Hand aufs Herz: Vom Sinn und Unsinn des Non-Bathing

Andrea Munkert

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4.8.2022, 16:47 Uhr
Hand aufs Herz: Vom Sinn und Unsinn des Non-Bathing

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Für mich ist eine Dusche eine kleine Entspannungseinheit, sozusagen Wellness für Zwischendurch und auf die Schnelle. Den Tag abwaschen, den Körper über die Aufnahme über die Haut mit Wasser füllen. Auch, wenn ich es liebe, versuche ich - der Umwelt zuliebe - möglichst nur unter die Dusche zu springen und so möglichst wenig Wasser zu verbrauchen, ist ja eine knappe Ressource und das Erhitzen des Wassers kostet zusätzlich viel Energie. Silikone und Parabene und all die anderen fiesen, umweltbelastenden Stoffe meide ich seit Jahren und nutze naturnahe Seifen und Shampoo. Natürlich mit quasi keiner Plastikverpackung.

Wir verschleudern massiv Wasser

Duschen ist massive Verschwendung, wenn man sich überlegt, dass PRO MINUTE 12 bis 14 Liter Wasser aus dem stinknormalen Duschkopf strömen. Und wir alle wissen: Wasser ist eine Ressource, die immer knapper wird. Zukunftsszenarien zur akuten Dürre und Wassernot ab spätestens 2050. Bereits 2025, also in drei Jahren, soll ein Drittel der Weltbevölkerung massiv von Trinkwasserknappheit betroffen sein. 2050 soll die Situation katastrophal sein, Prognosen sprechen von einer völligen Erschöpfung der Trinkwasservorräte.

Hollywood macht mit beim Non-Bathing

Diese Utopien lassen bestimmt nicht nur mich voller Sorgenfalten zurück. Was soll man denn tun? Kleine Schritte wie den Wasserhahn auszudrehen, wenn nichts darunter gereinigt wird, oder Regenwasser zum Pflanzengießen zu sammeln, sind überall möglich und sie schaffen zwar nur Etappenerfolge, dennoch: Besser, als nichts zu tun.

Wie können wir weitergehen und noch mehr machen als diese easy Taschenspielertricks? Nur noch kalt duschen? Gar nicht mehr duschen? Gerade im Sommer eine Idee, die bei mir nicht für allzu viel Begeisterung sorgt. Dann: Zumindest weniger duschen? Auch diese Vorstellung mutet noch bizarr für mich an. Und dennoch: Es ist Trend geworden; einer, der sich Non-Bathing nennt und inzwischen unter anderem von den Hollywood-Schauspielerinnen Julia Roberts, Charlize Theron oder Jennifer Aniston betrieben wird. So veröffentlicht es die Deutsche Presse Agentur (dpa). Die Drei gaben in Interviews an, nur noch einmal pro Woche zu duschen.

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Ein starkes Zeichen - schließlich gibt es ja kaum einen Betrieb, in dem kritischere Augen auf ein gepflegtes Äußeres, Schönheit und perfektes Aussehen blicken. Ich finde, es hat Symbolwirkung, wenn die Diven mit gutem Beispiel vorangehen, und gibt mir ein gutes Gefühl, selbst Wert drauf zu legen, noch sparsamer im Gebrauch von Wasser zu werden. Auch wenn da immer noch die Angst bleibt, dass ich mein Umfeld, mein Sozialleben, aufgeben muss - geruchsbedingt. Schließlich wird einer Jennifer Aniston keine:r sagen, dass sie müffelt. Und: Sie kann sich bestimmt in ihrem eigenen Pool ein wenig refreshen.

Igitt, all der Schmodder und der Mief der Großstadt im Sommer... gerade im Sommer nur einmal pro Woche zu duschen, hört sich unhygienisch an. So schlagend auch die Argumente für Non-Bathing sind. Würde man in dieser Zeit kein Wasser und keinerlei Seife an die eigene Haut lassen, dann wäre es das auch. Ein Herd für Keime, Bakterien und damit Entzündungen auf der Haut.

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Vielleicht ist - dem Umfeld in diesem Fall mehr zuliebe als der Umwelt - gerade im Sommer ein Mittelweg die Weisung. Also: weniger als täglich zu duschen und für die anderen Tage eine Katzenwäsche durchführen. Damit das Wasser während des Ausseifens der Achsel nicht einfach nur das Rohr herunterläuft, kannst Du Dein Waschbecken zur Hälfte mit Wasser füllen, Dich mit einem Waschlappen und ph-neutraler Seife waschen und das Duschgel oder die Seife mit dem klaren Wasser aus dem Waschbecken abspülen. Ein halbes Waschbecken fasst im Schnitt zwei Liter. Klar, schwieriger wird es, wenn Du Deine Haare waschen oder Deine Beinhaare rasieren willst. Da wird, vor allem bei der Haarwäsche, natürlich mehr Wasser fällig.

Fazit:

Worum geht es letztlich? Darum, die Umwelt zu schonen und der Wasserverschwendung beizukommen. Radikale Änderungen wie nur einmal in der Woche zu duschen, kann man sich vielleicht als Hollywood-Star mit Heiligenschein leisten. Oder wenn man nur für sich alleine arbeitet (im Homeoffice) oder soziophob ist. Für alle anderen, gerade im Sommer: Tu, was Du kannst, um nicht maßlos verschwenderisch zu sein. Dusch kürzer, weniger oder zu zweit. Aufmerksamkeit für das Problem und der achtsame Umgang mit den knapper werdenden Ressourcen wie Wasser sind meiner Meinung nach oftmals die halbe Miete. Denn das schafft Sensibilität. Und wer sensibel ist, passt automatisch mehr auf. Protect what you love.


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