Bayern haben im Schnitt schlechte Verkehrsanbindung
29.5.2019, 05:57 UhrIn Bayern haben es die Menschen besonders weit zur nächsten Bus- oder Bahnhaltestelle. Unter den Flächenländern nimmt der Freistaat nach einer Erhebung des Verkehrsbündnisses "Allianz pro Schiene" den vorletzten Platz ein. Nur in Mecklenburg-Vorpommern ist die Erreichbarkeit des öffentlichen Nahverkehrs noch schlechter.
Besonders dicht ist das Haltestellen-Netz hingegen in Hessen, dem Saarland, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. "Gerade im Freistaat Bayern sind die Menschen in vielen Regionen auf erschreckende Weise abgehängt vom öffentlichen Verkehr. Von der Vorbildfunktion, die Bayern gerne für sich in Anspruch nimmt, ist hier nichts zu sehen", so der Allianz-Geschäftsführer Dirk Flege.
Für das Ranking wurde errechnet, wie viel Prozent der Bevölkerung eines jeden Bundeslandes die Chance haben, die nächste Bushaltestelle nach 600 Metern Luftlinie und die nächste Bahnstation mit mindestens 20 Abfahrten täglich nach 1,2 Kilometern zu erreichen. Das von der "Allianz pro Schiene" ermittelte Ergebnis basiert dabei auf Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
Platz drei für Fürth
Allerdings gibt es auch im Freistaat Lichtblicke. So verfügt Schweinfurt unter allen Städten und Landkreisen in Deutschland über das dichteste Netz an Haltestellen im öffentlichen Verkehr. Für die Einwohner sind die Wege zu Bus und Bahn sogar kürzer als für Berliner, Hamburger oder auch Münchner. Und auf Landesebene schneiden vor allem fränkische Kommunen bei dem Ranking gut ab.
Hinter Schweinfurt belegen Bamberg und Fürth die Plätze zwei und drei. Erlangen landet auf Rang fünf, Nürnberg und Würzburg belegen den achten beziehungsweise zehnten Platz. Das konnte insgesamt aber nicht verhindern, dass Bayern im Bundesland-Vergleich weit hinten landet. Denn die fünf Landkreise mit der schlechtesten Erreichbarkeit der Haltestellen sind allesamt im Freistaat zu finden.
Main-Taunus-Kreis am besten angebunden
Auf dem letzten Platz landet Freyung-Grafenau im Bayerischen Wald. Dort wohnt nur jeder siebte Einwohner höchstens 600 Meter beziehungsweise 1200 Meter Luftlinie von der nächsten Haltestelle entfernt. Den deutschlandweiten Topwert unter den Landkreisen erreicht der Main-Taunus-Kreis. Dort ist die Anbindung für 99,48 Prozent der Einwohner nach den BBSR-Kriterien ausreichend oder besser.
Flege appelliert mit Blick auf die Ergebnisse an die Politik, sich stärker für gleichwertige Lebensverhältnisse einzusetzen. "Auch dünn besiedelte Regionen dürfen nicht vom öffentlichen Verkehr abgekoppelt werden", so der Geschäftsführer der "Allianz pro Schiene."
Eine geringe Bevölkerungsdichte dürften "die Menschen den Verantwortlichen nicht als Ausrede für ein schlechtes Angebot an Haltestellen und Bahnhöfen" durchgehen lassen. Auch der Bund sei in der Pflicht, die Länder und Kreise stärker zu unterstützen und beispielsweise mit einem eigenen Programm die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken zu fördern.
Reaktivierung der Hesselbergbahn?
Dafür setzen sich auch die Grünen und die SPD ein. Für den Nürnberger SPD-Bundestagsabgeordneten und Bahnexperten Martin Burkert hätte vor allem die Reaktivierung der Hesselbergbahn zwischen Wassertrüdingen nach Gunzenhausen aufgrund ihrer Bedeutung für den Tourismus in Franken große Wirkung.
Das Potential für eine Wiederaufnahme des Betriebs sieht Burkert aber auch bei der Mainschleifenbahn von Volkach nach Seligenstadt und bei der Nürnberger Ringbahn. "Mit der Ringbahn könnte die West-Ost-Verbindung von Nürnberg nach Fürth ausgebaut und die Universität auf dem Schöller-Areal besser angebunden werden", so Burkert.
Nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen wurden seit der Bahnreform vor 25 Jahren insgesamt 827 Kilometer an Verbindungen für den Personenverkehr und 359 Kilometer für den Güterverkehr wieder in Betrieb genommen. Allein in Bayern waren es 132 Kilometer. Allerdings wurden in diesem Zeitraum mit über 3600 Kilometern deutlich mehr Strecken im Personenverkehr abbestellt als reaktiviert.
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