut bis 2,45 Metern Länge im Kamiq verstauen.
Der Kofferraum (gegen Aufpreis mit doppeltem Ladeboden, Wendematte und Gepäckhaken) packt 400 bis 1395 Liter weg, in diesem Segment ist das durchaus ein Wort. Die Ladefläche, die nach Umklappen der Rücksitzlehnen entsteht, fällt allerdings nicht ganz eben aus. Auch eine Durchreiche gibt es nicht, und ebenso wenig eine verschiebbare Rücksitzbank, wie sie der VW T-Cross vorhält.
Wie er eingerichtet ist: Sehr schön. Uns stellte sich der Kamiq als "Style" vor, mit weich aufgeschäumten Oberflächen, Deko im Klavierlack- und Carbonlook sowie dem Top-Infotainmentsystem "Amundsen" (1820 Euro). Neben dem frei konfigurierbaren digitalen Kombiinstrument ("Virtual Cockpit") umfasst es einen elegant in den Armaturenträger integrierten, großformatigen 9,2-Zoll-Touchscreen, 3D-Navi, 64 GB Speicherkapazität (um Offline-Karten zu speichern) und WLAN. Serienmäßig hat der Kamiq ein 6,5-Zoll-Display an Bord.
Eine gute Alternative zur großen Amundsen-Lösung kann das "Bolero"-Infotainment mit 8-Zoll-Screen sein (440 Euro, Serie ab "Style"), auf dem sich dann via SmartLink die Handy-Inhalte spiegeln lassen, also auch Google Maps, das fest verbaute Navi wird somit entbehrlich. Mit Apple CarPlay funktioniert das sogar kabellos (ab 200 Euro).
Bei seinen beiden serienmäßigen USB-Anschlüssen vorne setzt der Kamiq bereits auf die neue USB-C-Technik, wer ein hierfür nicht geeignetes Gerät besitzt, braucht also einen Adapter.
Obwohl es im Kamiq noch diverse Direkttaster gibt, hätten wir uns auch beim Amundsen-Infotainment den Old-School-Drehknopf zum Regeln der Lautstärke gewünscht.
Was ihn antreibt: Der 1.5 TSI mit 110 kW/150 PS ist der Top-Benziner im Skoda-Programm. Im Sinne der Sparsamkeit schickt er im Teillastbereich zwei seiner vier Zylinder in die Pause. Das funktioniert völlig unmerklich, alles, was der Fahrer von dem Vorgang mitbekommt, ist das Aufleuchten einer entsprechenden Anzeige im Kombiinstrument. Im Zweizylinder-Betrieb leistet sich der Kamiq weder einen Verlust an Laufkultur noch eine ruppigere Geräuschkulisse.
Der 1.5 TSI steht dem Kamiq gut, er treibt ihn ebenso kraftvoll wie souverän an. Kunden können zwischen einer manuellen Sechsgangschaltung und einem 7-Gang-DSG wählen, letztlich eine Frage der persönlichen Präferenz und (Aufpreis 1950 Euro) des Geldbeutels. Uns überzeugte der ebenso unaufgeregt wie treffsicher schaltende Doppelkuppler.
Der Sprint von 0 auf 100 ist in 8,4 Sekunden möglich, in der Spitze erreicht der Kamiq 1.5 TSI maximal 212 km/h.
Wie er sich fährt: Trotz seiner im Vergleich zum Scala auf 19 Zentimeter erhöhten Bodenfreiheit ist der Kamiq kein echter Hochsitzer. Dennoch gestattet er eine weitgehend barrierefreie Übersicht. Die kompakten Abmessungen befördern die Wendigkeit in der Stadt; bei der Fahrwerksabstimmung haben die Ingenieure gute Arbeit geleistet, der Kamiq federt geschmeidig, Kurven durcheilt er mit wenig Seitenneigung. Das optionale Sportfahrwerk (430 Euro) halten wir für verzichtbar.
Ausflüge ins Gelände gehören in aller Regel nicht zur Lebenswirklichkeit eines kleinen SUVs, deshalb gibt es für den Kamiq keinen Allradantrieb. Bewohner schneereich-bergiger Gebiete müssen sich nach Alternativen wie Fiat 500X oder Mazda CX-3 umsehen.
