Antrag gescheitert: Erlanger Schlot leuchtet weiter
17.10.2019, 06:00 UhrEr brachte von oben herab mehr Farbe ins Leben der Erlanger. Und vielen gefiel das. Dann wieherte der Amtsschimmel und setzte dem bunten Kaminleuchten ein jähes Ende. Ein paar Monate und mehrere kostspielige Gutachten später bekamen die Erlanger Stadtwerke schließlich Post aus Ansbach. Darin die offizielle Genehmigung der Regierung, den Schornstein nunmehr an sechs Monaten im Jahr anstrahlen zu dürfen – durchaus zur Freude vieler Bürger. Jetzt allerdings forderte die Grüne Liste (GL) per Antrag, dass die Beleuchtung des Kamins gänzlich abgeschafft wird. Nur zu besonderen Anlässen sollte er noch bunt ins Weite strahlen dürfen.
In ihrem Antrag führte die Grüne Liste unter anderem den Klimawandel ins Feld, zudem den deutschlandweiten CO2-Ausstoß des Verkehrs, erinnerte ferner daran, dass die Stadt Erlangen den Klimanotstand ausgerufen hat und forderte am Ende jene Sofortmaßnahme gegen diese Lichtverschmutzung.
"Ich war fassungslos und mehr als enttäuscht darüber, dass die Stadtwerke weiterhin den Kamin beleuchten", meinte etwas aufgebracht GL-Rätin Bianca Fuchs. Die Beleuchtung habe keinerlei Nutzen, sei überflüssig und schwachsinnig, so Fuchs in der jüngsten Sitzung des Umwelt-, Verkehrs und Planungsausschusses. Das sahen andere etwas anders. FDP-Mann Jürgen Zeus war schlicht "fassungslos, wie man so reagieren kann". Schließlich sei der Stromverbrauch doch "so gering", zudem befürworte ein Großteil der Erlanger Bevölkerung das Anstrahlen und auch der Sechs-Monate-Kompromiss sei "vertretbar". Ähnliches kam von Andreas Richter. "Ich kann das auch entspannter sehen", meinte der SPD-Rat und machte klar, dass die Sozialdemokraten den Kompromiss mittragen werden.
Mit der Erlaubnis jener Oberen in Ansbach darf der Schlot seit Mitte November 2018 wieder wechselfarbig leuchten. Allerdings muss fortan eine rechtliche Einschränkung berücksichtigt werden. Denn zum 1. August 2019 ist das "Zweite Gesetz zu Gunsten der Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern", in Kraft getreten. Letztlich bleiben den Stadtwerken nun die etwas dunkleren Monate November bis Februar, in denen sie den Schlot zwischen 150 bis rund 204 Stunden lichtbunt färben dürfen sowie die Sommermonate Juni (etwa 46 Stunden) und Juli (etwa 52 Stunden). Fünf "Sondertage" mitgerechnet, kommen am Ende etwa 850 Stunden zusammen, was 3128 Kilowattstunden Stromverbrauch bedeutet. Das wäre durchaus mit dem Verbrauch eines Zwei-Personen-Haushalts vergleichbar, hieß es. Und angesichts dessen halten die Stadtwerke den Stromverbrauch für ihre Kaminbeleuchtung "für vertretbar".
Betont wurde auch die Symbol-Funktion des bunten Kamins – für die Stadt selbst und für bestimmte Gedenktage. Zum Weltaids-Tag war der Schlot beispielsweise rot illuminiert, am Welt-Pankreaskrebstag lila. Matthias Exner, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke, versprach, "den Turm mit Maß anzustrahlen". Bei vier Gegenstimmen wurde schließlich beschlossen, die "ökologisch vertretbare" Beleuchtung fürderhin beizubehalten.
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