Benefizkonzert: "Wulli & Sonja" trotzen der Corona-Krise
27.3.2020, 18:00 UhrDas Duo "Wulli & Sonja" (Thomas "Wulli" Wullschläger und Sonja Tonn) hat sich im Verlauf von 15 Jahren einen großen Bekanntheitsgrad erarbeitet. Über 200 mal stehen beide pro Jahr gemeinsam auf der Bühne – und dies nicht nur in Erlangen und Umgebung: Die beiden Musiker touren durch ganz Deutschland, spielen in Kulturtreffs im Ruhrpott ebenso wie in Kneipen auf Ostsee-Inseln und bei Privatfeiern im Allgäu.
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Im Interview spricht Gitarrist und Sänger Wulli Wullschläger über das schwierige Los freiberuflicher Künstler zu Corona-Zeiten.
Freiberufliche Künstler trifft die jetzige Situation mit ihren Veranstaltungsverboten besonders hart. Habt ihr das kommen sehen und wenn ja, kann man sich dagegen in irgendeiner Form absichern?
Also in diesem Ausmaß haben wir, und ich denke auch kaum ein anderer, das so nicht kommen sehen. Man hört etwas über schlimme Katastrophen, doch eigentlich immer nur aus weiter Ferne. Dass man selber, wie in diesem Fall, voll betroffen ist, hat sich wohl keiner so vorgestellt. Was der Staat tut, mit all diesen Programmen, ist, abgesehen davon, dass es wirklich akut hilft, auch ein warmes Signal. Man merkt, man ist nicht allein, die ganze Politik rückt nahe an uns heran und man fühlt, wie wir alle zu einer großen Familie werden. In den Gesichtern der Politiker sehen wir die Anspannung und den Stress der wahrscheinlich etlichen, durchdiskutierten Nächte, aber auch den verständlichen tröstenden Ton, den man früher so oft schmerzlich vermisst hat. Also Absicherung gibt es keine, aber der bayerische Staat lässt uns nicht hängen.
Sind Terminverschiebungen im Konzertbereich, gerade wenn eine Tournee am Laufen ist, halbwegs machbar?
Terminverschiebungen sind sowieso nur in den wenigsten Fällen möglich. Natürlich tragen sie leider auch nichts zur Verbesserung unserer akut prekären Finanzlage bei.
Kann man Indoor-Projekte, beispielsweise im Aufnahme-Bereich, einfach vorziehen, um überhaupt was zu machen?
Indoor-Projekte sind genau das, was wir machen. Wir schreiben neue Songs, lassen uns natürlich, komme was da wolle, nicht unterkriegen und versuchen wie immer, aus der Not eine Tugend zu machen.
Was ist das eigentlich für ein Gefühl, von heute auf morgen ohne Einnahmen dazustehen? Muss man dann finanziell auf den Notgroschen zurückgreifen, hofft man auf staatliche Unterstützung oder ist alles nur halb so schlimm?
Ja, das mit der finanziellen Situation ist natürlich ein echter "Tsunami". Nach meinem Studium in den 80ern habe ich eigentlich, trotz einiger Ablenkungen, kontinuierlich daran gearbeitet, meinen Lebensunterhalt mit Musik und meinem Herz zu bestreiten. Dass jetzt ein "biologischer Krieg" über uns hereinbricht, der alle meine Bemühungen auf einen Schlag vernichtet, kann ich kaum fassen. Ich habe es vielleicht etwas leichter, denn geldliche Situationen, in denen ich nicht wusste, wie es nach ein oder zwei Monaten überhaupt weitergehen soll, habe ich als Pächter des Musikkellers "Strohalm" in der Vergangenheit schon zur Genüge erlebt. Sonja tut sich da schwerer, da sie noch nie in einer solchen finanziellen Situation wie ich war. Sie hat ja vor 15 Jahren ihren sicheren Job in der Pflege eingetauscht für ein Leben mit Musik und ist ohne die Zusatzbelastung durch eine Kneipe ganz gut klar gekommen. Dennoch ist sie auch immer wieder betrübt, aber gibt nicht auf.
Wie sehen eure Tage und Wochen ohne Konzertabende aus? Genauer gefragt: Was macht ihr gerade?
Sonja lernt gerade neue Instrumente – man darf gespannt sein, welche. Außerdem genießt sie die zusätzliche Zeit, die sie mit ihren Töchtern verbringen kann. Trotzdem ist es für uns und auch für alle Musikerkollegen, die ausschließlich von ihren Konzerten leben, eine absolute Zerreißprobe. Ohne staatliche Unterstützung wäre es ganz sicher aus! Die Abende verbringen wir sonst in Restaurants, Kirchen, Bars oder auf Konzertbühnen. Dass wir nun alle abendlichen TV-Sendungen kennen lernen dürfen, ist für uns eine äußerst ungewöhnliche Situation. Wir halten uns an die verhängte Ausgangsbeschränkung und haben unsere Kommunikation auf Anrufe und soziale Netzwerke verlagert. Das Schöne und Veränderte ist, dass man ja mit Medien wie Facetime, Skype usw. seine Freunde, wenn auch nur über den Bildschirm, trotzdem sehen kann. Sonja "trifft" sich z.B. zum Morgenkaffee und Gedankenaustausch mit Freunden aus anderen Bundesländern via Facetime. Das ist auch ein neues Miteinander. Man hat auch das Gefühl, dass intensivere Gespräche stattfinden und dass man sich für diese auch mehr Zeit nimmt und besser zuhört.
Streaming-Konzert am Samstag
Ab 18.55 Uhr gibt das Duo ein einstündiges Live-Streaming-Konzert mit dem Titel "Momente ohne Publikum". Der Auftritt wird live aus dem leeren "fifty fifty", also ohne Publikum, auf der Facebook- und Webseite des Duos übertragen. Dabei werden online Spenden gesammelt. Alle Einnahmen, die nach Abzug der Kosten der beiden Musiker übrig bleiben, gehen zu 50 Prozent in einen Topf für Erlanger Künstler und zu 50 Prozent als Dankeschön an die Krankenschwestern und Krankenpfleger in Erlangen.
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