Absicherung im Fahrbetrieb leisten vielerlei Assistenzsysteme, der Ausparkassistent beispielsweise oder der adaptive Abstandsassistent, der – DSG vorausgesetzt – den Kamiq bis zum Stillstand abbremsen und innerhalb von drei Sekunden das Wiederanfahren initiieren kann. Als etwas zu selbstbewusst haben wir den Spurhalteassistenten empfunden. Und der übereifrige Frontradarassistent hat uns gelegentlich eine Schrecksekunde beschert, dann etwa, wenn er vor Hindernissen, die eigentlich gar keine waren (Verkehrsinseln) unversehens eine scharfe Bremsung für angebracht gehalten hat.
Was er verbraucht: Im Schnitt waren wir mit 6,3 l/100 km dabei, nachdrücklich gefordert, verbrauchte der Kamiq 8,4 l/100 km. Unsere Sparrunde absolvierte der TSI mit 5,1 Litern.
Was er bietet: Für den Kamiq gibt es vier Ausstattungsvarianten, der 1.5 TSI ist allerdings erst ab dem zweiten Level "Ambition" zu ordern. Es stellt unter anderem den Frontradarassistenten mit City-Notbremsfunktion und Personenerkennung, den Spurhalteassistenten, ein höhen- und längsverstellbares Lenkrad, Parksensoren vorn und hinten, Klimaanlage sowie das einfachste Infotainmentsystem "Swing" mit Freisprecheinrichtung bereit. Digitaler Radioempfang (150 Euro) und selbst der doppelte Ladeboden (150 Euro) müssen extra bezahlt werden.
Ab "Ambition" sind dann teilweise schon markentypische "Simply Clever"-Details an Bord, der Eiskratzer im Tankdeckel etwa oder das Fach mit Regenschirm in der Fahrertür. Der Abfalleimer in der Seitentür oder der praktische Türkantenschutz kosten hingegen Aufpreis.
Zu den Ausstattungsdetails des von uns gefahrenen "Style" gehören beispielsweise Fahrlichtassistent mit Regensensor, Sitzheizung vorne, Zwei-Zonen-Klimaanlage und das mittlere Infotainment "Bolero" mit digitalem Radioempfang und SmartLink-Anbindung fürs Smartphone.
Was er kostet: Als "Ambition" mit manuellem Sechsganggetriebe ab 24.950 Euro, mit 7-Gang-DSG ab 26.900 Euro. Unser "Style" mit Doppelkuppler kommt auf mindestens 28.800 Euro.
Was wir meinen: Der Kamiq punktet mit den üblichen Skoda-Qualitäten – mit praktischem Talent, einem großzügigen Raumangebot, tadelloser Verarbeitungsqualität und angenehmem Fahrkomfort. Der 150 PS starke TSI ist eine ebenso kraftvolle wie kultivierte Antriebsquelle, die auch an der Tankstelle nicht arm macht. Wer ein Schnäppchen erwartet, wird allerdings enttäuscht – auch wenn das tschechische City-SUV angesichts seiner Qualitäten völlig angemessen eingepreist ist.
Ulla Ellmer
Die Daten des Skoda Kamiq 1,5 TSI DSG
Hubraum 1498 ccm, Zylinder 4, Leistung 110 kW/150 PS bei 5000 - 6000/min, max. Drehmoment 250 Nm bei 1500 - 3500/min, Spitze 212 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 8,4 sec, Normverbrauch innerorts 6,4, außerorts 4,3, kombiniert 5,0 l S pro 100 km, Testverbrauch 6,3 l S/100 km, CO2-Emission 115 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,24 m, Breite 1,79 m, Höhe 1,53 m, Kofferraum 400 bis 1395 l, Kraftstoff-Tank 50 l, Leergewicht 1277 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1763 kg, Zuladung 567 kg, Anhängelast 1250 kg (gebremst), 630 kg (ungebremst). 7-G-DSG, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 15 (KH), 18 (VK), 19 (TK). Preis ab 26.900 Euro.