Neuer Hyundai Tucson: Erleuchtet und elektrifiziert
16.12.2020, 13:57 UhrIm Marktsegment der Kompakt-SUVs herrscht dichtes Gedränge. An der Spitze der deutschen Zulassungs-Charts behauptet sich beharrlich der VW Tiguan, in dessen Windschatten so gut wie jeder Hersteller einen Verfolger positioniert.
Hyundai ist unter den vielen Mitbewerbern mit dem Tucson vertreten, der in einem kurzen Intermezzo mal iX35 hieß. Dieser Tage stellt sich das SUV aus Südkorea in brandneuer vierter Generation vor und offenbart dabei eine erstaunliche Metamorphose. Bislang stellte sich die Rollenverteilung im Konzern so dar, dass Hyundai eher fürs Konservative zuständig zeichnete, während die Schwestermarke Kia stilistisch progressiv agierte. Im Falle des Tucson verhält sich das genau umgekehrt: Bei seiner Modernisierung hat Mut den Zeichenstift der Designer geführt, der eng verwandte Kia Sorento sieht daneben deutlich unspektakulärer aus.
Der Kniff mit dem Grill
Ganz schön selbstbewusst, wie der Neuling aus dem Hause Hyundai zu seiner SUV-Identität steht. Der 4,50 Meter lange und üppige 1,87 breite Tucson steckt in einem kraftvoll-bulligen Outfit, seitlich gibt er sich nicht nur eine, sondern mehrere Kanten, das Heck ziert ein durchgehendes Leuchtenband, der rückwärtige Seitenwischer verbirgt sich unter dem Dachspoiler.
Der wahre Eyecatcher aber ist der prominente Kühlergrill, in dem die LED-Leuchten des Tagfahrlichts versteckt sind. Sichtbar machen sie sich erst, wenn sie eingeschaltet werden. Und eines der fünf LED-Elemente übernimmt jeweils die Funktion einer Blinkleuchte.
Im eleganten Cockpit hat Hyundai mit sicherer Hand und unter Anwendung zielgerichteter Digitalisierung Ordnung geschaffen. Ausstattungsabhängig rückt ein digitales Fahrerdisplay ins Blickfeld, in den Armaturenträger integriert finden sich zudem zwei Touchscreens, die sich zu einer optischen Einheit fügen; der obere visualisiert das Infotainmentsystem, der untere dient den Klimatisierungsfunktionen. Physische Bedienelemente haben weitestgehend ausgedient, auch die Lautstärke wird per Fingertipp (oder über das Lenkrad) geregelt. Zudem hält sich eine Sprachbedienung bereit, die auf frei formulierte Befehle reagieren soll, sich bei einer ersten Erprobung aber mit Hinweis auf die – von uns gar nicht wahrnehmbaren – Hintergrundgeräusche aber eher verständnislos zeigte.
Viel Platz an Bord
Im Vorgängervergleich ist der Tucson kaum gewachsen; dass er trotzdem ein verbessertes Platzangebot bietet, ist dem Umstieg auf eine komplett neue Plattform zu danken. Das räumliche Wohlgefühl beginnt beim gymnastisch unbelasteten Zustieg auch für die Fondpassagiere, setzt sich bei der großzügigen Beinfreiheit im rückwärtigen Bereich fort und endet beim Kofferraumvolumen, das um 107 Liter auf nunmehr 620 bis fast 1800 Liter erweitert wurde.
Unsere erste Probefahrt erfolgte mit dem 100 kW/136 PS starken Vierzylinder-Diesel 1.6 CRDi, der auf die Unterstützung durch ein 48-Volt-Hybridsystem zurückgreifen kann, immer mit einem fein schaltenden Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (7DCT) kombiniert ist und – wie im Falle unseres Testwagens – auch mit Allradantrieb arbeitet.
