Weltpremiere Skoda Octavia: Auf Premium-Kurs

12.11.2019, 12:58 Uhr
Weltpremiere Skoda Octavia: Auf Premium-Kurs

© Hersteller

Er ist ein Bestseller - und wird jetzt noch besser. Denn der Skoda Octavia punktet in der vierten Generation in vielen Belangen, rückt weiter ein Stück in Richtung Premium vor. Premium deshalb, weil nicht nur das Interieur einen gewissen Schritt nach vorne macht, sondern sich auch Antrieb, Fahrwerk, Assistenten, Infotainment und Bedienung neuester Technik bedienen.

Damit kommt wieder eine altbekannte Diskussion auf: Macht Skoda den anderen Marken des VW-Konzerns zu viel Konkurrenz?

Kann gut sein. Bei Audi in Ingolstadt beispielsweise wird man über den neuen Status des Octavia nicht eben begeistert sein. Unlängst erst hatten somit Gerüchte die Runde gemacht, wonach sich die tschechische VW-Tochter wieder stärker der Basis und dem Preiswerteren zuwenden sollten. VW-Chef Herbert Diess hat diese Bedenken allerdings zu zerstreuen versucht. Ausgang also offen.

BMW lässt grüßen

Wenn man des neuen Octavias ansichtig wird, kann man freilich nicht an Rückwärtsgewandtes glauben, denn Nummer 4 weist ganz klar den Weg nach vorne, ja nach oben. Das allein dokumentiert sich schon durch die neue Ausdrucksstärke der Karosserie. Der prägnanter herausgearbeitete Kühlergrill, der von BMW her bekannte Hofmeister-Knick der hinteren Seitenscheibe und das breitere, dem kantigen Volvo-Design nicht unähnliche Heck zeugen von gewissem Selbstbewusstsein der Tschechen, zeigen auf, wohin sie streben: Seht her, ich bin ein hochwertiges Automobil - das will uns der neue Octavia sagen.

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Stärker noch als außen wird diese Botschaft im Inneren transportiert. Das Cockpit mit freistehendem, großem Display, die Tipp-und-Wisch-Betätigung, die Icons - das alles erinnert stark an den unlängst vorgestellten und als zukunftstauglich gelobten VW Golf VIII. Klar aber auch: Die ganz guten, die ganz edlen Materialien durfte Skoda nicht verbauen, attraktiv und wertig wirkt der Instrumententräger dennoch.

Zwar verfügt der Octavia in der Grundversion nicht über die digitalen Tachoanzeigen, sie kommen aber, so man die jeweilige Ausstattung wählt, dennoch zum Einsatz. Aufrüsten lässt sich der Wagen nun auch mit einem Head-up-Display und anderen Goodies. Bemerkenswert und typisch Skoda-clever: Eine der vielen USB-Anschlüsse ist nahe des Innen-Rückspiegels montiert. Perfekt, um dort eine Dashcam mit Strom zu versorgen.

Und noch etwas fällt auf: Bucht man für die Fond-Insassen das so genannten Schlafpaket hinzu, findet man die hinteren Kopfstützen mit einem Klappmechanismus und seitlichen Wangen vor. So fühlt man sich wie im guten alten Ohrensessel aufgehoben. Optionale Massagefunktion der Sitze gibt es zudem.

Das aber ist nicht alles, was die einfachen, aber dennoch klugen Lösungen betrifft. Denn auch das Tanken von Adblue wird den Fahrern eines dieselbetriebenen Octavia künftig erleichtert - der Einfüllstutzen ist auch für entsprechende Lkw-Zapfpistolen geeignet.

Optimal von Stickoxiden befreit

Womit auch schon der Part "Motor" zu beschreiben wäre. Ja, es gibt weiterhin Dieselmotoren (115, 150, 200 PS). Und diese sind, wie auch schon im neuen Golf, mit zwei hintereinander geschalteten Filtern bestückt, womit optimale NOx-Reinigung erreicht wird.

