Befeuert von TikTok
Flüssige Kalorienbombe: Bubble Tea boomt auch in Nürnberg
10.1.2022, 10:47 UhrBubble Tea ist zurück in den Großstädten. Der erste große Hype um dieses Getränk liegt hierzulande gut zehn Jahre zurück. Vor allem Jugendliche zelebrierten die Mischung aus Tee, Milch, Fruchtsirup und "Bubbles", zu Deutsch Blasen. Die etwa einen Zentimeter großen Kügelchen am Boden des Bechers sind charakteristisch für das Getränk. Über einen breiten Strohhalm saugen Bubble-Tea-Trinker die mit Stärke und süßer Flüssigkeit versetzten Kügelchen auf.
Nach dem anfänglichen Boom kam die Flaute. Seit einiger Zeit gibt es jedoch in Berlin, München oder eben auch in Nürnberg wieder lange Schlangen vor einschlägigen Geschäften – und das, obwohl das umstrittene Süßgetränk zwischenzeitlich totgesagt wurde. "Bubble Tea verkauft sich viel besser als früher", erzählt beispielsweise Yi Lu. Der 28-Jährige ist Filialleiter von "Teeamo", einem Franchise-Laden in der Nürnberger Königstorpassage. Bereits über 70 Standorte hat die Kette in ganz Deutschland.
Auch im Großraum Nürnberg-Fürth ist Yi Lu ist mit seinem Bubble-Tea-Shop nur einer von vielen. Allein in der Noris gibt es derzeit zehn Läden, die den "Blasentee" in allen möglichen Geschmacksrichtungen anbieten: Limette-Grapefruit, Mango-Milch oder Erdbeer-Litschi – die Liste ist lang.
Dennoch: An dem Erfrischungsgetränk scheiden sich die Geister. Während sich die einen für den intensiven, fruchtigen Geschmack begeistern, ist es für die anderen ein ungesunder, ungenießbarer Mix aus Zusatzstoffen. Letzteres war dem Getränk schon einmal zum Verhängnis geworden: Berichte über gesundheitliche Risiken machten vor einigen Jahren die Runde und säten Zweifel – auch unter den größten Bubble-Tea-Fans. Nicht jede Kritik konnte im Nachhinein bestätigt werden.
Vorwürfe, dass die süßen Kügelchen am Boden des Getränks krebserregende Chemikalien enthielten, wurden ausgeräumt. Für die Warnung des Bundesinstituts für Risikobewertung, wonach Kleinkinder an den Kügelchen ersticken könnten, gibt es bis dato keinen bestätigten Fall.
Flüssige Kalorienbombe
Aber Bubble Tea ist zweifelsfrei nicht gesund. 300 bis 500 Kalorien sind laut dem Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure (BVLK) in einem Becher enthalten. Die gleiche Menge einer Apfelsaftschorle enthält 86 Kalorien. Für die Stiftung Warentest ist das Getränk daher eine "Kalorienbombe", die Coca-Cola und Co. in nichts nachsteht. Außerdem weist die Verbraucherorganisation darauf hin, dass es sich bei dem Modegetränk keinesfalls um einen natürlichen Tee handele. Im Gegenteil, es sei "ein künstlicher Softdrink mit synthetischen Farbstoffen und Aromen". Dennoch spricht nach Auskunft des BVLK bei einer ansonsten ausgewogenen Ernährung nichts dagegen, "sich ab und zu das farbige Trinkerlebnis zu gönnen".
Das sehen viele Menschen in Nürnberg offenbar genauso. Seit zwei Jahren steigt die Anfrage, bestätigen mehrere Betreiber und Mitarbeiter von Bubble-Tea-Shops. "Vor allem im Sommer läuft das Geschäft extrem gut", sagt Nam Dooan. Der 27-Jährige leitet gemeinsam mit seiner Familie "An's Teahouse" in der Krebsgasse: "Man merkt schon, dass Bubble Tea wieder voll im Trend ist." Dooan führt das auf die Sozialen Medien zurück: "Es gibt dort viele Videos zu Bubble Tea – Jugendliche sehen das und wollen es sofort ausprobieren."
Schon die Süddeutsche Zeitung und die Welt spekulierten, dass unter anderem die Internetplattform TikTok eine wesentliche Rolle bei dem großen "Comeback" des Bubble Teas spielt. Und tatsächlich finden sich auf dem Onlineportal viele Videos, in denen hauptsächlich junge Menschen das Trendgetränk in all seinen Farben und Sorten bewerben. Meistens in der für die Plattform üblichen schrillen Art und Weise. Besonders beliebt sind Videos, in denen junge Menschen Tipps geben, wie man Bubble Tea trinkt oder darüber berichten, wie ihnen das Getränk geschmeckt hat, als sie es zum ersten Mal probiert haben. Wenig verwunderlich: Fast in allen Videos fallen Erfahrungsberichte positiv aus.
Ob allein TikTok für den anhaltenden Trend verantwortlich ist, ist schwer zu sagen. Das soziale Netzwerk hat den Hype zumindest angeheizt. Das bezeugen leidenschaftliche Bubble-Tea-Trinker wie der 14-jährige Lukas aus Nürnberg: "Ich trinke das schon lange. Besonders auf TikTok gibt es viele, die sich beim Bubble Tea trinken filmen." Auch in seinem Freundeskreis würden immer mehr Menschen zum Strohhalm greifen. Der einzigartige Geschmack und das Süße machen demnach den Reiz aus. "Ist halt definitiv was anderes als Wasser", sagt Lukas.
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