Corona-Gefahr: Bayern verteilt 1,1 Millionen fehlerhafte FFP2-Masken an Kliniken und Behörden
15.3.2021, 18:12 UhrMillionen Masken in Deutschland sind nie ausreichend auf die Durchlässigkeit von Aerosolen getestet worden - das hat eine Nachprüfung der Dekra ergeben. 13 von 27 überprüften Herstellern sind dabei durchgefallen.
1,1 Millionen fehlerhaften FFP2-Masken in Bayern verteilt
Nun ist klar: Die Masken, die wahrscheinlich nicht ausreichend vor dem Coronavirus schützen, sind auch in Bayern gelandet. "Erste Ergebnisse bestätigen, dass auch Bayern mit knapp 1,1 Millionen der betroffenen Masken beliefert worden ist", teilt ein Sprecher des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) auf Anfrage von nordbayern.de mit.
Derzeit werde in Bayerns Pandemiezentrallager "mit Hochdruck" daran gearbeitet, herauszufinden, wie viele Masken genau fehlerhaft sind - und wohin sie geliefert wurden. Teilweise gehe es dabei auch um Lieferungen aus dem Frühjahr 2020, so das LGL.
Teil der Masken wurde schon im Zentrallager gesperrt - "Prüfungen dauern an"
Der Großteil der Masken sei vom Bund gekauft und nach Bayern geliefert worden. Einen kleinen Teil hat der Freistaat selbst von den betroffenen Herstellern gekauft.
Masken, die sich noch im Zentrallager befinden, wurden bereits aussortiert und an Bund beziehungsweise Lieferanten zurückgeschickt.
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Schwieriger ist die Lage bei den Masken, die bereits in ganz Bayern verteilt wurden: "Kreisverwaltungsbehörden sowie Polizei und Kliniken, die vom Pandemiezentrallager mit den betroffenen Masken beliefert worden sind, wurden bereits aktiv durch das LGL informiert, dass die Masken nicht weiter verteilt werden sollten", so der Sprecher. "Die Prüfungen dauern noch an."
Millionenschaden auch in Baden-Württemberg
Aufgefallen waren die fehlerhaften Masken nach Informationen des SWR zuerst in Baden-Württemberg. Dort waren Millionen Masken an Schulen und anderen Einrichtungen verteilt worden. Kurz darauf musste das Landesozialministerium einräumen, dass nicht alle Masken den Anforderungen genügen.
Gesundheitsminister Manne Lucha hat bereits angekündigt, wegen des entstandenen Schadens in Millionenhöhe vor Gericht zu ziehen. Der Freistaat Bayern hat den Herstellern eine Frist gesetzt, bis zu der Ersatz geliefert werden soll. Im Zweifel behält sich das LGL aber auch rechtliche Schritte vor.
Einige Experten und Sachverständige sehen hier aber keine Einzelfälle, sondern ein grundlegendes Problem bei der Prüfung von FFP2-Masken. Maximilian Weiß, Chef des Karlsruher Messtechnikproduzenten Palas, etwa sieht die Auflagen, die man erfüllen muss, um die Prüfnorm zu erhalten, kritisch. Denn sie sei eigentlich nur für größere Staubpartikel und nicht für kleinste Aerosole ausgelegt.
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LGL kritisiert Prüfnorm für FFP2-Masken: "Anpassung ist geboten"
Das LGL sieht den grundlegenden Schutz vor dem Virus bei FFP2-Masken gegeben - kritisiert aber auch, dass die Norm nicht dem aktuellen Stand entspricht und eine Anpassung an das Coronavirus nötig ist: "Das LGL sieht die in der Norm EN 149 enthaltenen Einzelregelungen fachlich durchaus kritisch und hält eine Normanpassung für geboten", so ein Sprecher.
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So müssten die Hersteller nicht gewährleisten, dass ihr Produkt mit den gesamten Anforderungen der Prüfnorm konform gehe, sondern lediglich mit den grundlegenden Gesundheitsschutz- und Sicherheitsanforderungen.
Stiftung Warentest: Nicht alle Modelle schützen gleich gut gegen Corona
Eine Überprüfung der Stiftung Warentest bei zehn FFP2-Modellen hat hingegen ergeben, dass alle getesteten Exemplare rund 99 Prozent der Aerosol-Partikel zurückhalten - allerdings würden nicht alle Modelle gleich gut schützen. Als rundum empfehlenswert befanden die Experten nur eine Maske, die meisten anderen würden nicht optimal sitzen.
Die Prüfgesellschaft Dekra, welche die FFP2-Prüfungen in Deutschland weitestgehend übernimmt, will auf Anfrage keine Einschätzung zu den Anforderungen der Prüfnorm abgeben.
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