Sauberes ist auch an anderer Stelle zu vermelden. Denn wiederum setzt Skoda auf Erdgas, rüstet den 130-PS-starken Ottomotor mit einem entsprechenden Antrieb aus.

Und die Benziner? Werden teilweise mit 48-Volt-Generator bestückt. Nennt sich Mild-Hybrid und soll nicht nur gewissen Overboost-Kraftzuwachs bieten, sondern bei den DSG-geschalteten Modellen auch einen besonders sparsamen Fahrmodus ermöglichen. Die 110- und 150-PS-TSI-Versionen profitieren davon.

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Stärkeres ist ebenfalls im Programm: Die 190-PS-Benzinervariante, die mit Allradantrieb und Automatik gerüstet ist. Rasch sollen zudem zwei teilelektrifizierte Varianten (Plug-in-Hybrid) folgen, deren Leistung sich auf 204 bzw. 245 PS bemisst. Insgesamt, so verkündet Skoda-Chef Bernhard Maier stolz, habe man über die neue Modellgeneration den CO2-Ausstoß um gut 14 Prozent verringern können.

Bestens ist es auch um das ohnehin schon sagenhafte, ja legendäre Platzangebot dieses Modells bestellt. Weil der Octavia bei praktisch unverändertem Radstand in der Länge um zwei Zentimeter (jetzt: 4,69 Meter) und Breite um 1,5 Zentimeter (1,83 Meter) zugelegt hat, ergibt sich für die Kniefreiheit im Fond ein Plus von acht Zentimetern. Da kann dann mache Nobellimousine nicht mehr mithalten. Nicht zu vergessen der Kofferraum: Beim Kombi bewegt er sich fast unverändert auf bisherigem Top-Niveau (640 Liter), bei der Limousine aber wuchs er um 110 auf 600 Liter an.

Apropos Kombi: Bislang ordern über 70 Prozent der Kunden diese Version. Es muss sich zeigen, ob sich das angesichts der nun deutlich attraktiver gewordenen Limousinenform ändert.

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Übrigens basiert der Octavia letztlich auf der gestreckten Golf-Plattform, doch er ist diesem Segment klar entwachsen, pirscht sich mehr und mehr an die Mittelklasse heran. Premium eben.

Dem Trend zu Hochwertigerem soll auch das Fahrwerk folgen. Noch besseres Federungsverhalten wird in Aussicht gestellt, die agilen und präzisen Fahreigenschaften sollen darunter aber nicht leiden. Wer möchte, kann nun auch die Elektronik im Untergrund arbeiten lassen und mit ihrer Hilfe per Schaltung die gewünschte Art der Abstimmung wählen.

Noch fehlen die letzten, finalen Daten für die neue Octavia-Generation, die erst in einigen Monaten des Jahres 2020 zu den Kunden rollen wird.

Auch bei den Preisen mauert Skoda noch, wenngleich man davon ausgehen darf, dass zumindest die Basisversion auf ähnlichem Niveau wie bisher startet - also mit etwas über 18.000 (Limousine) bzw. 19.000 Euro (Kombi).

Kombi auf der Pole-Position

Gute Voraussetzungen also, um die Erfolgsgeschichte dieses jährlich in großer Stückzahl (ca. 400.000 Exemplare) gebauten Modells fortzuschreiben. Und die des Kombis sowieso: Er ist der meistverkaufte seiner Art in Europa. 

Gerhard Windpassinger

Skoda Octavia in Kürze:

Wann er kommt: Bestellbar ab Januar 2020, Auslieferung ab Ende März

Wen er ins Visier nimmt: Kia Ceed, Peugeot 308, Hyundai i30, Ford Focus, Opel Astra, Golf Variant und größere Mitbewerber

Was er leistet: Die Bandbreite reicht vorerst von 110 bis 200 PS

Was er kostet: Basispreis Benziner ca. 18.300 Euro

Was noch folgt: Plug-in-Hybrid-Versionen (204 bis 245 PS), sportliches RS-Modell, robuste Scout-Version

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