Toxische Männlichkeit

Tate-Brüder erneut festgenommen: Misogyner Influencer soll an Großbritannien ausgeliefert werden

12.3.2024, 16:45 Uhr
Andrew Tate (l) und seinem Bruder Tristan wird vorgeworfen, junge Frauen sexuell ausgebeutet zu haben.

© Vadim Ghirda/AP/dpa Andrew Tate (l) und seinem Bruder Tristan wird vorgeworfen, junge Frauen sexuell ausgebeutet zu haben.

Mit frauenfeindlichen Aussagen in sozialen Netzwerken hat sich Andrew Tate einen zweifelhaften Namen gemacht. Genüsslich zelebrierte der 37-Jährige seinen Reichtum mit schicken Sportwagen und dicken Zigarren, zeigte sich als Denker beim Schachspiel - und erreichte damit vor allem Jugendliche und junge Männer.

Nun sind der britisch-amerikanische Influencer und sein Bruder Tristan (35) in Rumänien erneut festgenommen worden - aufgrund eines europäischen Haftbefehls, den Großbritannien erwirkt hatte. Beide sollen nun von Rumänien an Großbritannien ausgeliefert werden. Dies habe das Berufungsgericht in der rumänischen Hauptstadt Bukarest entschieden, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA eine Sprecherin der Brüder. Die Männer sind in Rumänien wegen Menschenhandels und Ausbeutung junger Frauen angeklagt. In Großbritannien sollen sie ähnliche Straftaten verübt haben. Die Tates weisen die Vorwürfe zurück.

Bei Youtube, Instagram oder Tiktok ist Andrew Tate mittlerweile gesperrt. Doch bei X (früher Twitter) folgen ihm Millionen. In Großbritannien gilt er als Inbegriff der sogenannten toxischen Männlichkeit. Etliche Schüler ahmen seine Gesten und Kommentare nach, sodass sogar die Angst vor einer zunehmend frauenfeindlichen Stimmung zunimmt. Wie die Zeitung "Guardian" jüngst berichtete, erwägt die oppositionelle Labour-Partei im Falle ihres wahrscheinlichen Wahlsiegs die Schulung männlicher Influencer, um einer "Tate-isierung" an Schulen mit positiven Vorbildern entgegenzuwirken.

Die beiden Männer wurden am späten Montagabend im Dorf Voluntari bei Bukarest zunächst für 24 Stunden festgenommen. Das Berufungsgericht in Bukarest sollte am Dienstag über die Vollstreckung des internationalen Haftbefehls entscheiden. Die Brüder weisen die Vorwürfe aus der Zeit zwischen 2012 und 2015 strikt zurück, wie die britische Nachrichtenagentur PA aus einer Mitteilung ihres Anwalts zitierte. Dass die Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe gerade jetzt wieder auftauchten, da Andrew Tate berühmt sei, werfe ernsthafte Fragen über die Gründe für diesen Schritt auf.

Hinweise auf Fluchtgefahr

Erstmals waren die Tate-Brüder und zwei mutmaßliche Komplizinnen am 30. Dezember 2022 bei Bukarest verhaftet worden. Drei Monate später wurde diese Maßnahme in Hausarrest umgewandelt. Seit August 2023 waren die Angeklagten auf freiem Fuß - mit der Einschränkung, dass sie Rumänien nicht verlassen durften. Zu einer Gerichtsverhandlung kam es bisher nicht. Hier geht es um andere Anschuldigungen als in dem europäischen Haftbefehl. Eine britische Kanzlei, die in Großbritannien vier mutmaßliche Opfer sexueller Gewalt durch die Tates vertritt, teilte mit, sie habe die britische Polizei über Hinweise informiert, dass die Brüder aus Rumänien flüchten wollten. Daraufhin hätten die britischen Behörden reagiert.