Die grünen Ampeln leuchten kurz

13.9.2020, 07:00 Uhr
Die grünen Ampeln leuchten kurz

© Ulrich

Bequemt sich die Ampel auf Grün zu springen wird es unbequem: die kurze Phase verlangt dem Fußgänger einiges Spurtvermögen ab. „Das ist unmöglich, man kommt kaum bis zur Straßenmitte“, lautet der Stoßseufzer der Fußgänger. Bei einem Bummel durch die Innenstadt stoppten wir die genauen Zeiten der grünen und roten Lichter, die den Fußgängern täglich zu schaffen machen. An der Ecke Wölckernstraße/Pillenreuther Straße kommen wir bei Grün gerade bis zur Mitte der Fahrbahn, in sieben Sekunden: dann schaltet die Ampel auf Rot und der Verkehr braust nur so an uns vorüber. Eine ältere Dame, die kaum fünf Schritte gemacht hat, muß ein Hupkonzert über sich ergehen lassen, ehe sie uns erreicht. „Da bekommt man ja direkt Angst, wenn neben einem die Autos schon losfahren und mit meinem Rheuma kann ich doch auch nicht über die Straße rennen“, keucht sie atemlos, während wir ganze 70 Sekunden auf das nächste Grünlicht warten.

Meistens sind dem Fußgänger zehn Sekunden zum Überqueren einer Straße gegeben. Wenn er sich nicht beeilt, muß er eben jedesmal etwa eine Minute Wartezeit in Kauf nehmen. So ist es beim überqueren der Gleißbühlstraße/Ecke Marienstraße, der Peter-Vischer-Straßer/Ecke Lorenzer Straße und an der Kreuzung Hauptmarkt/Waaggasse. Auch in der Königstraße, Ecke Hallplatz, kommt man bei normalem Schrittempo nur etwas über die Mitte der Fahrbahn. „Man wird eben gezwungen, über Rot zu gehen“, meint ein Passant achselzuckend. Doch in der Königstraße muß man wenigstens „nur“ 35 Sekunden beim Rotlicht ausharren, während an der Ecke Gleißbühlstraße/Blumenstraße das Gehverbot volle 90 Sekunden währt. Sehr kurze Grünschaltungen finden wir auch an der Kreuzung Königstraße/Kaiserstraße, einer der Orte, wo der Verkehr tagsüber sehr dicht ist.

Die Kaiserstraße muß in sieben, die Königstraße in acht Sekunden geschafft werden. Keiner der Fußgänger, die wir eine Zeitlang beobachten, kommt noch bei Grün auf die andere Seite, es sei denn er nimmt seine Beine an den Hals. „Ja, beeilen muß man sich sowieso immer, dafür kann man sich bei der nächsten roten Ampel wieder tüchtig erholen“, meint philosophisch ein junger Mann. Ganz schwierig wird es beim überqueren der Hauptstraßen, die durch eine Verkehrsinsel getrennt sind, wie zum Beispiel die Kreuzungen Königstraße/Karolinenstraße und Marien-/Gleißbühlstraße. In einem wie im anderen Fall ist die Überschreitung beider Fahrbahnen in einem Zug unmöglich. Die Ampeln schalten zusammen nur neun Sekunden auf Grün. Auf den Verkehrsinseln stauen sich dann Passanten und junge Frauen mit Kinderwagen, die wohl oder übel wieder einmal eine Minute Zeit haben, über das Los der Fußgänger in Nürnberg nachzudenken.

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