Verschärfung der Corona-Maßnahmen

Ärger über 2G-Regelung an der FAU: Uni erklärt sich

Isabella Fischer

Hochschule & Wissenschaft

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16.11.2021, 12:05 Uhr
An der Universität Erlangen-Nürnberg gilt die 2G-Regel seit dem 15. November.

© Peter Kneffel, dpa An der Universität Erlangen-Nürnberg gilt die 2G-Regel seit dem 15. November.

In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens, wie der Gastronomie und Hotellerie, haben seit Dienstag nur noch Genesene sowie Geimpfte Zutritt. Auch die Universität Erlangen-Nürnberg hat die Corona-Maßnahmen verschärft. Dort gilt die 2G-Regel bereits seit dem 15. November.

Ungeimpfte Personen haben seitdem keinen Zutritt mehr zu den Präsenzveranstaltungen in den Hörsälen. Dies soll "nicht nur der Sicherheit der Studierenden und Lehrenden dienen, sondern auch einem neuerlichen Lockdown im Präsenzbetrieb der Universitäten und Hochschulen vorbeugen", heißt es in einer Mitteilung der FAU an Studierende und Mitarbeitende. Die 3G-Regel - also genesen, geimpft oder getestet - gilt weiterhin in Bibliotheken, Computerräume, Lernräumen und Selbstlernflächen sowie für Praxisveranstaltungen.

Positive sowie negative Rückmeldungen zur 2G-Regel

Die Ankündigung, die 2G-Regelung für den gesamten Uni-Betrieb einzuführen, hatte hohe Wellen in der Region und ganz Deutschland geschlagen. „Das war keine leichte Entscheidung: Uns war klar, dass wir hier eine Vorreiterrolle einnehmen und wahrscheinlich eine öffentliche Diskussion auslösen würden", erklärt FAU-Präsident Joachim Hornegger. "Aber gleichzeitig mussten wir abwägen, wie wir am besten weiterhin einen sicheren Präsenzbetrieb für die große Mehrzahl unserer Studierenden und Lehrenden aufrecht erhalten können, selbst wenn sich die Pandemie noch verschärft. Ich denke, wir haben einen guten Kompromiss gefunden."

Von den Studierenden sowie Mitarbeitenden der FAU kamen positive wie negative Rückmeldungen zur Umstellung auf die 2G-Regelung. "Ich finde die Regelung gut. Durch 2G schützt man auch die Ungeimpften vor einer Erkrankung und einem möglichen Krankenhausaufenthalt", sagt eine Mitarbeiterin eines FAU-Lehrstuhls. Eine 18-jährige Studentin dagegen verfasste einen Beschwerdebrief an Markus Söder.

Nachfragen erreichen die FAU dennoch. In den meisten Fällen geht es bei diesen aber um die Organisation der Lehre, also die Umstellung auf hybride oder digitale Formate. Laut der Universität können ungeimpfte Studierende den Lehrveranstaltungen ab sofort entweder per synchroner Übertragung oder aber über, gegebenenfalls bereits vorhandene, Aufzeichnungen folgen. Nur dort, wo kein hybrides Format möglich ist, sollen Lehrende zu einem vollständigen Online-Format wechseln.

Kontrolliert wird der 2G-Status in kleineren Vorlesungen bis 50 Teilnehmern von den Dozierenden, bei größeren Veranstaltungen wird es stichpunktartige Kontrollen geben, die ein Sicherheitsdienst durchführt. "An der FAU wird niemand ausgesperrt oder vom Unigelände vertrieben", betont eine Sprecherin der FAU.

"Wir erwarten keine größeren Probleme"

Studierende könnten, so heißt es, alle Fächer ungeachtet ihres Impfstatus weiterhin studieren - dies war laut Bayerns Wissenschaftsministerium eine Bedingung für die Einführung der 2G-Regel. Die Umstellung auf hybride oder digitale Angebote sei laut Präsident Hornegger kein Problem: "Wir sind ins Wintersemester in Präsenz gestartet unter der Maßgabe, dass alle Lehrveranstaltungen notfalls und wenn die Pandemie es verlangt, innerhalb von kürzester Zeit komplett auf Online umgestellt werden können. Daher erwarten wir hier auch keine größeren Probleme."

Rückendeckung erhält die Uni-Leitung von der Studierendenvertretung der FAU. Laut der Co-Vorsitzenden des studentischen Konvents, Luisa Weyers, habe der Sprecher*innenrat in den vergangenen Wochen viele Mails besorgter Studierender erhalten, die sich schärfere Hygienemaßnahmen und eine striktere Umsetzung und Kontrollen wünschen. "Mit dem neu eingeführten 2G Konzept erkennen wir unsere Verantwortung an und gehen einen Kompromiss ein zwischen dem Wunsch nach sicherer Präsenzlehre und Studierbarkeit für alle", sagt Weyers.

Kritik kommt vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten in Bayern, RCDS. Sie fordern kostenlose PCR-Tests für Studierende, um nach dem 3G-Plus-Prinzip die Präsenzlehre weiterhin für alle Studierenden gewährleisten zu können. Darüber hinaus müsse die digitale Lehre in Bayern weiter vorangebracht werden. Trotz drei Semestern Onlinevorlesungen seien die digitalen Angebote nicht überall ausreichend ausgereift und eine Rückkehr ohne Probleme möglich. „Nur mit diesem Ansatz könnten wir Gesundheitsschutz und die Sicherung der Lehre an den bayerischen Hochschulen auf sichere Füße stellen“, so der Landesvorsitzende Filip Balzert.

Der wissenschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, Wolfgang Heubisch, fordert alle Universitäten und Hochschulen im Freistaat auf, die 3G-Regelung beizubehalten: "Auch nicht vollständig geimpfte Studierende haben ein Grundrecht auf Bildung, Forschung und Lehre. Jede Studentin und jeder Student muss die gleichen Voraussetzungen für das Studium bekommen und somit auch das Recht auf Präsenzveranstaltungen – sofern diese stattfinden."

Der Nürnberger AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Sichert geht noch einen Schritt weiter. Auf seinen Social-Media-Kanälen postete er unter dem Hashtag #WehretdenAnfängen, dass er allen Studierenden eine Klage gegen die 2G-Regelung an den Universitäten finanzieren werde.

Auf Social-Media geht die Diskussion über die 2G-Regelung weiter. "Wir alle sind entsetzt über die heftigen und unangebrachten Faschismus- und Holocaust-Vergleiche, die aktuell in den sozialen Medien und in (offenen) Briefen von Gegnerinnen und Gegner der geplanten Maßnahmen aufgestellt werden. Wir sind schockiert darüber, welche Abgründe sich wegen einer sinnvollen und nachvollziehbaren, dem gesundheitlichen Schutz aller dienenden Entscheidung in unserer Gesellschaft auftun", so Weyers von der FAU-Studierendenvertretung.

An der Technischen Hochschule Nürnberg gibt es bislang keine Überlegungen, auf 2G umzustellen. Dort werden die 3G-Nachweise stichprobenartig überprüft. Von den kontrollierten Studierenden sind nach Angaben der Hochschule rund 90 Prozent geimpft, drei Prozent genesen. Man sehe daher keine Notwendigkeit, auf 2G umzustellen, hieß es. Auch an der Evangelischen Hochschule in Nürnberg gibt es derzeit keine Planungen, die 2G-Regel einzuführen.

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