14. August 1970: Nur wenige kannten die Tucherin

14.8.2020, 07:00 Uhr
14. August 1970: Nur wenige kannten die Tucherin

© Ranke

Nur wenige kannten sie, obwohl jeder ihr Bildnis schon in der Tasche getragen hat: Elsbeth Tucher, 1499 in ihrem 26. Lebensjahr von Albrecht Dürer konterfeit und als „Titel“ des Zwanzigmarkscheins unsterblich geworden, feierte in einer Produktion des Studio Nürnberg des Bayerischen Rundfunks Auferstehung. Heute Abend ist ihre Konfrontation mit den Nürnbergern in der „Münchener Abendschau“ zu sehen.

Den hübschen TV-Einfall hatte Armin Schikora, der mit diesem Dürer-Happening die Filmserie des Frankenstudios des Bayerischen Rundfunks zum Dürerjahr eröffnete.

Als „repräsentatives“ Projekt wird Schikora einen Film drehen, der Dürer und seine Beziehung zur fränkischen Landschaft zeigt. In diesen Streifen wird die Musik Werner Heiders einbezogen, der Impressionen zu Landschaftsbildern Dürers komponierte. Wenn die Zeit reicht, denkt der Regisseur noch an eine filmische Auseinandersetzung mit der mißverständlichen Naturalismus-Interpretation Dürers.

Schikora will vor allem unterhaltsame und informative Dürerstudien machen („Ich habe keinen künstlerischen Ehrgeiz“). Es geht ihm nicht darum, neue Erkenntnisse über Dürer zu gewinnen, „sondern den vielgeschlagenen, vielzitierten und viel verkitschten Mann als authentische Gesamterscheinung unters Volk zu bringen.“

Kein Weihrauch

Schikora ist noch einigermaßen unsicher, welche Resonanz seine Dürer-Serie erntet: „Es ist schwer, zwischen den radikal fortschrittlichen Kreisen und den Erzkonservativen dieser Stadt eine mittlere Position zu behaupten. Was hier dazwischen liegt, wird von beiden geschlagen.“

Ganz bestimmt werden die Fernsehleute aber keinen Weihrauch vor dem Meister entzünden. Winfried Böhm, Polizeireporter bei Studio Nürnberg, wird einen nervenzerfetzenden Dürer-Krimi drehen. Thema: Wege der Dürerbilder durch die Jahrhunderte.

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