Angriff auf Kindergartengruppe
Tödliche Attacke in Aschaffenburg: Rasche Aufklärung gefordert - das sind die neusten Entwicklungen
24.1.2025, 09:57 UhrIn einem Park in Aschaffenburg waren am Mittwoch ein zweijähriger Junge marokkanischer Herkunft und ein 41-jähriger Deutscher getötet sowie drei weitere Menschen schwer verletzt worden. Nach der Tat mussten eine deutsche Erzieherin, ein syrisches Mädchen sowie ein 72 Jahre alter Deutscher mit teils erheblichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden.
Der Verdächtige wurde festgenommen. Der Mann war laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ausreisepflichtig. Anfang Dezember 2024 habe er gegenüber den Behörden schriftlich angekündigt, ausreisen zu wollen.
Am Donnerstagabend plante ein Bündnis verschiedene gesellschaftlicher Akteure namens "Aschaffenburg ist bunt" ein stilles Gedenken im Park, wie das Bündnis auf Facebook mitteilte. Insgesamt 3000 Menschen schlossen sich dem Aufruf an, hunderte Kerzen und Plüschtiere wurden niedergelegt.
So geht es den Überlebenden
Die bei der Messerattacke schwer verletzte 59 Jahre alte Erzieherin hat das Krankenhaus mittlerweile verlassen. Die Deutsche hatte sich bei dem Tumult am Mittwochmittag in dem Park den Arm gebrochen. Das zweijährige Mädchen aus Syrien und ein 72 Jahre alter Deutscher, die von dem Angreifer schwer verletzt wurden, befinden sich nach wie vor in einer Klinik. "Das Kind wird nicht vor Montag entlassen", sagte ein Polizeisprecher.
Sondertreffen am Montag zu weiterem Vorgehen
Der verdächtige Afghane befindet sich inzwischen in einer psychiatrischen Einrichtung. Die Ermittlungsrichterin am Amtsgericht Aschaffenburg hatte am Donnerstag auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Unterbringungsbefehl erlassen.
Einen Unterbringungsbefehl gibt es in der Regel, wenn es Anhaltspunkte gibt, dass ein Verdächtiger zur Tatzeit aufgrund einer psychischen Erkrankung schuldunfähig war. Dem 28-Jährigen wird zweifacher Mord, zweifacher versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hat er sich zunächst nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Am Montag wollen sich die Innenministerinnen und -minister der Länder und des Bundes am Montag zu einer Sonderkonferenz treffen. Das bestätigte der Sprecher des Bremer Innensenators Ulrich Mäurer (SPD). Mäurer ist in diesem Jahr Vorsitzender der Innenministerkonferenz. Die Konferenz sei per Video geplant. Anlass sei die Gewalttat in Aschaffenburg. Zuerst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.
Demnach wollen die Minister und Ministerinnen bei der Konferenz auch über den Umgang mit psychisch kranken Straftätern sprechen. Details zu der Sonderkonferenz sind nach Angaben des Bremer Innenressorts noch in Abstimmung.
Politiker dringen auf rasche Aufklärung
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teilte nach einem Treffen mit den Chefs des Verfassungsschutzes, des Bundeskriminalamts und der Bundespolizei im Kanzleramt mit: "Wir werden diesen Fall schnell aufklären und die nötigen Konsequenzen ziehen. Jetzt." In einem Monat ist Bundestagswahl. Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz forderte "politische klare Antworten". Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck - Kanzlerkandidat der Grünen - mahnte, "die zuständigen Behörden in Bayern" müssten jetzt "unverzüglich aufklären". AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel schrieb bei X: "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen & Verletzten. Remigration jetzt!" FDP-Fraktionschef Christian Dürr forderte im Redaktionsnetzwerk Deutschland schnellstmöglich ein Treffen der Innenminister von Bund und Ländern.
Fragen zur Ausreisepflicht
Laut Herrmann hatte es bei dem Tatverdächtigen ein Dublin-Verfahren gegeben, das aber nicht zeitgerecht abgeschlossen werden konnte. Das Dublin-Verfahren ist ein Bestandteil des gemeinsamen europäischen Asylsystems. Eine der Regelungen besagt, dass in vielen Fällen der Staat für die Abwicklung des Asylverfahrens zuständig ist, in dem der Geflüchtete zuerst EU-Boden betreten hat.
Zwar hatte der Mann nach seiner Einreise im November 2022 einen Asylantrag gestellt, wie Herrmann sagte. Doch sein Verfahren sei abgeschlossen worden, nachdem er selbst Anfang Dezember 2024 den Behörden schriftlich angekündigt habe, ausreisen zu wollen.
Bereits wegen weiterer Gewalttaten aufgefallen
Laut Herrmann gab er dabei an, beim afghanischen Generalkonsulat die nötigen Papiere besorgen zu wollen. Daraufhin sei er vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zur Ausreise aufgefordert worden. Ausgereist sei er aber noch nicht, laut Herrmann war er "weiter offensichtlich auch in psychiatrischer Behandlung". Die weiteren Details müssten in den nächsten Tagen noch genau geklärt werden.
Den Angaben zufolge war der 28-Jährige bereits dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen. Deshalb sei er jeweils zur psychiatrischen Behandlung in Einrichtungen eingewiesen worden, dann aber wieder entlassen worden. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft gab es bislang allerdings keine Hinweise auf eine radikale Gesinnung des Mannes.
Messerattacke erinnert an Fall in Würzburg
Die Tat erinnert an einen tödlichen Messerangriff auf Passanten in Würzburg am 25. Juni 2021. Damals hatte ein psychisch kranker Mann arglose Menschen in der Innenstadt mit einem Messer attackiert. Drei Frauen starben, neun Menschen wurden verletzt und viele weitere traumatisiert.