Lebensmittel-Trend
Microgreens sind voll im Trend: Ein Guide
15.12.2021, 17:07 UhrWas sind Microgreens überhaupt?
Der Name Microgreens – aber auch Blattgrün, Grünkraut oder Babygrün genannt - beschreibt es eigentlich schon ganz gut: Bei Microgreens handelt es sich quasi um Gemüse im Mini-Format beziehungsweise um junge, gekeimte Pflanzen, die bereits nach wenigen Tagen geerntet und verzehrt werden. "Von den geläufigeren Sprossen unterscheiden sie sich, weil sie schon eine Entwicklungsphase weiter sind und sich nach etwa zehn bis 14 Tagen bereits die ersten grünen Blätter gebildet haben", erklärt Daniela Krehl, Ernährungsberaterin bei der Verbraucherzentrale Bayern. "Der Vorteil daran ist, dass dann tatsächlich auch bereits Chlorophyll produziert wurde und sie dadurch noch reichhaltiger an Nährstoffen sind als Sprossen."
Welche Sorten gibt es?
Der Oldie unter den Microgreens, der den Allermeisten bekannt sein dürfte, ist die Gartenkresse. Mini-Grün lässt sich aber aus beinah allen essbaren Kräuter- und Gemüsesorten machen: Ob Koriander, Basilikum, Petersilie, Dill, grüne Salatsorten wie Spinat; rote Beete, Senfsamen, Radieschen und auch Getreidesorten wie Amaranth oder Weizengras, welches gerne auch in grünen Smoothies verwendet wird – die Liste ist lang. "Und die Microgreens haben tatsächlich auch einen sehr eigenen Geschmack und man schmeckt die jeweilige Sorte auch schon in diesem frühen Stadium raus", weiß die Ernährungsexpertin. Was sich allerdings nicht eignet, ist die Gruppe der Nachtschattengewächse: "Dazu gehören zum Beispiel Tomaten, Kartoffeln oder grüne Bohnen. Sie produzieren das giftige Solanin."
Wie lassen sie sich am besten kombinieren?
Zum Kochen eignen sich die Microgreens nicht, da sie zusammenfallen und schnell ihren Geschmack verlieren. Dafür machen sich aber umso besser aber als nährstoffreiches Topping. Ob über eurem Mittagspausen-Salat, auf dem Butter- oder belegtem Brot, als frische Note im Kräuterquark oder jeglichen anderen Gerichten, bei denen ihr noch Lust auf eine andere, herzhafte Geschmacksnote habt – das Mini-Gemüse lässt sich perfekt überall darüber streuen und sieht noch dazu schick aus. Wer nicht so gerne "toppt", aber ein Smoothie-Fan ist, kann die Keimlinge natürlich auch mit in den Smoothie mixen. Super einfach zu kombinieren und: Sie bringen auch noch einiges an gesunden Nährstoffen mit sich.
Was können sie? Welche Inhaltsstoffe zeichnen sie aus?
Das Chlorophyll kam schon zur Sprache: Dabei handelt es sich um eine Klasse von Farbstoffen, die von Organismen, die Photosynthese betreiben – also auch unseren kleinen, grünen Freunden - gebildet werden. "Chlorophyll wirkt sich sehr positiv auf unsere Gesundheit aus", weiß Daniela Krehl. Es fördert unter anderem die Neubildung von Blutzellen, unterstützt die Blutreinigung und enthält wertvolle Antioxidantien und Spurenelemente wie Magnesium.
"Zudem steckt Chlorophyll voller Vitamine: Neben den B-Vitaminen Eins und Zwei punktet es vor allem in Sachen Vitamin C und kann davon auf 100 Gramm sogar mehr enthalten, als die ausgewachsene Pflanze beziehungsweise das spätere Gemüse selbst. In den kleinen Pflänzchen steckt bereits die volle Power, die für das Wachstum der Pflanze benötigt wird – die Nährstoffdichte in den Microgreens ist deutlich größer. Und der Begriff "Superfood" ist also schon einmal gerechtfertigt.
Lässt sich damit Gemüse ersetzen?