Schalten per Tastendruck
Die Fahrstufen werden nicht über einen konventionellen Wählhebel, sondern via Tastendruck eingelegt. Eine komfortable Lösung, an die man sich schnell und gern gewöhnt. Wir drücken auf "R" und rangieren zurück, das gestochen scharfe Bild der serienmäßigen Rückfahrkamera und die 360-Grad-Rundumansicht helfen dabei. Bildstark gibt sich der Tucson auch, sobald der Blinker gesetzt wird – beim Abbiegen, Fahrspurwechsel oder Überholen spielt er das Geschehen im Toten Winkel ins Fahrerdisplay ein. Eine deutlich bessere Lösung als der digitale Außenspiegel des Audi e-tron, der es erforderlich macht, den Blick leicht in Richtung des in die Türinnenseite integrierten Monitors abzuwenden.
Toll ist die gleichermaßen sichere wie komfortable Fahrwerksabstimmung gelungen. Schlaglöchrigen Asphalt bügelt der Tucson sensibel aus, so geht entspanntes Reisen!
Nominell verbraucht der 1.6 CRDi 48-Volt-Hybrid AWD 4,7 l/100 km, uns zeigte der Bordcomputer eine Ecke mehr – 7,4 l/100 km – an.
Ferngesteuert Parken
Schon serienmäßig fahren allerlei elektronische Copiloten mit – ein Aufmerksamkeits-, Fernlicht-, Spurhalte- und Notbremsassistent mit wachsamem Auge auch auf Fahrradfahrer ebenso wie eine Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitsassistent sowie ein Spurfolgeassistent. Optional und ausstattungsabhängig lassen sich beispielsweise ein Querverkehrswarner, ein navigationsbasiert arbeitender Adaptiv-Tempomat mit radarbasierter Abstandsregelung oder der Insassenalarm an Bord bitten, der Hupe und Warnblinkanlage aktiviert, wenn – so etwas soll es scheinbar geben – Mensch oder Tier versehentlich im verschlossenen Auto zurückgelassen werden. Und auch ferngesteuert ein- und ausparken kann der Tucson.
Das Antriebs-Portfolio rekrutiert sich durchweg aus 1,6-l-Vierzylindern. An reinen Verbrennungsmotoren bietet der Tucson einen Benziner mit 110 kW/150 PS sowie einen Diesel mit 85 kW/115 PS. Die 48-Volt-Mildhybrid-Benziner leisten wiederum 110 kW/150 PS sowie 132 kW/180 PS, der entsprechend elektrifizierte Diesel – den wir auf unserer Probefahrt kennengelernt haben - 100 kW/136 PS.
Zum Vollhybrid wird der Tucson als 1.6 T-GDI HEV, der einen 132 kW/180 PS starken Benziner mit einem 60-PS-Elektromotor zu einer Systemleistung von 169 kW/230 PS kombiniert und kurze Strecken rein elektrisch zurücklegen kann. Im Frühjahr schiebt Hyundai außerdem einen extern an der Steckdose aufladbaren Plug-in-Hybrid nach.
Der Preis ist heiß
Ein echtes Wort ist der Basispreis: Der Tucson Pure mit 150-PS-Benziner ist schon ab 26.800 Euro (19 Prozent MwSt) zu haben, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, die bereits genannten Fahrassistenten, Klimaanlage, Digitalradio und Rückfahrkamera inklusive. Wissen muss der Interessent freilich, dass es den Einsteiger ausschließlich in Rot gibt und dass keinerlei Sonderausstattung hinzugebucht werden kann. Die besseren Ausstattungsvarianten heißen Select, Trend und Prime. Unser 1.6 CRDi 48 V kostet als Fronttriebler ab 34.900 Euro, wer Allradantrieb wünscht, muss 2000 Euro drauflegen. Und der Vollhybrid 1.6 T-GDI startet bei 37.400 Euro.
Ulla Ellmer
Hyundai Tucson in Kürze:
Wann er kommt: Ist bereits bestellbar.
Wen er ins Visier nimmt: VW Tiguan, Kia Sorento, Mazda CX-5, Ford Kuga, Toyota RAV4 etc.
Was ihn antreibt: Benziner mit 110 kW/150 PS, Diesel mit 85 kW/115 PS. 48-Volt-Hybride mit 110 kW/150 PS und 132 kW/180 PS (Benziner) sowie mit 100 kW/136 PS. Vollhybrid mit 169 kW/230 PS.
Was er kostet: Ab 26.800 Euro.
Was noch folgt: Im Frühjahr 2021 ein Plug-in-Hybrid. Eine sportliche N-Line-Version.