Horch amol
Auch diesen Winter kann Gas knapp werden: Podcast mit N-Ergie-Vorstand Maik Render
6.9.2023, 14:59 UhrDroht uns nach einem heißen Herbst ein kalter Winter? "Nein", lautet die klare Antwort von N-Ergie-Vorstandssprecher Maik Render. Der Topmanager in einem der größten kommunalen Energieversorger Deutschlands blickt gelassen auf die kalte Jahreszeit.
Pauschale Entwarnung gibt Render allerdings nicht: "Es wird weiterhin Appelle zum Energiesparen geben müssen", warnt er. Denn die Ausgangslage vor dem Winter 2023/24 ist nicht wesentlich anders als im Vorjahr. Kein Gas fließt durch russische Pipelines, der Energiemarkt bleibt angespannt. Zwar gibt es über die LNG-Terminals die ersten Gaslieferungen, doch an der Gesamtsituation ändert das wenig.
Sollte es also zu einer andauernden Kälteperiode kommen ("2010 hatten wir einen solchen Winter"), könnten temporäre Maßnahmen nötig sein. Betroffen wären nach Ansicht Renders davon die Industriekunden, nicht die Privathaushalte in Nürnberg und Umgebung.
Was den Preis anbelangt, ebenfalls ein sehr hitzig debattiertes Thema im Vorjahr, deutet sich mittelfristig eine Entspannung an: Zwar dürfte es zu keiner Rückkehr zu den vor dem Ukraine-Krieg üblichen Preisen kommen, doch exorbitante Steigerungsraten seien auszuschließen.
Wie wichtig die politischen Maßnahmen des Vorjahres zur Preisdeckelung sind, verdeutlicht der Ingenieur mit einer Zahl: Statt durchschnittlich 2000 Euro pro Haushalt wären ansonsten Zahlungen von bis zu 10.000 Euro fällig gewesen.
Apropos Zahlungen: Dass nach wie vor rund fünf Prozent aller N-Ergie-Kunden auf ihre Abrechnung warten, bedauert der N-Ergie-Boss sehr. "Dafür entschuldige ich mich", sagte er im Podcast Horch amol.
Mit Blick auf den Energiemix in Deutschland macht sich Render keine Sorgen. Die von einzelnen Parteien betriebene Forderung nach einem Wiederanschalten von Atomkraftwerken sieht er nicht als zwingend an. Es drohe keine Strommangellage. Und für die Zukunft prophezeit Render einen weiteren Aufschwung erneuerbarer Energien. Deren Anteil werden massiv ausgebaut.
Bislang kaum diskutierte Quelle
Für Großstädte wie Nürnberg wird dabei eine bislang noch kaum diskutierte Quelle genutzt werden: Die in einer Tiefe von fünf Kilometern gewonnene Geothermie könne einen nicht unerheblichen Anteil am Energiemix erhalten. Die N-Ergie setzt jedenfalls auf diese neue Technik, von der sich Render mehr Nutzen verspricht als vom Einsatz von Wasserstoff.
Was die Chanceneinschätzung dieser Technologie betrifft, ist er entschieden anderer Meinung als der bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Der Aufwand bei der Wasserstoffgewinnung sei zu hoch.
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Render hat schließlich noch gute Nachrichten für die Stadtspitze Nürnbergs: Wie alle Energieversorgen hat auch die N-Ergie von den teils stark gestiegenen Preisen für Gas und Strom profitiert, das Jahresergebnis dürfte also sehr gut ausfallen. Damit kann erneut eine Quersubventionierung des defizitären ÖPNV in Nürnberg erfolgen. Denn die VAG, mit der N-Ergie unter dem Dach der Städtischen Werke vereint, muss wohl erneut einen hohen Verlust einplanen.
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