Einzelhandel in der Corona-Krise: Weihnachten darf nicht schief gehen

Ralf Müller

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17.11.2020, 13:50 Uhr
Weihnachtsbeleuchtung soll Stimmung in der Adventszeit verbreiten. Inwieweit das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr läuft ist noch unklar.

© Stefan Hippel, NN Weihnachtsbeleuchtung soll Stimmung in der Adventszeit verbreiten. Inwieweit das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr läuft ist noch unklar.

Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel von existenzieller Bedeutung. In der Zeit vor dem Fest wird rund ein Fünftel des Jahresumsatzes abgewickelt. Im vergangenen Jahr waren das knapp 14 Milliarden Euro. Wenn man dieses Jahr wieder auf diesen Wert komme, wäre das bereits ein Erfolg, sagte Läuger. Die zeitlich befristete Mehrwertsteuer-Senkung habe über den Sommer "geholfen, aber nicht im gewünschten Maß".


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Beim HBE ist man unsicher, wie sich die einzelnen Faktoren der Pandemie auf das Weihnachtsgeschäft auswirken werden. Einerseits hat eine Untersuchung der Münchener Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) ergeben, dass die bayerischen Bürger mit 512 Euro in diesem Jahr sogar noch etwas mehr Geld für Geschenke ausgeben wollen als 2019 (500) Euro, andererseits fühlt sich nur mehr als ein Drittel beim Einkauf in den Geschäften wirklich sicher vor Ansteckung.

Unklar ist auch, wie sich der weitgehende Ausfall der Weihnachtsmärkte, die geschlossenen Gastronomie- und Kulturbetriebe, aber auch die Erwartung auf einen Corona-Impfstoff auf die Einkaufsfreude auswirken.

Geld ist da

Je jünger die Konsumenten sind, desto eher erledigen sie Einkäufe per Mausklick und lassen sich in den Ladengeschäften kaum noch blicken. Der Online-Handel wird nach den Erwartungen des HBE in diesem Jahr um gut 20 Prozent an 2,3 Milliarden Euro Umsatz zulegen. Das kommt allerdings nicht nur den Online-Riesen zugute. Die Zahl der Online-Shops nehme zu und auch über regionale Plattformen wird zunehmend Umsatz abgewickelt.


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Wenn man schon nicht zum Einzelhandel in die von Verödung bedrohten Innenstädte kommen wolle, dann sollte man doch wenigstens den regionalen Online-Plattformen den Vorzug geben, appellierte Puff. Die Deutschen hätten genügend Geld, viele seien aber unsicher, ob sie es ausgeben sollten.

Zu den Gewinnern der weihnachtlichen Einkaufsrally im Pandemiejahr 2020 wird nach den Erwartungen des HBE neben dem Online- vor allem der Lebensmittelhandel mit zweistelligen Zuwachsraten gehören. Wenn schon sonst wenig geboten werde, wollten sich die Menschen an gutem Essen und Trinken zuhause erfreuen, sagte Puff. Auch Möbel und Heimzubehör aus Baumärkten stünden hoch im Kurs.

Wie in den Vorjahren werden wieder viele Gutscheine, Geldgeschenke und Produkte aus den Bereichen Kosmetik und Körperpflege unter dem Christbaum liegen. Auf den Einkaufslisten ganz oben stehen zudem Bücher, Schreibwaren, Uhren, Schmuck, Spielwaren und Bekleidung.

Ansteckungsgefahr "minimal"

Obwohl das Weihnachtsgeschäft laut Läuger "noch nie so wichtig war wie in diesem Jahr" sind doch Ladenschließungen bei einem unerfreulichen Pandemie-Verlauf nicht ausgeschlossen. In diesem Fall müsse die Politik mit massiver Gegenwehr des Interessensverbands rechnen, kündigte Puff an. Die von den Geschäften getroffenen Hygiene-Maßnahmen seien so gut, dass die Ansteckungsgefahr dort "minimal" sei. Außerdem müsse dann der Staat mit ordentlich Geld 'ran. Der Einzelhandel sei bisher ohnehin nicht so gut für die Ausfälle entschädigt worden wie andere Wirtschaftsbereiche.

Der Handelsverband Bayern (HBE) ist die unternehmenspolitische Interessenvertretung des bayerischen Einzelhandels. Insgesamt erwirtschaften in Bayern 60.000 Einzelhandelsunternehmen mit 330.000 Beschäftigten einen Umsatz von über 71 Milliarden Euro jährlich.

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