Stichwahl in Ansbach: Deffner löst Seidel ab

Wolfgang Laaß

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29.3.2020, 19:32 Uhr
Die Zeit für gemeinsame Bilder ist vorbei: Herausforderer Thomas Deffner (rechts) hat Carda Seidel in Ansbach aus dem Amt des Oberbürgermeisters gedrängt.

© Jim Albright Die Zeit für gemeinsame Bilder ist vorbei: Herausforderer Thomas Deffner (rechts) hat Carda Seidel in Ansbach aus dem Amt des Oberbürgermeisters gedrängt.

Etwa die Hälfte der über 32000 stimmberechtigten Ansbacherinnen und Ansbacher hatte sich vor zwei Wochen enthalten. Dem mächtigen Block der Unentschlossenen und Gleichgültigen galt somit gesteigerte Aufmerksamkeit, da diesmal per Briefwahl und somit deutlich bequemer abgestimmt werden konnte.

Vorsprung ausgebaut

Die Wahlbeteiligung blieb trotzdem ungefähr auf dem Niveau vom 15. März, wovon einzig der Herausforderer profitieren sollte. So konnte Thomas Deffner (CSU) am Sonntag seinen Vorsprung noch ausbauen und darf sich damit für mindestens sechs Jahre Ansbachs neuer Oberbürgermeister nennen, erstmals seit 30 Jahren wieder gestellt von der Union. Thomas Deffner holte 62,3 Prozent der Stimmen und siegte damit klar gegen seine Herausforderin Carda Seidel, die nur auf 37,7 Prozent kam.

Mitte März las sich die angebliche Wechselstimmung noch wie folgt: Thomas Deffner 36,1 Prozent, Carda Seidel (parteilos, aber unterstützt von der Bürgerinitiative Ansbacher Parteiloser und der ÖDP) 31,4 Prozent. Das ist in relativen Zahlen bestimmt nicht viel, aber doch mehr, als der erste Eindruck zu vermitteln vermochte.


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Die Oberbürgermeister-Stichwahl vom Sonntag gab’s vor sechs Jahren schließlich schon einmal. Damals entfielen auf Amtsinhaberin Seidel, eine gebürtige Nürnbergerin, die seit 2008 den kommunalpolitisch bedeutsamsten Posten der mittelfränkischen Bezirkshauptstadt innehat, im ersten Durchgang fast 41 Prozent der Stimmen, auf ihren Konkurrenten Deffner nur etwas mehr als 25 Prozent. Wegen des dicken Polsters sollte auch das finale Stechen zu einer klaren Angelegenheit für Seidel werden.

Sorge um den Ruf der Stadt

Sechs Jahre später versuchte ein breites Bündnis über fünf Parteigrenzen hinweg, den Wechsel förmlich zu erzwingen. Nach der FDP, den Freien Wählern und der Bürgerinitiative „Die Ansbacher“ schwenkte selbst die SPD („Wählen Sie den Neuanfang!“) ins Deffner-Lager über, allesamt aus Sorge um den Ruf der Stadt, der, doch eher untypisch für das ansonsten eher provinzielle Denken, sogar bundesweit „nicht der Beste“ sein soll.


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Pressemitteilungen lieferten gleich absatzweise diverse Verfehlungen der Oberbürgermeisterin mit, vom geplanten Außenaufzug am Stadthaus bis zur Sperrung der allerdings schon seit Jahrzehnten renovierungsbedürften Urlasstraße.

Wie man hört, soll Seidel auch für schlechtes Wetter verantwortlich gewesen sein, zumindest im unmittelbaren Umfeld der OB häuften sich die Klagen über binnenklimatische Störungen, wie auch eine auffallend hohe Fluktuation in engeren Mitarbeiterstab belegt. Selbst altgediente Stadträte bezeichneten hinter vorgehaltener Hand einen Neuanfang als alternativlos, der jetzt zeigen muss, was er tatsächlich kann. Besonders die Innenstadt braucht dringend neue Impulse, auch nach den offiziellen Ladenschlusszeiten. Im Netz kursiert ein Bild-Vergleich vom Martin-Luther-Platz bei Nacht, vor und während der Corona-Krise. Und jeweils ohne Menschen.

Angriffslustig im Wahlkampf

Der neue Oberbürgermeister, laut eigenem Werbeslogan „mit Herzblut“ für Ansbach, gab sich im Wahlkampf für seine Verhältnisse fast schon angriffslustig. Weil Deffner, 53, Leiter der Bauverwaltung am Landratsamt Ansbach, wahrscheinlich spürte, dass die Zeit für ihn endlich reif sei. „Bereits durch das Drehen an wenigen Stellschrauben und mit einem schlichten Stilwechsel kann mehr für unser Ansbach erreicht werden“, schreibt er auf seiner Internetseite.

Also wird der CSU-Kandidat, seit 2002 im Stadtrat und seit 2008 Bürgermeister, in den nächsten Wochen und Monaten fleißig und mit Stil an ein paar Stellschrauben drehen, um Ansbach voranzubringen. „Ein neues und anderes Miteinander“ kündigt Deffner an, wie das aussehen könnte, bleibt abzuwarten. In der Stichwahl am Sonntag wusste der neue Oberbürgermeister immerhin schon mal fünf der künftig neun Parteien und Gruppierungen im Stadtrat hinter sich.


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