Gemütlicher Café-Hotspot
Neueröffnung im Augustinerkloster: Asiatisches Café ohne Klischee
3.7.2024, 13:09 UhrRecht unscheinbar liegt das kleine Café Tonkiner auf der Rückseite des neuen Augustinerhofes im Herzen Nürnbergs. Aber Kirschblüten-Dekoration oder asiatische Schriftzeichen sucht man in Duy Hoangs Café vergeblich. Obwohl die Karte definitiv inspiriert von asiatischer Kultur ist, möchte sich Hoang bewusst nicht festlegen: "Natürlich geht es auch immer ein bisschen um meine Herkunft - aber vor allem um meine Persönlichkeit", betont der Inhaber des Tonkiner. "Ich wollte immer ein Gegenbeispiel zum Klischee sein." Schon in seinem BWL-Studium habe er den Schwerpunkt Projektmanagement gewählt, um sich von dem Stereotyp "des Asiaten, der gut mit Zahlen kann" zu emanzipieren.
Seit dem 15. Juni hat er gemeinsam mit Jürgen Felmet den kleinen aber feinen Coffee-Spot in der Augustinerstraße geöffnet. Die Immobilie war laut Felmet ein zufälliger Glücksgriff. Sie habe genau die richtige Größe für ein Café - "und die Lage ist perfekt!", ergänzt Hoang im Vorbeigehen. Felmet fährt fort und erzählt, dass die Mauer, die mit ihrem charakteristischen Durchbruch dem kleinen Laden zu enorm viel Charme verhilft, "die einzige erhaltene Wand des alten Augustinerklosters ist".
Das Feedback - besonders für seinen Matcha - sei durch die Bank gut. "Ich denke, die Nürnberger brauchten etwas Neues", analysiert Hoang. Neben seinem hochgelobten Matcha lässt er sich auch bei seinen anderen Kaffee-Kreationen ganz von seiner eigenen Kreativität leiten. Der "White Coconut" kommt mit geschlagener Sahne und Kokosnussmilch daher - der "Black Sesam"-Kaffee mit, wie der Name vermuten lässt, schwarzem Sesam. Alle Kaffe-Kreationen kosten 6,50 Euro. Aber nicht nur bei den Getränken setzen Hoang und Felmet vollumfänglich auf eigene Ideen als Alleinstellungsmerkmal.
Alle Kuchen backt Duy Hoang gemeinsam mit seiner Schwester selbst. Und auch die Idee, "Rice Sandwiches" also Reis-Ecken mit Nori-Blatt und Füllung als Snack zu servieren, kam von seiner Einstellung, dass "jeder soll bei uns fündig werden soll". Ein Rice Sandwich gibt es für 7,50 Euro beziehungsweise 7,90 Euro, je nach Tofu- oder Hühnchen-Füllung. Die täglich wechselnden Kuchen kosten 5,90 Euro je Stück.
Neben den Getränken, Speisen und den Räumlichkeiten, die alle eine Brücke von der asiatischen Kultur und dem modernen Ambiente zu österreichischen Klassikern (Schlagsahne im Kaffee) und einer Jahrhunderte alten Mauer schlagen, steckt auch schon im Namen "Tonkiner" diese Brücke, erklärt Hoang.
In der französischen Kolonialzeit benannte die Besatzungsmacht den nördlichen Teil Vietnams "Tonkin". Um sich diesen Begriff selbst wieder positiv anzueignen und um die obige Brücke auch zu den Kaffeebohnen zu schlagen, hat er sich für diesen Namen entschieden. Die Franzosen waren es nämlich, die einst die Kaffeebohne nach Vietnam brachten und, "wie die Kaffeebohne nach Vietnam gekommen ist, so bin ich nach Deutschland gekommen und verkaufe jetzt hier Kaffee" schließt Duy Hoang lächelnd den Kreis.
Das Café Tonkiner befindet sich in der Augustinerstraße 3-5 und hat täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.