Aber, Achtung an alle Gemüsemuffel: Das klingt zwar super und Microgreens sind definitiv eine Nährstoffbombe, komplett ersetzen können sie anderes Gemüse aber nicht – auch weil man in der Regel eine deutlich geringere Menge zu sich nimmt. "Sie sind eher als Ergänzung gedacht und da machen sie durchaus Sinn", sagt die Expertin. Um den Verzehr von weiterem Gemüse kommt ihr also nicht herum – die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation liegt übrigens bei drei Portionen am Tag.
Welches Saatgut eignet sich?
Was das Saatgut angeht, hast Du ziemlich viele Möglichkeiten. Es gibt spezielle Microgreens-Samen – zum Beispiel im Baumarkt, Gartencenter oder online. Aber auch normale Samen, die im Garten angebaut werden, funktionieren. Genauso kann selbst aus dem Garten gewonnenes Saatgut verwendet werden. Fertig zu kaufen gibt es außerdem auch Saatpads, da sind die Samen bereits in Matten eingearbeitet und müssen nur noch in eine Schale gelegt und gegossen werden.
Wie schnell die Saaten dann aufgehen, ist je nach Sorte und Beschaffenheit der Samen unterschiedlich: "Kleine und weiche Saaten wie zum Kräuter, Salate oder auch Senfsamen keimen schneller. Bei Microgreens aus Erbsen, Bohnen oder Getreidearten wie Buchweizen brauche ich ein bisschen mehr Geduld, da macht es dann Sinn, die Samen vorher bereits ein bisschen einzuweichen, damit sie sich vor der eigentlichen Aussaat schon ein bisschen vorentwickeln können," weiß Daniela Krehl.
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Wie züchte ich sie/ Welcher Aufwand ist nötig?
Auch was die Anzucht angeht, sind Microgreens ziemlich unkompliziert, je nachdem, welche Microgreens Du aussäen willst, solltest Du aber noch einmal nachschauen, ob die Sorte besondere Ansprüche hat. Grundsätzlich wird zunächst eine Anzuchtschale benötigt. Da gibt es Spezielle zu kaufen, Du kannst aber zum Beispiel genauso gut eine alte Auflaufform, ein Kuchenblech, einen Blumentopfuntersetzer oder Plastikschalen, in denen Gemüse verpackt war, verwenden. Dann brauchst Du entweder Pflanzerde oder ein paar Lagen Küchenpapier, auf dem die Samen dicht und gleichmäßig ausgelegt und etwas angedrückt werden. Anschließend wird die Schale abgedeckt. Entweder, wenn es sich um Dunkelkeimer handelt, mit einer anderen Schale, oder bei Lichtkeimern mit Frischhaltefolie.
Immer schön gießen
Wichtig ist vor allem, dass die Samen feucht gehalten werden: Also unbedingt ein Auge darauf haben, gleich während der Aussaat und etwa alle ein bis zwei Tage gießen. Das Keimgut sollte dann etwa zwei- bis dreimal täglich gelüftet und nach einigen Tagen von der Abdeckung befreit werden. Am wohlsten fühlen sich die kleinen Keimlinge zwischen 18 und 22 Grad, auf einer Fensterbank ohne direkte Sonne. Nach sieben bis 21 Tagen sind die Microgreens erntereif – dann, wenn die Keimblätter oder auch schon die ersten Blattpaare zu sehen sind. Sie werden dann ganz einfach etwa einen Fingerbreit über der Erde oder dem Küchenpapier abgeschnitten.
Worauf muss ich achten?
Vielleicht erinnert ihr euch noch an den EHEC-Skandal vor zehn Jahren. Damals sorgte kontaminierte Bockshornkleesaat für ein gehäuftes Auftreten von Durchfallerkrankungen. Sprossen sind besonders empfindlich, aber auch Microgreens sind anfällig für Krankheitserreger. "Über die Erde können gewisse Keime aufgenommen werden, die durch das fehlende Kochen und Erhitzen der Microgreens auch nicht abgetötet werden. Deshalb ist eine gewisse Hygiene wichtig und das Ernten einen Fingerbreit über der Erde", weiß Daniela Krehl.
Und: "Die Bedingungen, die super für das Wachstum der Keimlinge sind – nämlich warm und feucht – sind es leider auch für Schimmelbildung", sagt die Expertin. Daher ist es wichtig, das richtige Maß an Feuchtigkeit zu finden. Hilfreich kann eine Sprühflasche zum Befeuchten statt dem Gießen per Kanne sein. "Sollte irgendwo Schimmel zu sehen sein, nicht mehr verzehren."
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